Teil 17

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Schmerz. Unerträglicher Schmerz. Zwei Worte, die meinen Körper seit Stunden beherrschten. Erst nach und nach kam mein restliches Gehirn wieder in Gang und Automatismen, die nun von mir verlangten endlich aufzuwachen, übernahmen die Kontrolle.

Eigentlich sollte das kein so großes Problem sein, denkt ihr wahrscheinlich, aber nun ja, in meiner Lage lief das nicht gerade wie geschmiert.

Wie in Trance hoben sich langsam meine Augenlider, jedoch schloss ich sie sofort wieder. Ich kostete mir noch zu viel Kraft, diese winzige Bewegung. Mein Kopf dröhnte, der Körper protestierte in Form von Schmerzen, die ich wenn ich gekonnt hätte, lauthals verfluchen würde. Ich verlor das Bewusstsein und tauchte wieder in die trostlose Welt meiner selbst, in der nur diese beiden Wörter zu existieren schienen.

Zweiter Versuch: Kein Plan wie lang ich weggetreten war. Es könnten Stunden gewesen sein, oder auch nur ein paar Minuten. Ich hatte keine Ahnung. Vermutlich war ich auch zwischendurch bei Bewusstsein gewesen, aber von derartigen Momenten war mir nichts in Erinnerung geblieben.

Dieses Mal meldeten sich erstaunlicherweise meine Sinne zurück und ich spürte einen rauen, kalten Boden unter mir. Ich nahm nun auch wahr, dass ich auf dem Bauch lag, Arme und Beine willkürlich von mir gestreckt. Aber keine Chance sie auch nur einen Zentimeter zu bewegen: Mein Körper entzog sich weiterhin meiner Kontrolle.

War das ein Geräusch? Es klang so, als würde jemand Dampf ablassen. Natürlich nicht im übertragenen Sinne, sondern so als wäre eine Lokomotive zum Stehen gekommen. Oder war es doch nur eine Tür, die sich öffnete?

Benommen ging mein Mund auf und wieder zu, während ich versuchte meine trägen Augenlider zu zwingen sich zu heben. Tatsächlich schaffte ich es nach einer gefühlten Ewigkeit. Nur das Ergebnis war nicht gerade atemberaubend: Dunkelheit, doch langsam erkannte ich auf Farben: grau, pink und...grün!

Erneut drangen Geräusche an meine Ohren, jedoch war es mir unmöglich etwas zu verstehen, geschweige denn sie einer Person oder einem Gegenstand zuzuordnen. Der Boden auf dem ich lag, schien zu beben, als ginge etwas neben mir auf und ab.

Ich musste blinzeln. Alles war unscharf, ein Wirrwarr aus Farben, und immer wieder dabei: pink. Aus irgendeinem Grund verspürte ich Zorn gegen dieses aufdrängende rosa, aber mein Gehirn war nicht in der Lage nach dem Grund dafür zu forschen.

Ich wurde auf den Rücken gelegt, was meine Augenlider dazu veranlasste sich erneut zu senken. Jemand hielt mich am Arm gepackt, Worte wurden gewechselt, aber das einzige, das meine Ohren wahrnahmen war schrilles Dröhnen. Und zu all dem kam der Schmerz, der nicht und nicht weniger wurde.

Jemand hob mich hoch und sofort drehte sich alles. Mein schlaffer Körper wurde gestützt, sonst wär ich wahrscheinlich wie ein Stein zurück auf den Boden geknallt. Fragt mich nicht, ob von zwei oder nur einer Seite. Das nächste woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich erneut in trostlose Finsternis stürzte.

Endlich bekam ich wieder nach und nach etwas von meiner Umgebung war. In zügigem Tempo ging es voran, meine Füße schleiften dabei die ganze Zeit am Boden entlang. Sind meine Zehen etwa nackt? Dass ich das alles so genau fühl, komisch. Meine oder eben mein Träger schien zu einem Halt zu kommen, denn wir wurden langsamer und meine Beine, stellten ihren Protest ein.

Mein Gehör meldete sich nun endlich wieder voll funktionstüchtig zurück: "Ist sie das?", fragte eine eindeutig männliche Stimme mit Brooklyn-Akzent. Ohne lange Pause folgte ein Überzeugtes: "Sie muss es sein!" "Lias hat sie aber ganz anders beschrieben."

"Sie wurde mutiert, Mikey. Was hast du dir erwartet?" "Etwas anderes... mutantenmäßigeres." "Da ist kein Unterschied, Mikey! Der Kleine war eben der Letzte, den sie berührt hat."

Mein Bruder der SchildkrötenmutantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt