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"Einen Pfefferminztee mit Milch bitte", sagte ich der Verkäuferin hinter der kleinen Teetheke meine Bestellung und sie nickte mir lächelnd zu, bis sie im hinteren Teil verschwand und man nur noch klepperndes Geschirr hörte.

Keine zwei Minuten später stellte sie mir eine dampfende Tasse hin, die ich dankend nahm und mich humpelnd zu einem Tisch begab, an dem Izzi mit einem Kaffee vor sich saß.

"Immer noch angeschlagen, hm?", grinste er mir entgegen und deutete mit einem Nicken auf meine Beine.

Augenverdrehend ließ ich mich in den Sessel des Cafés plumpsen und zog meine Jacke aus. "Das ist nicht witzig, ich lag zwei Tage lang nur im Bett und durfte nicht mal alleine aufs Klo gehen. Ein Wunder, dass ich heute überhaupt zur Schule zu gehen durfte."

"Sie hat ihre Meinung immer noch nicht geändert, oder?", fragte Izzi vorsichtig und ich schüttelte stumm den Kopf.

Als ich vor zwei Tagen meinen kleinen Unfall im Keller hatte, hat meine Mutter mich logischerweise gefragt wie das passieren konnte und ich hatte ihr wahrheitsgemäß gesagt, dass da ein Clown in der Ecke saß und mich zu ihm gerufen hat, woraufhin meine Mutter nur den Kopf geschüttelt und mir gesagt hatte, dass ich ich langsam aufhören sollte an diesen Kinderkram mit der Clownphobie zu glauben und endlich einen Therapeuten besuchen sollte.

Ich redete seitdem nicht mehr mit ihr und hatte auch nicht vor es bald wieder zu tun, wahrscheinlich machte sie sich nicht einmal die Mühe zu verstehen, dass es mich verletzte, was sie gesagt hatte, ihre Gedanken galten doch sowieso nur ihren Klienten und der Arbeit.

Seufzend rührte ich in meiner Tasse herum und schüttete Milch in den heißen Tee, bis Izzi seine Augenbrauen zusammenzog. "Wo ist denn dein Mister Bodyguard?"

"Sitzt ein paar Tische weiter entfernt von uns", lachte ich leise und sah zu Thaddeus, der mit einer Sonnenbrille auf der Nase und einem Buch an seinem Tisch saß und interessiert immer mal wieder umblätterte.

Ich hoffte, dass er in Wahrheit auch ein Auge auf mich warf, denn wozu war er mein Bodyguard? Obwohl er mir die letzten Tage bewiesen hatte, dass er sich wirklich um mich kümmerte, konnte ich immer noch nicht glauben, dass er ein Bodyguard war. Meine Theorie war ja, dass er sich einen schnieken Anzug gekauft hatte, schonmal von meiner Mutter und mir gehört hatte und sich deswegen bei ihr gemeldet hatte, um aufzupassen, dass dieser unbekannte Killer mich nicht umbrachte, aber eigentlich wollte er nur nicht jeden Tag anstrengend arbeiten und das Geld von meiner Mutter einsacken.

Nicht gerade freundlich was ich da denke, ich weiß. Aber um mein Vertrauen zu bekommen, dauerte es eben etwas länger als bei manch anderen und man musste es mir beweisen.

Summend meldete sich mein Handy, das mir meine Mutter gestern extra wieder gekauft hatte, und ich seufzte genervt auf, als ich sah, dass es nur eine unnötige Nachricht in einem Gruppenchat war.

Meinst du, meine Mutter lässt mich trotz allem mit in den Sommerurlaub?", fragte ich Izzi mit gerunzelter Stirn und schlürfte an meinem Tee.

"Hm", gab er leise von sich, "ich hoffe es. Was wäre das für ein Urlaub ohne dich, es bringt dir doch auch nichts die ganzen Ferien im Haus herum zu hängen. Du musst einfach mit, ich überrede deine Mom."

Lächelnd nickte ich Izzi zu und kratzte mich gedankenverloren an der Stirn. Ich hoffte auch, dass meine Mutter mir die zwei Wochen nicht verbieten würde, was sollte ich denn dann die ganze Zeit machen? Klar, wirklich Freunde hatte ich nicht, also machte es keinen Unterschied ob ich alleine war oder nicht, aber vielleicht hätte ich mit Izzi und seinen Freunden etwas Spaß und würde nette Leute kennenlernen, die mich nicht wegen meiner Phobie auslachen würden.

Bodyguard - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt