Nachts im Ministerium

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Unter ihnen breitet sich die dunkle Stadt aus, nur vereinzelt sind noch Lichter zu erkennen. Über London ist die Wolkendecke dichter und Jay ist froh darüber. So müssen sie sich nicht so viele Gedanken darüber machen, ob Muggel sie sehen könnten oder nicht. Jay zerrt seinen Umhang enger um sich, die kalte Nachtluft durchdringt seine Kleidung und bei einem Blick zu den anderen kann er erkennen, dass es ihnen nicht besser geht.

Mit einem Mal geht ein Ruck durch sein Reittier und es nähert sich der Erde. Für Jay ist es so überraschend, dass er sich in der Mähne festkrallt und sich anschließend bei dem Thestral entschuldigt. Der landet auf dem Boden und geht ein paar Schritte, ehe sie ihre Flügel an ihre Seiten legt.

„Es tut mir leid, dass ich so plötzlich an deine Mähne gegriffen habe. Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan. Wartet ihr hier auf uns? Bitte." Jay rutscht von ihrem Rücken und streicht ihr mit den Fingernägeln über die Nase. Sie gibt ein wieherndes Geräusch von sich, dass er als Zustimmung nimmt. Erst dann sieht er sich um.

Auf der Straße stehen noch mehr Thestrale und eine von den Stuten ist unruhig. In Jay brodelt die Wut, aber er zwingt sie hinunter. Es ist nicht der Thestral, der ihn sauer macht, sondern die dummen Menschen. „Geh nach Hause und kümmere dich um dein Baby." murmelt er der Stute zu, die wie befreit wiehert und sofort abhebt.

„Jay! Komm!" Dana winkt Jay zu und der beeilt sich. „Sie sind wirklich ins Ministerium eingebrochen. Los jetzt. Wir müssen sie finden." Sie eilt auf den Eingang zu.

„Sollten wir nicht jemandem Bescheid sagen gehen und dann verschwinden? Wir werden so Ärger bekommen." Theo packt den protestierenden Nevio und zerrt ihn mit.

„Fällt dir was auf? Die Nachtwache ist nicht hier, sonst hätte man uns schon lange aufgehalten. Hier ist niemand. Wie sollen wir denn jemandem Bescheid sagen, wenn hier keiner ist. Wir müssen da rein, um jemanden zu finden. Also komm. Hier auf der Straße sind wir nicht sicherer."

Jay folgt ihnen wenig begeistert. Aber er muss sagen, Theo hat Recht. Es sollte eine Nachtwache da sein, aber da ist tatsächlich niemand. Die komplette Eingangshalle ist leer. Nicht einmal hinter dem Registriertresen ist jemand.

„Du warst doch schon häufiger hier, oder? Wo finden wir am ehesten jemanden, der uns helfen kann? Jemanden, den wir alarmieren können, damit wir zurückkönnen." Nevio zieht an Jays Arm und der sieht ihn an, ehe er auf die Tafel an der Wand schaut. Die zeigt, welche Büros und Räume auf welcher Etage sind.

„An sich das Aurorenbüro. Aber ich glaube, die sind nachts nicht im Einsatz, sondern müssen direkt kontaktiert werden. Ich weiß nicht, wer nachts überhaupt da ist. Ich weiß es wirklich nicht. Wir können sie nur direkt kontaktieren. Aber ich glaube, die Halle der Kamine ist nachts zu. Oder auf jeden Fall sind die Kamine ohne Flohpulver."

„Von wo können wir jemanden kontaktieren, der uns helfen kann? Und entscheide schnell. Ich habe ein ganz dummes Gefühl. Als hätte uns Dana in richtig große Probleme mit reingezogen." Nevio wirft Dana und Theo einen missbilligenden Blick zu. Die stehen ein paar Schritte weiter, wo sich der Gang in mehrere aufteilt, und diskutieren leise, aber mit ausladenden Bewegungen.

„Ich... Im Büro meines Vaters. Da ist in jedem Fall Flohpulver und der Kamin ist angeschlossen. Und zumindest mit Zuhause verbunden."

„Gut. Dann los. Lucius Malfoy ist definitiv hoch genug, um das Chaos hier zu übernehmen. Hey, Dana, Theo. Komm..." Nevios Stimme stirbt, als mit einem Mal eine Explosion durch einen der Gänge halt und für einige Sekunden Licht diesen Gang hell erleuchtet. Jay zerrt Nevio gegen die Wand, während Dana nur in den Gang starrt und, kaum dass das Licht erloschen ist, in diesen rennt.

„Ist die dumm?! Das ist so verdammt gefährlich. So eine Gryffindortat." flucht Nevio vor sich hin.

Theo sieht Dana hinterher, dann zu den anderen beiden. „Ich gehe ihr hinterher und versuche sie aus Problemen zu halten. Ihr holt Hilfe! Beeilt euch!" Damit verschwindet auch er in dem Gang, aus dem nun erneut laute Geräusche hallen.

„Komm schon. Wir müssen Hilfe holen. Wie kommen wir zum Büro deines Vaters?" Nevio zerrt an Jay und holt diesen damit aus seinen Gedanken.

Jay schüttelt den Kopf. „Da lang." Er verschwindet in einem der anderen Gänge und kaum sind sie um eine Ecke, beginnt er zu rennen. Nevio rennt neben ihm her und sie schlittern um eine Ecke, nur um direkt in einen Zauberstab zu sehen.

Jay greift Nevio am Kragen und reist ihn zu Boden. Knapp über ihre Köpfe schießt ein Zauber hinweg und trifft die Wand hinter ihnen. Jay versucht seinen Stab zu greifen, doch das ist in ihrer Position schwierig. Nevio löst sich von ihm und hechtet hinter eine Ecke. Das macht es Jay leichter an seinen Stab zu kommen.

Schnell errichtet er ein Schild und eilt zu Nevio, der einen Rauchzauber spricht. „Renn!"

„Wohin?!"

„Keine Ahnung! Nur weg hier!"

„Wir müssen aber Hilfe holen!"

„Ich weiß!" Jay schnappt sich mit einem Mal Nevio am Oberarm, wirft einen Blick über die Schulter und sieht dort niemanden, und zerrt Nevio durch eine Tür. Der Raum ist kühl, dunkel und riecht klinisch.

„Wo sind wir?"

„Auf der Damentoilette. Rein in eine Kabine und auf die Kloschüssel stellen."

„Will ich wissen, woher du solche Tricks kennst?"

„Nicht, wenn du nicht mehr über das Familienleben der Potters hören willst. Und jetzt still. Sie sollen uns nicht finden." Beide Jungs stehen in vollkommener Dunkelheit auf den Toilettenschüsseln und horchen auf jedes kleine Geräusch. Schwere, schnelle Schritte eilen vorbei und beide haben das Gefühl, als würde ihnen das Herz stehen bleiben. Doch dann verklingen die Schritte und sie atmen auf.

„Und jetzt?"

„Ich weiß es nicht, Nevio. Wir müssen irgendwie Hilfe holen. Wenn die hier oben sind, dann sind die auch unten und damit sind Theo und Dana in großer Gefahr. Und Dana verhält sich gerade mehr wie ein Gryffindor als wie eine Slytherin."

„Aber da draußen sind so viele."

„Wir müssen es trotzdem versuchen. Aber wir müssen leise und vorsichtig sein. Nicht gesehen zu werden ist am wichtigsten." murmelt Jay.

„Okay. Versuchen wir es." Nevio legt eine Hand auf Jays Schulter und sieht in dessen Richtung.

Gerüchte im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt