Kapitel 30: Besondere Arbeitsbedingungen

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Als Selene am Morgen nach ihrem Nervenzusammenbruch erwachte musste sie feststellen, dass sie sich nicht länger im Thelduin Institut befand, sondern in ihrer Kammer in Camelot. Sobald sie registrierte, dass sie nicht in ihrem Bett lag, sondern auf dem eiskalten Steinfußboden, verfluchte sie Schlafsprünge. 

Cassius hatte sie vor solchen Zeitsprüngen, die im Schlaf stattfanden gewarnt. Zeitreisende die im Schlaf durch die Zeiten geschleudert wurden hatten keine Kontrolle über ihre Sprünge mehr. Nicht im Bett zu landen war ein eher harmloses Ergebnis eines solchen Sprungs.

Als Selene das getrocknete Blut an ihrer Stirn bemerkte als sie sich langsam aufrichtete beschloss sie, dass diese Landung doch nicht ganz so harmlos war.

Eine kleine Platzwunde schien allerdings auch nicht so schlimm wie die Verletzungen, die Cassius von einigen seiner Schlafreisen davongetragen hatte.

Cassius...das Letzte woran sie sich erinnerte war die Bibliothek des Instituts und Cassius, der sie getröstet hatte.

Ein lautes Klopfen an ihrer Tür katapultierte Selene zurück in die Gegenwart.

Merlin riss die Tür zu Selenes Kammer innerhalb von Sekunden schwungvoll auf und musterte sie leicht skeptisch.Sie konnte es ihm nicht verübeln. Normalerweise saß sie nicht auf dem Fußboden und hatte eine Platzwunde an der Stirn.

„Wurdest du niedergeschlagen?", fragte Merlin verwundert, während er sich vor Selene kniete und die Wunde inspizierte.

„Nein! Ich hatte nur eine harte Landung.", erwiderte Selene.

„Landung?" Merlin brauchte ein paar Sekunden ehe er begriff, was sie mit „Landung" meinte.

„Ahh", er zog sie auf die Beine.

„Na das bisschen Blut wird dich nicht davon abhalten an meiner Folter teilzunehmen."

Mit diesen Worten bedeutete Merlin Selene ihm zu folgen und verließ die kleine Kammer mit schnellen Schritten. Selene stolperte leicht verwirrt hinterher.

„Folter?!"

Obwohl der Tag gerade erst angebrochen war, führte Merlin sie auf den Trainingsplatz von Calmelot.

„Was soll ich hier?"

„Du arbeitest hier mit mir."

Eine eisige Windböe ließ Selene erzittern. Es war zwar Sommer, doch in den frühen Morgenstunden war es noch recht kühl und Selene trug nur dünne Sommerkleidung aus dem 21.Jahrhundert. Auch wenn Merlin möglicherweise dank des Illusionszaubers dachte, sie würde einen Umhang tragen.

„Merlin, ich weiß nicht ob du es bemerkt hast, aber ich arbeite bei Agnes im Schloss und helfe Verwundeten. Erinnerst du dich? Du hast mir diese Arbeit verschafft!"

„Nicht mehr. Ab jetzt bist du meine Gehilfin. Erinnerst du dich nicht mehr an den Vertrag, den du unterschrieben hast"

Ach ja, der Vertrag. Den hätte Selene fast vergessen.

Merlin wollte noch etwas ergänzen, doch er wurde von einem großbewachsenen blonden Mann unterbrochen, der entschlossen auf ihn zulief. Selene konnte sich an ihn erinnern. Er war der Mann, der mit Merlin in der Krankenstube diskutiert hatte, als Selene Agnes geholfen hatte.

„Merlin! Du bist zu spät!"

Er schien zutiefst enttäuscht zu sein. Dann fiel sein Blick auf Selene und seine Enttäuschung wandelte sich zu Ärger. Seine Augen funkelten.

„Wer ist das? Seit wann bringst du deine Geliebten zur Arbeit?"

Merlin schien die Vorstellung von Selene als seiner Geliebten genauso lächerlich zu finden, wie Selene selbst.

„Das ist Selene. Ab heute ist sie meine Gehilfin!"

Diese Vorstellung schien Merlins Gegenüber äußerst lächerlich zu finden.

„Gehilfin? Wozu brauchst du denn bitte eine Gehilfin? Kannst du nicht alleine Wäsche waschen?", sagte er verächtlich.

Dieser Kommentar sorgte dafür, dass die Beiden sich zornig anfunkelten. Selene war erstaunt, wie schnell sich die Atmosphäre gewandelt hatte. Sie kam sich vor als würde sie ein Tennismatch beobachten. Das nächste Mal sollte sie für so ein Ereignis Popcorn griffbereit haben.

Mittlerweile schäumte Merlin vor Wut, er stach seinem Gegenüber anklagend den Finger in den Oberkörper. Die nächsten Worte fauchte Merlin beinahe.

„Du bist ein Vollzeitjob, Arthur! Und ich nehme jede Hilfe an die ich kriegen kann!"

Selene schnappte überrascht nach Luft. Jetzt setzten sich die Puzzleteile zusammen. Merlin hatte ihr gesagt, dass er als Kammerdiener für Arthur Pendragon arbeitete. Er war der Kronprinz von Camelot. Das war auch der Grund, warum Agnes ihn trotz seiner leichten Verletzungen so frühzeitig behandelt hatte. Das erklärte auch die Befangenheit der Diener in der Krankenstube. Selene konnte nicht fassen, dass sie so lange gebraucht hatte, um zu erkenne wer dieser Mann war. 

Kronprinz Arthur Pendragon schien keine Lust zu haben den Streit mit seinem Kammerdiener fortzusetzen, denn er stapfte wortlos zu einem Tisch auf dem die unterschiedlichsten Waffen ausgebreitet waren und schnappte sich zwei Schwerter. Das kürzere Schwert drückte er Merlin wortlos in die Hand, dann schritt er in die Mitte des Platzes und funkelte Merlin herausfordernd an.

Dieser seufzte nur frustriert, übergab Selene seine Tasche und schlurfte mit den Worten:"Lasset die Folter beginnen." auf Arthur zu.

Nach einer Stunde intensiven Schwertkampftrainings verstand Selene, warum Merlin von Folter gesprochen hatte. Denn während Arthur zweifellos ein hervorragender Schwertkämpfer mit einer guten Ausdauer war, konnte man dasselbe nicht wirklich von Merlin behaupten. Er war zwar auch recht ausdauernd, doch mittlerweile stolperte er immer öfter und keuchte. Er selbst hatte in der vergangenen Stunde keinen einzigen Treffer landen können, dafür hatte Arthur in allerdings ein paar Mal erwischt und es bildeten sich bereits Blutergüsse und blutige Schnitte.

Als Arthur Merlin mit einer Handbewegung entließ humpelte er zu Selene, die sich ziemlich unwohl damit gefühlt hatte, eine Stunde lang seine Tasche zu halten und einfach nur rumzustehen, während immer mehr Ritter auf den Platz gekommen waren. Sie hatte einige misstrauische Blicke kassiert.

„Kannst du mir die Salbe geben?", fragte Merlin Selene und blickte bedeutungsvoll auf seine Tasche.

„Ist das meine neue Aufgabe als deine Assistentin? Rumstehen und warten?", fragte Selene leicht frustriert, während sie Merlin dabei half seine Wunden zu versorgen.

„Du wirst dich noch nach Ruhe und rumstehen sehnen, Selene."

Mit diesen Worten machte Merlin sich daran sein Schwert zu säubern und gleichzeitig Arthur zu beobachten, der sich auf der anderen Seite des Platzes mit zwei Rittern unterhielt.

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Es geht weiter mit Momentum. Wie findet ihr Arthur und seine Beziehung zu Merlin?

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