"Tessia Graf, würdest du mir das bitte erklären?!"
Wütend zeigte meine Mutter auf das Loch in meiner Hose am Knie und die verschränkten Hände von meinem besten Freund und mir, während ich über ihr kindisches Verhalten nur mit den Augen rollte.
"Dir auch Hallo, Mama", begrüßte ich sie sarkastisch und ließ meine Tasche auf den Boden plumpsen. "Das Loch hab' ich dir und deinem Papierkram zu verdanken, ich bin heute Morgen über einen Stapel gestolpert und hab' mir die Hose kaputt gerissen."
"Kind, mach deine Augen auf, während du in der Gegend herum läufst", pampte meine Mutter mich an und ich zog meine Augenbrauen zusammen.
Schnaufend stampfte ich einmal wütend mit meinem Fuß auf und pfefferte meine Sonnenbrille auf die Kommode. "Ich soll meine Augen aufmachen? Du solltest dein Bürozeug nicht in unserem Zuhause verteilen, sondern auf der Arbeit!"
Mit zusammen gekniffenen Lippen kam meine Mutter auf mich zu und drehte mein Gesicht ins Licht. "Wie siehst du überhaupt aus, ich hab' dir doch gezeigt wie du dich schminken sollst..", ächzte sie und fummelte an meiner Stirn rum, aber ich wischte ihre Hand zur Seite und drückte feste die Hand von meinem besten Freund.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder Mama?!"
Geschockt und gleichzeitig empört sah ich sie an und wusste nicht was ich denken sollte.
Zugegeben, ich war keine Naturschönheit mit meiner Akne und die Augenringe von heute Nacht hatte ich auch nicht wirklich gut abdecken können, aber das musste meine Mutter mir ja wohl nicht noch klarer machen, indem sie mich für mein Aussehen anmeckerte.
"Du denkst auch an nichts anderes, als deinen Job, oder?! Hauptsache du bist die perfekte Anwältin, bekommst so viele Aufträge wie noch nie und hängst die ganze Zeit in deiner beschissenen Kanzlei herum! Ich soll dann auch noch die perfekte Tochter spielen, muss angezogen wie ein Püppchen rumlaufen, meine Akne ist ja die größte Schande der Welt und mit einem Jungen händchenhaltend rumlaufen darf ich auch nicht! Darf ich überhaupt etwas?!"
Zu meiner Überraschung lockerte sich der Gesichtsausdruck meiner Mutter und ihre Stimme war erstaunlich ruhig. "Hör auf in diesem Ton mit mir zu reden, sonst streiche ich dir den Sommerurlaub mit deinen Freunden, andererseits kannst du jetzt in dein Zimmer gehen und wir verschieben das Gespräch auf heute Abend."
"Musst du wieder zurück zu deiner tollen Arbeit, hm? Das sagst du immer, immer willst du die Gespräche auf abends verschieben, aber wenn du dann Heim kommst, schlafe ich entweder schon oder du bist zu müde. Du bist einfach zu feige das Thema mit mir auszudiskutieren, weil du ganz genau weißt, dass du viel zu viel von mir erwartest", schnaufte ich verächtlich und verschränkte meine Arme.
"Wir sehen uns heute Abend, Tessia", sagte meine Mutter kalt und verschwand stöckelnd mit ihrer Aktentasche aus der Haustür.
Wütend riss ich ein paar Sekunden später die Haustür auf, stolperte nach draußen und sah den Wagen meiner Mutter gerade aus dem Hof fahren.
"ICH HAB DICH AUCH LIEB, MAMA!", schrie ich ihr hinterher und erntete dafür ein paar Blicke der Nachbarn, die gerade entweder im Garten arbeiteten oder sich in der Sonne bräunten und schliefen.
Ohne ein weiteres Wort stampfte ich zurück ins Haus, zog izzi mit in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu.
Den Urlaub nächsten Monat konnte ich dann wohl vergessen.
"Hey, wir kriegen das zusammen wieder hin", sagte Izzi leise und zog mich in eine Umarmung.
Trotzig zog ich eine Schnute und lehnte meinen Kopf an seiner Schulter ab. "Sie wird mir den Urlaub streichen, das weiß ich ganz genau."

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Bodyguard - Taddl Tjarks
Fanfiction"Warum magst du den Regen so sehr?" - "Er erinnert mich daran, dass ich immer noch am Leben bin." Höchster Rang: #34 in Fan-Fiction