Ideen

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„Ich habe so keine Lust mehr auf noch mehr Bücher." Theo lässt seinen Kopf auf den Tisch vor sich fallen. Ein dumpfes Geräusch kommt daher und Theo hebt den Kopf wieder, um sich die Stirn zu reiben. Jay, ihm gegenübersitzend, hält sich eine Hand vor den Mund, um sein Kichern zu dimmen, aber leise Geräusche dringen trotzdem nach außen.

„Wir haben es Dana versprochen und du warst es, der meinte er habe Angst vor ihr. Du willst ihr doch nicht sagen, dass du aufgehört hast, weil du keine Lust mehr hast." Theo reißt den Kopf nach oben und schüttelt ihn wild. „Dann schnappt dir ein Buch und mach weiter."

„Sklaventreiber. Aber du hast Recht. Nevio kommt noch, oder?" Theo nimmt sich ein Buch von einem der hohen Stapel, die über den Tisch verstreut stehen.

„Vermutlich, vielleicht aber auch nicht. Er sagte, er kommt nach seinem Gruppenprojekt. Aber wann das fertig wird und ob er danach tatsächlich noch Zeit hat, wissen wir nicht. Welcher der Stapel war der mit Runen?" Jay lässt seine Finger über die Buchrücken gleiten, um den Stapel zu finden, den er sucht.

„Ähm... ja. Das ist der hier." Theo zeigt auf den Stapel, in dem sie Runenbücher aufgeschichtet haben. Es ist einer der höchsten Stapel und Jay beginnt die Bücher zu überfliegen. In einem liest er sich fest und zieht immer mehr Bücher zu sich, bis um ihn herum die geöffneten Bücher sich stapeln.

„Hast du was gefunden?"

„Warte ein paar Momente. Ich muss mich konzentrieren. Vielleicht. Ich glaube schon. Komm mal rum." Jay winkt Theo auf seine Seite und der folgt der Anweisung seines besten Freundes etwas verwirrt, stellt sich aber neben ihn.

„Was hast du gefunden?"

„Hier schau mal. Dieser Zauber gibt ein Signal, wenn sich Runen ändern. Er wird eigentlich für alles Mögliche verwendet, aber wenn man ihn mit Runen koppelt, die ein Schild bindet, dann können wir es benutzen." Jay deutet auf eine Passage in dem Text.

„Ein Schild?"

„Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Es ist eine Art Schild, die normalerweise als Kuppel genutzt wird. Die Runen werden in einem Kreis geschrieben und bilden eine Kuppel, die reagiert, wenn ein markiertes Objekt sie durchschreitet. Man kann sie aber auch als Wand nutzen." Er machte Gänsefüßchen um das Wort Wand. „Man schreibt vier Runen für die Eckpunkte, normalerweise um eine Tür oder ein Fenster und es spannt dazwischen ein Feld auf. Es arbeitet wie die Kuppel."

„Du willst Nick den Gegenstand machen? Geht das denn? Ich meine, er wird definitiv nicht stillhalten, wenn wir versuchen eine Rune auf ihn zu schreiben."

„Es ist ein Zauber, der die Runen verändert. Und wenn wir sie mit dem Zauber koppeln, dann können wir sie nutzen. Vielleicht auch einen Zauber, der die Zeiten markiert und alles aufschreibt. Dann müssten wir nicht geweckt werden. Ansonsten bekommen wir einen Großteil vermutlich nicht mit." meint Jay und sucht in seinem Chaos nach einer Feder, Tinte und einem leeren Pergament. Es dauert etwas, doch dann beginnt er die Zauber und Runen aufzuschreiben.

„Und was machen wir jetzt? Sind wir jetzt fertig?"

„Zuerst die Bücher wegräumen. Oder hast du einen anderen Ansatz für die Lösung unseres Problems?" Theo schüttelt den Kopf. „Dann aufräumen und Dana suchen. Sie gibt die Kommandos. Wenn sie das okay gibt, dann müssen wir uns einen Plan überlegen, wie wir die Runen anbringen, ohne dass es jemand mitbekommt und Nick mit dem Zauber belegen. Der wird sich dafür sicher nicht bedanken." schmunzelt Jay und beginnt die Bücher zuzuklappen und in seine Arme zu sammeln.

„Ich denke niemand würde sich bedanken, wenn man mit einem seltsamen Zauber belegt wird, den man nicht kennt. Wir beide ja auch definitiv nicht. Hey, warum muss ich die Bücher tragen?" beschwert sich Theo, als Jay ihm einen großen Stapel Bücher in die Arme drückt.

„Pssst." werden sie sofort von der Bibliothekarin ermahnt und beide ziehen die Köpfe ein. Die Bibliothekarin lässt sie in Ruhe und sie beeilen sich, die Bücher wieder an die richtigen Stellen zurückzustellen und die Bibliothek zu verlassen. Kaum sind sie auf dem Gang atmet Theo hörbar auf.

„Ich hasse es, wenn sie so... du weißt schon ist. Fast wie Dana." Er schüttelt sich und Jay lacht.

„Wer ist wie ich?" Theo zuckt zusammen und gibt einen schrillen Schrei von sich. Dana taucht mit einem Mal hinter den beiden auf. Sie schlingt einen Arm um den heftig lachenden Jay und hält ihn aufrecht. „Also, wer ist wie ich, Theo? Und warum klingt das so negativ? Magst du mich etwa nicht?"

„Nein, ich... äh... doch aber." stottert Theo vor sich hin und Jay kann sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. Er lehnt sich heftiger an Dana, die sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen kann und damit kämpft, Jay aufrecht zu halten.

„Also, was jetzt? Magst du mich oder magst du mich nicht? Ich bin wirklich traurig, wenn du mich nicht magst." Sie schiebt die Unterlippe vor und schafft es, dass sie aussieht, als würde sie jeden Moment losweinen.

„Natürlich mag ich dich Dana. Nicht weinen. Bitte, nicht weinen. Nicht weinen." Danas Gesicht verzieht sich zu einem breiten Grinsen, bei Theos beinahe panischer Stimme. Jay schmeißt sich vor Lachen beinahe weg.

„Dann kannst du mir ja auch verraten, mit wem du mich gerade verglichen hast."

„Ähm... niemand wichtigem." Dana fokussiert ihren Blick auf ihn. „Okay. Mit der Bibliothekarin. Vor der habe ich fast so viel Angst wie vor dir."

Dana zieht eine Augenbraue hoch und das Grinsen wird blutrünstig. „Du hast du also Angst vor mir. Aber anderes Thema. Habt ihr etwas gefunden, was uns helfen könnte?"

Jay atmet mehrmals schnaufend durch und beruhigt sich. „Ja. Aber du musst mal schauen, ob das etwas ist, dass wir auch wirklich nutzen können. Ich weiß nicht genau, ob das sowas ist, wie du es dir vorgestellt hast. Aber vielleicht sollten wir das nicht auf dem Gang besprechen."

„Oh, aber ganz sicher nicht. Wir sind ja nicht dumm vor Mut. Nicht wie andere Personen in dem Schloss." Dana lacht kurz und laut. Dann wird ihr Gesicht wieder ernst. „Lasst uns in eure Zimmer gehen und schauen, was ihr gefunden habt. Ich vertraue euch da eigentlich, aber wenn ihr wollt, dass ich da noch einmal drüber schaue, sicher. Also los." Sie harkt sich bei beiden ein und zieht sich in Richtung der Kerker.

Gerüchte im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt