Ein Sumpf vor den Ferien

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„Der Sumpf vor dem Klassenzimmer der Kröte ist so schön poetisch. Sie muss sich wie zuhause fühlen. Ich habe die Zwillinge gefragt, ob sie die auch verkaufen. Meine Großtante Agnetha könnte so einen Sumpf in ihrem Haus gebrauchen. So ein Eckel. Und wir müssen über Weihnachten wieder hin. Ich hätte ihr so gerne einen geschenkt. Aber sie haben gesagt, er ist noch in der Experimentierphase." Anne verschränkt schmollend die Arme, lehnt sich in ihrem Sessel zurück und alle in ihrem Umfeld lachen.

„Ich finde es ein beeindruckendes Stück Magie. Und sie sind auch nur Schüler." meint Leo leise.

„Ja. Aber schon Sechstklässler. Wenn wir in drei Jahren auch in der sechsten sind, können wir das sicher auch. Auch wenn ich nicht verstehe, warum man das will. Was will ich denn mit einem Sumpf im Haus? Man braucht immer ein Boot, um darüber zu kommen und das ist so unpraktisch." beschwert sich Marc und wirft den anderen beiden Drittklässlern böse Blicke zu.

„Aber es ist so romantisch in den kleinen Booten." schwärmt Elizabeth.

„Ja. Super romantisch. Mit zehn anderen eng auf eng gedrückt zu sitzen und über einen stinkenden Morast gestackst zu werden. Es wäre nur schlimmer, wenn die Lehrer und nicht die Hauselfen die Boote steuern würden." ätzt Marc und erneut explodiert der Raum in Gelächter.

„Du bist aber nicht die Einzige, die gefragt hat, Anne. Die Zwillinge haben von allen Seiten Anfragen dafür bekommen. Scheinbar haben mehr Leute ein Verlangen nach einem tragbaren Sumpf als du annimmst, Marc. Sie sind der Meinung, dass es nächstes Jahr vielleicht verkaufsbereit ist. Aber sie haben gemeint, dass sie noch einmal eine Demonstration veranstalten wollen, weil es so gut angekommen ist." verkündet Dana, was sie weiß und lehnt sich auf dem Sofa zurück.

„Du weißt auch echt immer alles. Da will man dir ja gar nichts mehr erzählen." Die hohe, schrille Stimme und das unschuldige Getue geht den meisten auf die Nerven und auch Dana verdreht nur die Augen. Aber sie setzt sich aufrecht hin und fixiert die Besitzerin der Stimme.

„Es gibt nichts in deinem Leben, was mich auch nur am Rande interessieren würde, Azrielle. Du solltest uns allen einfach einen Gefallen tun und die Schule verlassen, immerhin ist alles was du hier lernst nur Gerede gegen deinen Lord und Herrn. Zitat von dir. Oder bin ich da etwa einmal falsch informiert?" Azrielle läuft rot an, sagt aber nichts, sondern wirbelt nur herum und will aus dem Gemeinschaftsraum stürmen.

„Azrielle! Hiergeblieben! Die Hauslehrer haben eine Vollversammlung einberufen, also wirst du auch anwesend sein! Setzen!" Skylar Morris packt Azrielle, bevor sie den Raum verlassen kann, am Oberarm und bugsiert sie auf einen freien Platz, auf den sie gedrückt wird. Azrielle öffnet den Mund.

„Ich würde mir sehr gut überlegen, in welcher Position du dich befindest. Jedes Mal, wenn du deine Bibel zitierst oder deinen Gott erwähnst, machst du dir hier nicht wirklich viele Freunde. Du beleidigst uns und unsere Kultur. Du beleidigst dich auch selbst. Wenn deine Attitüde nicht besser wird, werden wir mit den Hauslehrern reden müssen, dass du der Schule verwiesen werden musst. Dein Verhalten ist nicht tragbar."

Azrielle hat den Sinn sich in dem, mit einem Mal totenstillen, Raum umzusehen. Alle Augen sind auf die Zweitklässlerin und die Vertrauensschülerin gerichtet und nur ganz wenige zeigen Mitleid mit Azrielles Situation. Die meisten wirken genervt von ihr. Sie sinkt in sich selbst zusammen und ist ganz still.

Langsam kommen die Gespräche wieder auf und die Schüler wenden sich wieder anderen Dingen als Azrielle zu. Die Gespräche plätschern vor sich hin und stoppen sofort, als sich der Eingang zum Gemeinschaftsraum öffnen. Die Professoren Snape und Kalari betreten den Raum und könnten unterschiedlicher nicht sein. Professor Kalari mit ihrer perfekten Haltung und ihren Modellooks und Professor Snape mit seinem bauschenden Umhang und den von der Schutzcreme fettigen Haaren.

Aber beide haben den Respekt aller Slytherins, die sich ihnen zuwenden und ihre Gespräche unterbrechen, um ihren Professoren den Respekt zu zeigen. Ein paar schwarzer Augen und ein Paar blauer wandern über die Schüler und verharren einen Moment auf Azrielle, die noch immer mit verschränkten Armen auf dem Stuhl sitzt.

„Ich nehme an, dass dieses Problem bereits hausintern geklärt wurde und kein Eingreifen unserer Seiten nötig ist?" Professor Kalari sieht mit einer hochgezogenen Augenbraue von Azrielle zu der Gruppe der Vertrauensschüler.

„Ja. Das Problem ist zunächst geklärt. Sollte es sich damit nicht haben, werden wir es ihnen melden." antwortet Skylar und wirft Azrielle einen warnenden Blick zu. Die reagiert gar nicht.

„Wir überlassen es dann euch. Sind alle anwesend?" wendet sich Professorin Kalari an die Vertrauensschüler. Die geben ihr alle ein Nicken als Antwort. Die Professorin lächelt und dreht sich zu den restlichen Schülern im Raum um. „Nun. Ich weiß, ihr wollt alle in die Ferien und die stehen ja zum Glück auch vor der Tür. Ich weiß, dass alle von euch in den Sommerferien von den Übergriffen auf Zivilisten gehört haben. Das Ministerium hält Informationen aus der Zeitung, aber leider sind diese noch immer zahlreich und gefährlich wie immer.

Wir haben beschlossen euch das zu sagen, bevor ihr in die Ferien geht. Das mag euch zwar die Vorfreude zerstören, aber wir halten eure Sicherheit für wichtiger. Euch ohne eine Warnung in die Ferien zu entlassen ist... unverantwortlich und für einen Mitarbeiter der Schule nicht tragbar. Aber nicht einmal der Direktor kam da gegen sie an."

Im Raum herrscht eine gedrückte Stille. Von der fröhlichen Vorferienstimmung ist nichts mehr zu merken. Die meisten rollen sich eng zusammen oder drücken sich an ihre Freunde. Die Professorin seufzt. „Ich sehe die Kollegin hatte zumindest damit Recht. Ich sage nicht, dass ihr angegriffen werdet. Ihr sollt nur aufmerksam sein, besonders außerhalb von eurem Zuhause und wenn ihr in Gesellschaft von unbekannten Personen seid."

Die meisten der Schüler nicken verständnisvoll, nur einige der Jüngsten wirken noch immer wie verängstigte Hasen. Jay kann nicht anders, als sich Jill vorzustellen, wie sie versuchen würde den Kleinen ihre Angst zu nehmen.

„Wir haben noch eine weiter Nachricht für euch, die die meisten von euch nicht freuen wird. Professorin Umbridge wird bis zum Ende des Schuljahres bleiben und ihr Kurs wird auch weiterhin Pflicht für sämtliche Schüler sein. Ich weiß. Ihr habt euch oft und ausführlich beschwert." Professor Snape hebt eine Hand und unterbindet damit alle aufkommenden Proteste.

„Die Professorin ist vom Ministerium gestellt und der Kurs von ihnen angeordnet, daher kann der Direktor sie nicht feuern, ehe das Jahr nicht vorüber ist. Solltet ihr sie dann noch immer so loswerden wollen und sie nicht freiwillig gehen, dann schreibt dem Schulrat einen Beschwerdebrief. Werden die Schulgouverneure genug Beschwerden erhalten, werden sie sich damit auseinandersetzen. Wir erwarten, dass ihr in Professor Umbridges Unterricht euer bestes Benehmen zeigt. Wir müssen euch nicht erinnern, in welcher Position sie sich befindet. Innerhalb und außerhalb der Schule."

Die älteren Schüler nicken wenig begeistert und erklären es den Jüngeren, auf deren Fragen hin. Die Professoren lassen die leisen Erklärungen zu. „Da wir das nun geklärt haben, bleibt uns nur, ihnen eine erfreuliche Ferienzeit zu wünschen. Morgen wird die Abreise vermutlich wieder hektisch werden. Passt bitte auf eure Sachen auf und verschlaft nicht." Professorin Kalari verabschiedet sich zunächst und nach einem weiteren schweifenden Blick, verlässt auch Professor Snape den Gemeinschaftsraum.

Die meisten Schüler machen sich auch auf den Weg in ihre Schlafsäle, die meisten lautstark diskutierend.

Gerüchte im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt