Teil15

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Leo Pov

"Noch ein Turtle?", Mikeys Augen waren weit aufgerissen, als er diese Tatsache förmlich hinausschrie. Ich beschimpfte ihn für die Lautstärke jedoch nicht, war ich doch vor Verblüffung selbst wie zur Salzsäule erstarrt.

Ich hatte immer gedacht, dass wir die einzigen Schildkrötenmutanten waren. Abgesehen von Slash natürlich. Slash, oder Spike wie er früher hieß, war Raphs Haustier gewesen, bis er mit einem Mutagenkanister in Berührung gekommen war. Dann hatte er versucht meine Brüder zu töten, da er meinte für Raph wären wir drei nur eine Last. Mittlerweile verstanden wir uns aber sehr gut mit ihm und er zählte in der Schlacht um New York zu unseren stärksten Verbündeten.

Aber Slash, er war zwar auch eine Schildkröte, aber, er sah komplett anders aus als wir! Dieser Mutant allerdings, der jetzt vor uns lag, war meinen Brüdern und mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Füße, die Zehen, die Finger, das Gesicht; als wäre er mit uns verwandt.

Seine dunkle Haut war von einer dunklen, smaragdgrünen Farbe, die Raphs ziemlich ähnelte. Er hatte einen roten Kapuzenpullover an, dessen Ärmel hochgekrempelt waren, da sie ihm sonst viel zu lang wären. Das Kleidungsstück verbarg seinen Panzer, wahrscheinlich damit man seine Mutantengestalt nicht sofort erkannte.

Um seine Knie waren behelfsmäßige Knieschützer aus Tüchern gewickelt, die wohl irgendwann einmal weiß gewesen sein könnten. Nun waren sie aber von oben bis unten verdreckt und mit Staub durchtränkt. Auf den Wangen des Kleinen tummelten sich dutzende von Sommersprossen, was er mit meinem jüngsten Bruder Mikey gemeinsam hatte.

Schließlich konnte ich mich von dem Anblick losreißen und mich an Donnie wenden: "Wie...wie ist das möglich?" "Ich weiß es nicht. Die Kraang sind damals verschwunden und mit ihnen sämtliches Mutagen. Mein Mutagen Tracker liegt im Labor, ich hab ihn damals deaktiviert, weil ich dachte, dass es keine Kanister in New York City mehr gibt." 

"Geht es ihm gut?", Donnie drehte etwas überrascht seinen Kopf zu Raph, der vor Sorge den Blick von dem Kleinen nicht lassen konnte.

Ich wartete auf eine hänselnde Antwort von Mikey, aber zu meiner Verwunderung blieb diese aus. 

Nach außen wirkte Raph nämlich eiskalt, doch in Wahrheit machte er sich dauernd Sorgen um uns, da er meinte, er müsse uns alle beschützen. In seinem Herzen war er eben ein voller Softie, der sein wahres Ich hinter einer Schlägertyp-Visage versteckte. Und das veranlasste meinen jüngsten Bruder oft ihn aufzuziehen.

Behutsam legte Donnie zwei Finger an den Hals des Kleinen, um seinen Puls zu fühlen. "Ihm geht es gut, er hat nur einen ziemlich harten Schlag gegen den Kopf bekommen." "Oh Leo bitte, können wir ihn mitnehmen?", Mikey sah mich mit seinem Dackelblick bettelnd an. 

Ich überlegte, eigentlich war unser Hauptquartier geheim und Sensei hatte es streng verboten, irgendjemandem davon zu erzählen, aber das hier war doch ein Notfall. Donnie bemerkte mein Zögern und versuchte nun Mikey zu unterstützen: "In meinem Labor können wir auf ihn aufpassen, und ich könnte genauer überprüfen, ob er sich nicht schlimmere Verletzungen zugezogen hat. Außerdem kann er uns dann vielleicht mehr berichten!" Und du könntest an ihm experimentieren. Aber wir können ihn auch nicht einfach hier zurücklassen!

Während ich noch überlegte, zuckten wir plötzlich zusammen: Jemand kam eiligen Schrittes die Feuerleiter dieses Hauses hinauf  aufs Dach gerannt. 

"Los, wir verschwinden!", mein Blick blieb an dem Kleinen hängen. Mein Herz wusste schon längst was ich zu tun hatte: "Wir nehmen ihn mit!" Sofort bückte sich Raph und hob den bewusstlosen Schildkröterich behutsam hoch.

In letzter Sekunde verschwanden wir in den Schatten, bevor ein Mensch auf das Dach gestürmt kam. Ich glaubte noch längere Haare zu erkennen, bevor wir mucksmäuschenstill aus der Sichtweite verschwanden.

Mein Bruder der SchildkrötenmutantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt