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Leise schnurrte der Motor, die Sonne schien ins Auto und ich versuchte eine gemütliche Position zu finden. Es war mir zu still im Auto, aber ich wusste auch nicht über was ich mit Taddl reden sollte. Sein Gesichtsausdruck war emotionslos, während meine Mundwinkel weit nach unten hingen und sich eine riesige Gedankenwolke in meinem Kopf bildete. Ich wollte nicht nach Hause fahren, geplant war eine Woche Urlaub und nicht nur zwei Tage voller kranker Ereignisse.

"Über was denkst du nach?", fragte Taddl leise und schob sich seine Sonnenbrille auf die Nase, da ihn die Sonne blendete.

Laut ausatmend legte ich meinen Kopf an der Kopfstütze ab und schloss die Augen. "Über unseren verkackten Urlaub. Falls man das überhaupt Urlaub nennen kann.."

"Du hast keine Lust sofort nach Hause zu deiner Mutter zu fahren, oder?"

Kopfschüttelnd saß ich da, bis mir einfiel, dass Taddl mich nicht sehen konne, also verneinte ich seine Frage. "Sie würde sich nur aufregen, wenn sie mitkriegen würde, was auf dem Campingplatz passiert ist. Außerdem wollte ich weg von Zuhause, weil mir dort die Decke auf den Kopf fällt."

"Gut, ich lass mir was einfallen", hörte ich Taddl sagen und sah ihn mir von der Seite an. Seine Augenbrauen hatten sich, typisch für ihn, zusammen gezogen und ich fragte mich, was gerade in seinem Kopf vorging. Auf seinen Wangen hatten sich leichte Bartstoppel gebildet, was ihm ein männlicheres Aussehen gab. Ich war mir immer noch unsicher, ob er wirklich ein Bodyguard war, oder nur so tat, aber ganz unerfahren war er wohl nicht.

Das Vibrieren meines Handys riss mich aus den Gedanken und ich zog es aus meiner Tasche. Daves Name erschien auf dem Display und mir wurde schwummrig.

"Hey Dave", sagte ich, nachdem ich den Anruf entgegen genommen hatte und ließ mich tief in den Autositz sinken.

"Tess, alles in Ordnung bei euch?" Sorge schwang in Daves Stimme mit.

Stirnrunzelnd kratzte ich mich an der Wange. "Alles super, und bei dir und Izzi?"

"Auch, auch. Wir haben nur gesehen, dass ihr vorher abgebogen seid. Wir sind normal weiter gefahren, Richtung Zuhause."

Verwundert drehte ich mich um, so weit wie es mir eben angeschnallt möglich war, und schaute aus der Rückscheibe. Izzis Auto war weg, das stimmte. Normalerweise waren sie die ganze Zeit hinter uns her gefahren, aber dann erinnerte ich mich daran, dass Taddl sich etwas überlegen würde. Vielleicht fuhren wir noch nicht nachhause?

"Nein, alles gut bei uns, wir fahren noch woanders hin", beruhigte ich Dave und hörte wie er laut ausatmete.

"Wo geht's hin?", fragte er leise und ich bemerkte seinen Tonumschwung. Es klang wie Eifersucht.

"Ich weiß nicht genau, Taddl hat es mir nicht verraten. Wieso fragst du?"

"Reine Neugierde", lachte er leise und ich lächelte beim Klang seines Lachens. "Halt mich auf dem Laufendem wo ihr genau seid, in Ordnung?"

"Ich ruf dich an", wich ich Daves Frage aus und es war kurz still in der Leitung. "Bis dann", sagte ich noch, bevor ich auflegte.

Vielleicht machte sich  Dave Sorgen, dass mir etwas passieren würde. Bei dem Gedanken fing ich leicht an zu grinsen und packte mein Handy ein. Mit Taddl war ich sicher, das war mir in den letzten Wochen sehr bewusst geworden. Egal, ob er mich vor Clowns oder herunter brechenden Schränken beschützte, er war immer da. Ob er wohl auch sein Leben für mich lassen würde? Okay, das ging zu weit. Schnell wischte ich die Frage aus meinem Kopf.

"Ich muss mal", sagte ich zu Taddl, der mich kurz ansah und dann nickte. "Bald kommt eine Tankstelle, dann können wir auch etwas zu essen holen."

Wie aufs Stichwort grummelte mein Magen leise und wir fingen beide leise an zu lachen.

"Was wollte Dave?", fragte Taddl und ich zuckte mit den Schultern. "Och, er wollte wissen wieso wir abgebogen sind und ob alles in Ordnung sei."

Nickend setzte Taddl den Blinker und fuhr an die Tankstelle heran. Gekonnt parkte er und machte den Motor aus, während ich schon ausstieg und die frische Luft einatmete. Das Wetter war so unglaublich schön, gerade warm genug um in kurzer Hose herum zu laufen, aber auch nicht zu heiß.

Gemeinsam lief ich mit dem großen Jungen neben mir Richtung Eingang, bis er hinein ging und ich links zu den Toiletten abbog. Ich war komplett alleine, außer mir war in dem Damenbereich niemand anderes. Schnell ging ich aufs Klo, wusch mir danach die Hände und schaute mich im Spiegel an. An sich sah ich ganz gut aus, vielleicht leichte Augenringe, aber mir würde definitiv niemand ansehen, was die letzten paar Stunden alles passiert war. Zufrieden strich ich mein dünnes Oberteil glatt und betrachtete meinen Körper genauer. Ich konnte nicht meckern, ich war schlank und hatte eine schöne Taille. Meine Oberweite war vielleicht etwas klein, aber dafür hatte ich einen guten Hintern.

Lächelnd stellte ich mir im Kopf vor, ich wäre ein Superstar und hätte einen Award gewonnen, winkte dankend ab und nahm ihn strahlend entgegen, bis ich ein Geräusch hörte und ich schnell meine Hands sinken ließ. War ich doch nicht alleine? Peinlich berührt sah ich hinter mich und dann wieder in den Spiegel. Eine Kabinentür war nicht ganz zu und rote Locken schauten zwischen dem Spalt hervor. Kopfschüttelnd lief ich zur Ausgangstür und stürmte aus den Toiletten. Ich hatte jetzt keinen Nerv für eine dumme Clown Halluzination, sollten sie sich langsam mal einen anderen Kopf als meinen suchen.

Erleichtert trat ich in die Sonne und sah Taddl, der am Auto lehnte. Eine Tüte stand neben ihm auf dem Kofferraumdeckel, während er schon genüsslich an einem dieser typischen Sandwichs knabberte.

Hungrig lief ich auf ihn zu und wollte mir gerade die Tüte schnappen, als er mir ein kleines, blinkendes Metallteilchen entgegen hielt. Verwirrt schaute ich zuerst das Ding und dann Taddl an, bis ich mir trotzdem Essen aus der Papiertasche holte und es auspackte.

"Was ist das?", fragte ich und zog meine Nase hoch. Sah ich so aus, als ob ich Ahnung von Technik hätte?

Kopfschüttelnd legte Taddl das Ding neben mir ab und schluckte seinen Bissen herunter. "Ein Peilsender. Ich hab ihn blinken sehen, als du auf der Toilette warst."

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und trafen sich über meiner Nasenwurzel. "Ein Peilsender?", fragte ich ungläubig und schon hüpften meine Augenbrauen in die Höhe. Sollte das ein Witz sein?

"Denkst du ich erzähl dir hier irgendeine Scheiße?", stellte Taddl eine Gegenfrage und wischte sich die Hände an seiner Hose ab. "Irgendjemand hat das an unser Auto geheftet, wahrscheinlich um zu wissen, wo wir hinfahren."

"Wieso sollte das denn jemand interessieren? Ich meine, das ist doch unnötig."

Lachend nahm Taddl das Metallteil und warf es in den nächstbesten Mülleimer. "Anscheinend haben wir einen geheimnisvollen Verfolger. Was ich damit sagen will, ist, dass die Sache ernster wird. Keine Ausflüge mehr allein, schon gar nicht nachts. Ich möchte wissen wo du dich aufhälst und selbst wenn du nur aufs Klo gehst, sag es mir bitte." Eindringlich schaute der Blonde mir tief in die Augen und hielt meine Schultern fest. "Hast du verstanden, Tessia?"

Schluckend nickte ich. Anscheinend war das alles doch nicht so witzig, wie ich gedacht hatte. Ich hätte auch nicht erwartet, dass uns jemand für so wichtig hielt, dass er uns verfolgen wollte. Vorsichtig schlang ich meine Arme um Taddls Oberkörper und drückte ihn kurz an mich. Laut ausatmend strichen seine großen Hände über meine Hände, bis er locker ließ. "Lass uns weiter fahren, wir sollten von hier weg kommen."

Gemeinsam stiegen wir in den Wagen ein und Taddl verlor nicht mehr als ein paar Sekunden, um von dem Parkplatz zu verschwinden, während der Peilsender weiter im Mülleimer vor sich hin blinkte.

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Kann nicht einschätzen, ob es gut oder schlecht ist.

Würde mich aber über Feedback freuen. [: ♥

Bodyguard - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt