Kapitel 27: Eine (un-)freiwillige Partnerschaft und das Ende

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Nach einer sehr ausführlichen Beschreibung von Seiten Merlins, fragte Selene sich worauf sie sich da nur eingelassen hatte. Irgendwie hatte Merlin es geschafft sich auf den gefährlichsten und nervenaufreibendsten Job einzulassen, den ganz Camelot zu bieten hatte.

Leider gab es bei dieser Art von Verpflichtung auch keine Kündigungsoption.

Merlin war der persönliche Kammerdiener seiner königlichen Hoheit Kronprinz Arthur Pendragon.

Aus unerfindlichen Gründen wollten ihn sowohl die Hälfte der magischen Gesellschaft, als auch ein großer Anteil der Normalsterblichen um die Ecke bringen. Außerdem schien es ihnen bei der Umsetzung nicht wirklich an kreativen Lösungsansätzen zu mangeln. Anscheinend waren mordlustige Sirenen, besessene Igel und vergiftete Kettenhemden an der Tagesordnung.

Zum Glück hatte Merlin nun (nicht wirklich) kompetente Verstärkung in Form einer unausgebildeten Hexe bekommen, die neuerdings mit Netzen um sich werfen konnte.

Was für ein Glück!

Selene konnte ihr Glück noch gar nicht richtig fassen, da überredete/zwang Merlin sie auch schon einen magischen Vertrag zu unterschreiben, der ihr Leben in den Dienst von Arthur Pendragon stellte.

Wie wundervoll.

Selene hätte diesen dämlichen Vertrag eigentlich nie unterschrieben, doch die Moiren hatten andere Pläne, denn leuchtende Schicksalsfäden wickelten sich um ihre Arme, Hand- und Fingergelenke und verwandelten sie in eine Marionette.

Erst nachdem ihre Unterschrift auf dem Vertag prangte, gewann sie die Kontrolle über ihren Körper zurück.

Merlin schien angesichts seiner froschgebackenen Partnerin am liebsten in einen Freudentaumel auszubrechen, wurde allerdings von Selenes schockierten Blick davon abgehalten, der auf ihre Unterschrift ruhte.

Die Schicksalsfäden, die sie dazu gezwungen hatten, waren für ihn unsichtbar.

Für Merlin schien es so, als hätte sich Selene freiwillig dazu entschieden den Vertrag zu unterschreiben.

So kam es dazu, dass es zwei Parteien gab, die sich über das Bündnis freuten. Die erste Partei bestand allein aus Merlin. Die zweite Partei, die sich über den Vertrag freuten, waren die Moiren, denn ihre neue Hüterin hatte soeben einen Teil ihres eigenen Schicksals besiegelt. 







Inmitten eines Gewitters vor den schweren Toren eines dunklen Gebäudes trat ein anderer Hüter der Moiren seinem Schicksal entgegen.

Allerdings gab es einen gewaltigen Unterschied zwischen Sorin Everly und Selene Farren. Denn während sie den ersten Schritt auf ihrem Weg als Hüterin der Moiren hinter sich gebracht hatte, war Sorin am Ende des Weges angelangt.

Er erinnerte sich noch genau an Thanatos Worte. Er erinnerte sich an die tiefe Trauer in den Augen des Gottes, als er ihm vom Schicksal der Hüter erzählte.

Er atmete tief durch und das Bild des Thanatos wich dem einer anderen Gottheit mit liebevollen Augen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen betrachtete Sorin den leuchtend roten Faden, der von seinem Herzen ausging und zwischen den Wolken verschwand.

Das pulsierende, leuchtende Rot verdrängte die Finsternis, die von dem Faden an seinem Finger ausging.

Sorin faltete die Hände zum Gebet und verabschiedete sich.

Dann öffnete er die schwere Tür.

Überrascht blickt er in zwei weitere Augenpaare, die ihn ebenfalls verwundert musterten. Keiner von Ihnen hatte anscheinend mit Gesellschaft gerechnet.

Hoffnung machte sich in Sorin breit. Die beiden jungen Frauen, die in dieser Halle standen, konnten unmöglich auch Hüter sein. Er musste sich geirrt haben.

Dann fielen ihm die Mienen der Beiden auf. Die eine Frau war auf den zweiten Blick fast noch ein Kind und doch glich ihr Gesichtsausdruck dem der anderen Frau. Besorgnis und Unruhe, gepaart mit eisiger Entschlossenheit. Sie alle schienen bewaffnet zu sein. Die beiden Frauen trugen farbige Umhänge, die Sorin's ähnelten, wenn er seinen nicht der anderen Hüterin gegeben hätte. Der Umhang des Mädchens war in einem zarten beige gehalten, während der Umhang der älteren Frau dem Nachthimmel zu ähneln schien. Hemera und Nyx. Ein ungewöhnliches Gespann. Auch wenn sie sich nicht zu kennen schienen. 

Die schwere Holztür fiel mit einem lauten Knall hinter Sorin ins Schloss und riss ihn abrupt aus seinen Gedanken.

Die drei Personen wechselten keine Worte. Sie alle waren aus unterschiedlichen Gründen hier und doch handelte keiner von ihnen aus freiem Willen.

Kaum war die Tür verschlossen, da setzte bereits das Knistern ein und eine Flammengestalt trat mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen in das Zentrum der Halle.

Natürlich. Sorin hätte es Wissen müssen, schließlich hatte Thanatos es ihm vor Jahren gesagt.

Es gab kein Entkommen.

Auch wenn er es versprochen hatte. Sorin würde es zumindest versuchen. Für ihn.

Er musste sein Versprechen halten.

Neben ihm spannten sich die beiden Frauen an.

Als die Flammen auf die drei zuschossen, rief Sorin Everly seine Magie zu sich und wappnete sich für seine größte Angst. 

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