Vater im Krankenhaus

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Jay bereut es bereits, dass er beschlossen hat seinen Brief nicht im Gemeinschaftsraum der Slytherins, sondern in einem der Häuser übergreifenden zu schreiben. Dana hat ihn und Theo praktisch rausgeworfen, damit sie mal etwas anderes tun als nur zu lernen. Sie sollen Spaß haben. Jay verdreht die Augen, als er daran denkt. Als ob Dana Spaß haben würde. Sie schleicht nur durch Schloss und versucht von überall und von jedem alle Gerüchte zu erfahren, die im Umlauf sind und noch mehr.

Aber das größere Problem ist wie laut es in dem Gemeinschaftsraum ist. In einer Ecke ist eine Rauferei zweier Jungs im Gange. Um sie herum ist ein Kreis von Schüler, die die beiden anfeuern und wohl eine Wettpool laufen haben. An den Fenstern schnattert eine Gruppe Mädchen über den Crush von einer von ihnen sowie wie heiß doch einige der Professoren sein.

Jay reibt sich das Gesicht, sieht auf sein Papier, auf dem nur ein paar Linien stehen, und macht sich bereit in einen der anderen Gemeinschaftsräume zu wechseln. Er packt seine Sachen zusammen, schwingt seine Tasche über eine Schulter und drückt sich zur Tür durch. Als er auf dem Flur ist und die kühlere Luft und die Stille genießt, atmet er durch und macht sich auf die Suche nach einem stillen Platz.

Er erinnert sich zurück, als er gemeinsam mit Cedric im alten Uhrenturm waren, und ändert seine Richtung, um zu dem Raum zu gelangen. Obwohl er in diesem Schuljahr noch nicht dort war, erinnert er sich noch sehr gut daran, wie er den Raum erreicht. Ohne groß nachzudenken, betritt er einen der Geheimgänge und stoppt an einer Biegung, als er eine Stimme hört.

„...muss Opfer bringen. Er wusste, dass die Aufgaben nicht ungefährlich sind. Natürlich muss man Risiken eingehen, wenn man einen Krieg gewinnen will. Erinnere dich, was Du... der Phönix gesagt hat. Man muss bereit sein Opfer zu bringen, wenn man in die strahlende Zukunft gehen will."

„Das weiß ich auch, aber du könntest wenigstens Mitleid zeigen. Das ist nicht irgendeine Person. Das ist mein Dad. Der ist nun verletzt und schwebt noch immer in tödlicher Gefahr. Also zeige gefälligst etwas."

„Was soll ich deiner Meinung nach nun tun? Hier heulend sitzen und Mitleid haben und damit sein Opfer verwerfen? Oder dankbar sein, dass er ein Opfer für die große Sache gebracht hat und meine Aufgabe weiter erfüllen und damit dem großen Ziel noch näher zu kommen? Wir können nicht alles stehen und liegen lassen, weil ein Mitglied ein Opfer gebracht hat. Das würde das Opfer komplett nutzlos machen."

„Du bist so ein Stein! Ein Stein! Keine Gefühle in dir. Mein Vater liegt im Krankenhaus wegen der Wache und du redest vom großen Ziel und der Zukunft, die er vielleicht gar nicht erleben wird."

„Aber du wirst es und das war für ihn viel wichtiger. Und deine Kinder werden es tun. Er will eine bessere Zukunft für dich und die nächste Generation. Und darauf müssen wir alle hinarbeiten. Damit sein Traum, unser Traum Wirklichkeit wird. Wir werden von allen Seiten sabotiert und verlieren Leute, also müssen wir so hart arbeiten, wie es uns möglich ist. Wäre dein Vater wach würde er uns dasselbe sagen. Verlier das Ziel nicht aus den Augen, denn dann gefährdest du alles. Allein deine Zweifel mindern den Wert des Opfers deines Vaters. Willst du ihn tatsächlich so enttäuschen?"

„Natürlich nicht. Aber... es ist so schwer. Es tut so weh ihn da liegen zu sehen."

„Ich weiß. Aber jeder von uns muss daran arbeiten, dass wir die Zukunft so schnell wie möglich erreichen, damit dieses Opfer das letzte sein wird. Damit du nicht als nächstes ein solches Opfer bringen musst. Ich weiß, dass ist schwer, wenn man so direkt betroffen ist, aber du musst deinen Kummer in die Motivation für unsere Sache umwandeln. Nur so können wir die Dunkelheit vertreiben, die uns von allen Seiten umgibt und zu erdrücken versucht. Mit Motivation und gemeinsam. Als eine Einheit."

Ein Geräusch, dass Jay nicht zuordnen kann, ertönt und er versucht zu begreifen, worum das Gespräch zwischen dem Jungen und dem Mädchen geht. Doch, bevor er es vollständig begriffen hat, spricht der Junge schon wieder.

„Wir werden die Helden der Zukunft sein und dann für alle Opfer entschädigt werden. Jeder, der auf der richtigen Seite gekämpft hat, wird seine Belohnung erhalten. Komm, wir gehen trainieren und weiter machen. Damit diese Zukunft und die Belohnung möglichst bald kommt." Erneut kann Jay das Geräusch hören, dann das von schlurfenden Schritten, die sich in die andere Richtung entfernen.

Jay atmet auf und lehnt sich gegen die Wand des Geheimganges. Er ist sich fast sicher, dass der Junge Nick Potter war, und das Mädchen glaubt er als Ginny Weasley identifiziert zu haben. Aber er kann sich nicht erklären, wie die beiden sich küssen können. Nick ist verlobt und die Verlobung ist wichtig für die Familie und vermutlich auch für den politischen Stand. Jay kann sich nicht vorstellen, dass Nick dumm genug ist all das aufs Spiel zu setzen.

Allerdings hätte er auch nicht geglaubt, dass er dumm genug sei, um so dünn verborgene politische Gespräche in der Öffentlichkeit zu besprechen. Denn worum es in dem Gespräch ging, das kann jeder mit auch nur dem kleinsten Interesse in Politik erkennen. Der Phönix. Jay schüttelt den Kopf. Also ob das irgendjemand anderes als Dumbledore sein könnte.

Ihn interessiert aber auch, was die andere Partei nun plant. Sie scheinen sich auf irgendwas Großes vorzubereiten und er macht sich Sorgen was das sein könnte. Er hofft, dass es gegen die Todesser gehen wird und nicht irgendein Plot ist, um Dumbledore wieder zu mehr Einfluss zu helfen. Der würde seine Eltern nur frustrieren und verspricht trotzdem nicht viel Erfolg.

Jay macht sich auf den Weg zurück zu den Gemeinschaftsräumen. Er will Dana finden. Wenn jemand Informationen hat oder sie auftreiben kann, dann ist es Dana. Sie könnte bereits von dem Plan wissen oder was bewacht wird. Und selbst wenn nicht, sie wird begeistert sein, wenn er ihr neue Informationen bringt.

„Ja. Dad ist im Krankenhaus. Aber laut Mum ist er aufgewacht, heute Morgen. Sie hat mir eine Eileule geschickt. Wir müssen Ginny und Ron finden und es ihnen sagen. Sie werden so happy sein. Dad ist nicht mehr in Lebensgefahr. So ungerne ich die Slytherins auch mag, Jackson ist eine begabte Heilerin."

„Ich habe sie im Krankenhaus gar nicht gesehen. Bist du dir sicher, dass sie auch da war, Fred?"

„Ja. Sie war in einer der Schichten. Mum hat sich beschwert, dass die Verlobte eines Todessers im Krankenhaus arbeiten darf. Und gleich noch was über ihren Altersunterschied und so..." Jay hört nicht mehr von dem Gespräch, da sich mehrere Paar Füße entfernen und er wartet hinter dem Ausgang des Geheimganges ab.

Er ist dankbar, dass der Vater der Zwillinge nicht mehr in Lebensgefahr schwebt und ist stolz auf Jill, auch wenn in ihm Wut brodelt. Wieso muss jeder sie auf Dinge reduzieren, die sie vielleicht gar nicht ist? Jill ist natürlich eine begnadete Heilerin und arbeitet deshalb im Krankenhaus und die Leute sollten dankbar dafür sein. Stattdessen muss man sich über ihre Beziehung aufregen oder darüber spekulieren, dass sie ein Todesser ist. Und dabei hat sie geholfen ein Leben zu retten.

Jays Hand ballt sich zu einer engen Faust um den Träger seiner Tasche, seine Fingernägel bohren sich in das weiche Fleisch seiner Handfläche. Er atmet mehrmals tief durch, bis er sich so weit beruhigt hat wie es geht, dann verlässt er den Geheimgang.

Gerüchte im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt