Teil12

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Dieses Mal werd ich nicht tatenlos zusehen! Vorsichtig lugte ich um die Ecke, die Knie locker angewinkelt, ansonsten aber angespannt bis zur Zerreißprobe. Wär jemand zufällig vorbeigekommen, hätte er mich auch für eine Spionen der CIA in Zivil halten können.

Ich versuchte die Kälte so gut es ging zu ignorieren, trotz wärmendem Kapuzenpulli ließ sich der eisige Wind nicht so einfach abschütteln. Strähnen flatterten in meinem Gesicht hin und her, doch ich schenkte ihnen kaum Beachtung. Das was vor mir lag, war viel wichtiger!

Es ist schon erstaunlich wie sehr sich die Sichtweise von jemandem auf einen Schlag verändern kann.  Die noch gestern harmlose Graffitischrift machte nun den Eindruck, als wäre sie als eine Art Code an die Betonmauer gesprüht worden. Unmöglich zu entziffern, in grellem Pink und hellem Lila. Meine schon immer eher mäßige Zuneigung diesen Farben gegenüber besserte sich dadurch nicht gerade.

Von meinem Standpunkt aus, blieb mir die Sicht auf die Durchfahr in der Mauer, und somit den Innenhof und die Garagentore versperrt. Gerade wollte ich meine Deckung verlassen und weiter zu "Ziga´s autobody" vordringen, als plötzlich in der Ferne ein Motor aufheulte und eindeutig näher kam. 

Ein weißer Van tauchte am anderen Ende der Straße auf und bretterte mit Höchstgeschwindigkeit auf mich zu. Abrupt ließ ich mich in die Hocke fallen und versteckte mich im Eingang des Juweliergeschäfts. Ich drückte mich fester in den Schatten, als das Fahrzeug immer näher kam. Im letzten Moment vollzog der Wagen vor mir quietschend eine Wendung und verschwand rückwärts in der Einfahrt der Betonmauer.

Ein leiser Seufzer entschlüpfte mir und ich verließ geduckt den schützenden Türbereich. Das schummrige Licht der Straßenbeleuchtung flackerte leicht, während ich auf die Mauer zu rannte und diese als weiteres Versteck benutzte. Stumm dankte ich Gott, dass er mich mit einem so leisen Tritt gesegnet hatte.

Langsam schob ich meinen Kopf nach vorne und entdeckte den weißen Van, dessen Heck an dem linken der beiden Garagentore angedockt hatte. Ein Mann mit schwarzem Nadelstreifenanzug stieg aus der Fahrerkabine, dicht gefolgt von einem weiteren Anzugträger. Bild ich mir das nur ein, oder sehen die komplett gleich aus? Beide hatten schwarze Haare, große Augenbrauen und denselben monotonen Gesichtsausdruck. Und was soll dieser feine Aufputz? Gehen die heute etwa noch in die Oper?

Ich lehte mich noch weiter vor und bemerkte dabei gar nicht, wie sich unter meinen verkrampften Fingern ein winziges Stück von dem alten, bröckeligen Beton löste und auf dem Boden landete. Mit einem Mal richteten beide Männer ihre Aufmerksamkeit in meine Richtung. 

Blitzschnell presste ich mich mit dem Rücken gegen die kalte Mauer. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Das Schnalzen einer zugeworfenen Autotür hallte in der für New York ungewöhnlichen Stille nach. Schritte kamen auf mich zu und dann war es still. Ich kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an. Mir kam es wie ein Ewigkeit vor, bis schließlich erneut Schritte ertönten, dieses Mal sich jedoch eindeutig von mir entfernend. In Gedanken zählte ich bis 40, bevor ich mich zwang wieder um die Ecke zu linsen. 

Die Zwillinge hatten sich von ihrem Fahrzeug entfernt und steuerten nun auf das kleinere Tor zu, das ratternd in die Höhe schnalzte und einen weiteren Anzugträger entblößte. Das gibt es doch nicht! Drillinge?! Kein Zweifel, dieser Mann glich den zwei anderen aufs Haar. Die Drei schienen sich angeregt zu unterhalten, aber von meinem Punkt aus konnte ich nichts verstehen.

Ich muss näher ran! Vielleicht reden sie ja über Elias! Ich befahl mir tief einzuatmen, was eher einem panischen nach Sauerstoff-schnappen glich, und zog mir die Kapuze meines Pullis über den Kopf. Fragt mich nicht, warum ich das ausgerechnet getan hab! Auch wenn sie keinerlei Art von Schutz bot, irgendwie fühlte ich mich ein klein bisschen heldenhafter. Spiderman oder Ironman wär jetzt aber echt nicht fehl am Platz! Wenn doch nur diese Geschichten von anonymen Helden in New York wahr wären!

Gerade als ich mich weiter an die Männer heranschleichen wollte, kam Bewegung in die Drei und sie verschwanden im Inneren des roten Hauses. Jetzt! Ich rannte in den Innenhof, an dem unbemannten Van vorbei und auf das kleine Tor zu, das just in eben diesem Moment ratternd wieder geschlossen wurde. Verdammt! 

Fieberhaft suchte ich in meinem Speicher an Amateurwissen aus Büchern und Filmen nach irgendetwas, das mir helfen könnte. Plötzlich löste erneutes Rattern die Stille ab und das Garagentor, das von der Heckklappe des Wagens versperrt wurde, öffnete sich. Licht, das sich an dem Van vorbei ins Freie kämpfte, erhellte den Innenhof vor meinen Füßen. 

"Kraang muss das, was bekannt ist, als wichtige Chemikalien an den Ort bringen, der bekannt ist als das Labor, das geheim ist." Da war es, dieses Wort! Abermals verdrängte Wut die Angst in mir. 

Einer der Männer stieg in den Laderaum des Vans und kurz darauf ertönte ein lautes Scheppern, als wäre jemandem etwas aus der Hand gefallen. "Kraang soll nicht herumstehen auf die Art und Weise, die bekannt ist als faul. Kraang muss Kraang behilflich sein bei dem was für Kraang zu schwer ist." Ein roboterartiges Klicken drang an meine Ohren und entschlossen schlich ich mich näher an den Van heran. 

Ich legte mich auf den Bauch, um unter der Tür der Heckklappe hindurchzusehen. Der Blick auf das Innere des Hauses war nun frei. Allem Anschein nach handelte es sich tatsächlich um eine Werkstatt. Autos parkten in Reih und Glied auf Gestellen übereinander, Werkzeugkisten standen auf Kästen und verschiedenste Schraubenzieher hingen an den Wänden. 

Zwei der Männer mühten sich mit einer riesigen Kiste ab, auf deren Seite ein rosarotes Symbol prangte. Der dritte im Bunde marschierte voraus, unerklärlicherweise auf eine Wand zu. Dieses Symbol. Das kenn ich doch! Wo hab ich das nur schon gesehen... Ich war so sehr in Gedanken vertieft, dass für mich das Verschwinden der Drillinge völlig unbemerkt von statten ging. 

Verwirrt überprüfte ich die Werkstatt noch einmal, konnte aber von meiner Position unter der Heckklappe nicht sehr viel erkennen. Ohne zu zögern, krabbelte ich unter dem Wagen hindurch und betrat die Autowerkstatt. Das gibt es doch nicht! Wo sind sie hin? Da tauchten die Männer plötzlich wieder auf.

Gerade noch rechtzeitig konnte ich hinter einem Auto in Deckung gehen, bevor sie aus einem LIft hervortraten, der als er sich schloss, wieder komplett  unsichtbar wurde. Die Kiste mit dem Zeichen war verschwunden, sie mussten sie irgendwo abgelegt haben. "Ist Kraang der neue Mechanikerdrod bekannt?" "Kraang hat ihn schon gesehen. Kraang sieht darin sehr gut aus. Die Lebewesen, die bekannt sind als die Menschen, werden Kraang nicht mehr als Kraang erkennen." "Kraang sollte sich besser beeilen, die Fracht, die bekannt ist als äußerst wichtig, in den Lagerraum zu bringen. Befehl von Kraang Primus", warf der Dritte der Männer ein und eine weitere Kiste wurde aus dem Van gehoben und zu dem unsichtbaren Fahrstuhl transportiert. 

"Kraang ist froh, dass man den alten Lift nicht mehr benutzen muss. Der war für Kraang zu schnell." Als sie an meinem Versteck vorbeikamen, setzte ich mich in Bewegung, immer darauf bedacht, eines der zu reparierenden Autos zwischen uns zu haben. Vorsichtig machte ich ein paar Schritte zurück und stieß mit dem Ellbogen gegen einen Schalter. 

Sofort waren drei Augenpaare auf mich gerichtet und die Kiste abgestellt. Sie haben mich! Doch bevor ich mich in Bewegung setzten konnte, verschwand der Boden unter meinen Füßen und ich stürzte ins Ungewisse.

So, wie versprochen!! Wahrscheinlich wissen es schon einige von euch, aber die Location ist aus Operation: Break out. Vielen, vielen Dank an euch alle!! Ihr seid echt eine geniale Leserschaft. 

Mein Bruder der SchildkrötenmutantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt