Teil 21

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Elias! Es geht ihm gut! Oh mein Gott, es geht ihm wirklich gut! Aber irgendetwas war falsch, war anders.

Meine Aufregung verwandelte sich in Unglauben, als ich Elias genauer betrachtete. Er kam nicht auf mich zugeschossen. Er stand einfach da, Meter von mir entfernt und klammerte sich an Mikeys Arm, mich misstrauisch musternd. Er... er erkennt mich nicht. Ich starrte in seine Augen und er in meine, doch da war keine plötzliche Erkenntnis, eher Angst.

Er hat Angst vor mir! Elias hat Angst vor mir!

"Okay, sie scheint es doch nicht zu sein. Wir haben die Falsche mitgebracht." "Raph, lass ihm Zeit!" "Es ist ganz selbstverständlich, wenn er sie nicht erkennt. Auf dem Video der Überwachungskamera war die finale Mutation nicht mehr zu sehen." "Wenn sie dann doch ein Spion ist. Vielleicht will sie ihm wehtun!" "Sie hat Mikey vor einer Laserkanone gerettet!"

Ich war erstarrt, konnte es einfach nicht glauben. Endlich, da war er, aber ich war für ihn nicht da.

Langsam glitt ich von dem Tisch runter, wodurch ich mein ganzes Gewicht auf den gesunden Fuß verlagern musste, aber so war ich etwas niedriger und Elias konnte mich genauer betrachten. Seine Augen waren voll und ganz mit meinen verankert, als würde er in ihnen nach etwas suchen. Einem Zeichen, dass es sich vielleicht doch bei diesem Mutanten um seine menschliche Schwester handelte.

Vorsichtig versuchte ich einen Schritt nach vorn, scheiterte jedoch ohne Hilfe und beließ es dabei den Kopf zu recken, damit ich eine bessere Sicht an Mikey vorbei auf den Kleinen hatte. Über das Kommentieren der vier größeren Schildkröten hinweg, erhob ich meine Stimme: "Elias?"

Dieses Aussprechen seines Namens schien in ihm etwas zu bewirken, denn er löste sich von Mikey und fragte seinerseits etwas zögerlich: "Miriam?"

Ich lächelte und nickte behutsam. Plötzlich stürmte der Kleine los. Und bevor sich auch nur einer in Bewegung setzten konnte, hatte er seine Arme um meinen Unterleib gepresst und drückte sich ganz fest an mich.

Einzig und allein Elias schaffte es mein Herz mit so reiner, unbeschwerter Freude zu füllen.

Ich weiß nicht wie lang wir dastanden, doch um ehrlich zu sein, das ist mir auch egal. Schließlich lösten wir uns etwas. So gut es eben ging war ich in die Knie gegangen und nun konnte der Kleine gar nicht genug davon bekommen, mein Gesicht abzutasten. Spielerisch kniff ich meinerseits ihn in die Wange, wie er mich damals, als ich ihn in der dunklen Gasse aufgelesen hatte.

"Bin ich denn so anders?" "Ja. Ganz anders." Ich schob die Traurigkeit zur Seite, hier hatte sie nun keinen Platz. "Wenn ich so anders bin, hast du denn dann gar keine Angst vor mir?" Elias zögerte keine Sekunde: "Nein, du bist meine Schwester!" Eine einzelne Träne entwischte meinen Augen, während ich den Kleinen noch einmal umarmte und dabei meinen Kopf auf seinen legte.

Wenn dieser Moment doch für immer anhalten würd! Doch das tat er nicht, denn ich entdeckte mein Spiegelbild.

In einem zylinderförmigen Glascontainer mit sehr eigenartigem, organischem Inhalt blickte mir ein Gesicht entgegen. Fremd und doch irgendwie nicht.

Elias schien zu spüren, dass irgendetwas nicht stimmte, denn er löste sich von mir und folgte meinem starren Blick. "Was ist denn los?" Ich blickte ihn stumm an, bevor ich mir einen Ruck gab und mich mit Hilfe des Tisches aufrichtete: "Nichts, ich..." "Du möchtest dich sehen."

Ich drehte mich um, Donatello stand hinter mir. Mein Blick glitt zu seiner Hand, in der er eine große Glasscheibe hielt. "Eigentlich wollt ich die einmal in eine meiner Erfindungen einbauen, aber bis jetzt hab ich sie doch noch nirgends gebraucht." Er hielt mir die Glasscheibe hin und etwas zögerlich nahm ich sie entgegen. Eine Seite war verspiegelt. Doch jetzt, irgendwie war ich gar nicht so erpicht darauf zu sehen, was ich geworden war. Aber ich kann ja nicht sonderlich anders aussehen, als die anderen hier, oder? Die Scheibe mit der rechten Hand haltend, zwang ich mir einen Blick in den Spiegel zu werfen.

Das erste, was mir auffiel, war der kahle Kopf: Kein einziges Haar, das mich so an meine Mama erinnert hatte, war mehr da. Augenbrauen fehlen ebenfalls, dafür war diese raue Reptilienhaut überall. Sie hatte keine so dunkle, smaragdene Farbe wie Elias, sondern war blassgrün, fing schon fast ins Türkis über. Als hätte meine blassrosa Menschenhaut die Mutation nicht so einfach toleriert.

Augen und Sommersprossen, die Teile an mir, die ich am meisten nicht mochte, waren noch dieselben und genau an der gleichen Stelle. Die Erinnerungen an Emmett, meinen Vater, würden wohl jedes Mal, wenn ich mein Spiegelbild sehe, zurückkommen.

Doch am merkwürdigsten war meine Nase. Im Gegensatz zu den Ohren fehlte sie nicht komplett. An ihrer Stelle hatte ich nun zwei, winzige Schlitze. Ungläubig strich ich sie mit einem Finger nach und als ich ausatmete spürte ich den sachten Luftstrom.

Meinen halbzerfetzten Pullover, den ich bei den Kraang noch angehabt hatte, musste mir jemand ausgezogen haben. Also war ich nun förmlich nackt. Aber nun ja, so ein Panzer verdeckte einiges und eine Brust im Sinne einer heranwachsenden, jungen Frau hatte ich auch nicht mehr. So weit ich erkennen konnte, war mein Plastron etwas weiblicher geformt als der meines kleinen Bruders und der anderen Schildkrötenmutanten und er war kleiner. Der Carapax, der Rückenpanzer, ragte fast gar nicht hinter meinen Schultern hervor, als wäre er nicht genug gewachsen.

Raphael, Mikey, Leonardo und Donatello hatten stumm meine Reaktion auf meinen neuen Körper beobachtet, nun als ich jedoch mit meiner freien Hand meinen etwas anderen Panzer abtastete, kam Bewegung in die vier.

Donatello trat an meine Seite und nahm mir den Spiegel aus der Hand. "Nun, dir ist wahrscheinlich aufgefallen, dass du anders bist, als... wir normale Schildkrötenmutanten?" Ich nickte. "Okay, ich glaub es wär besser, wenn du dich hinsetzt, auf einem Bein stehen ist vielleicht doch noch nicht so..." "Das braucht sie nicht! Sie kann voll gut auf einem Bein stehen, sie kann nämlich Einrad fahren!", sprang Elias für mich in die Bresche. Breitbeinig stand er vor mir, stolz den Kopf in die Höhe gestreckt. "Da braucht man nämlich ein gutes Gleichgewicht, wisst ihr!" Genauso hatte ich ihm das damals erzählt und wahrscheinlich genauso begeistert, wie er jetzt.

"Wenn das so ist", Donatello sah mich fragend an und ich nickte einfach, obwohl der Oberschenkel pochte und mir eigentlich ziemlich schummrig war.

"Also, du bist keine komplette Schildkröte, eher eine Halbe. Laut Mikey wärst du Turtleman, wenn das dich besser beschreibt." "Nein, Bro! Nicht Turtleman, Turtlewoman! Oder Turman, oder...", Michelangelos Augen funkelten wütend. Raphael hatte ihn mit einem Klaps auf den Hinterkopf zum Schweigen gebracht.

"Wie denn auch sei...", fuhr Donatello, der Doktor, sofern er ein Studium absolviert hätte, fort. "Das letzte Lebewesen mit dem du Kontakt hattest, bevor du mutiert wurdest, war eben keine Schildkröte, sondern ein Schildkrötenmutant, Elias. Deswegen hast du auch eine hellere Haut, dünnere Arme und Beine, vier anstatt drei Finger, Nasenschlitze und einen kleineren Panzer."

Ich sah an mir hinunter und fuhr erneut die Knochenrillen entlang, während Donatello weitererzählte: "Dein Panzer ist zu klein, als dass du dich darin zurückziehen könntest. Aber trotzdem hast du an der Seite, bei den Brücken freien Platz, den du zum Beispiel als Taschen nutzen kannst." "So mach ich das auch immer mit meinen Wasserbomben. Schau her!", als hätte Mikey nur so auf seine Rache an Raphael gewartet, warf er aus dem Nichts einen mit Wasser gefüllten Ballon in das Gesicht des rot-maskierten Schildkröterichs.

"Mikey!" Elias kullerte vor Lachen auf dem Boden, während Raphael den schreienden Michelangelo durch das Labor jagte und schließlich zur Tür hinaus. Leonardo schüttelte den Kopf, drehte sich aber leicht schmunzelnd zu mir um, nachdem das Kreischen der beiden nur mehr leise zu hören war.

Mein Gehirn dröhnte inzwischen förmlich vor neuen Informationen, doch ein paar Sachen hatte ich noch immer nicht so richtig verstanden.

Ich erwiderte Leonardos Blick und fragte frei heraus: "Aber wie? Wie ist das möglich?" Ich deutete mit meinen Händen auf meinen Körper. "Komm, da gibt es einiges zu erzählen." Das Gesicht des Schildkröterichs nahm einen ernsten Ausdruck an und er verschwand ebenfalls durch die Tür aus dem Labor. Donatello kam auf mich zu, um mich beim Gehen zu stützen.

Doch ich zögerte. Fragend blickte ich nach unten zu Elias. Der Kleine lächelte mir zu und ergriff meine Hand: "Komm schon! Das Hauptquartier wird dir sicher gefallen!" Schließlich gab ich nach und ließ mich von der drängenden Hand und mit Hilfe von Donatello aus dem Labor führen.


Okay, ich sollte keine Versprechungen machen. Aber fix sagen, kann ich euch, dass neu Kapitel in Arbeit sind. Danke für alle Votes und netten Kommentare! Ihr seid echt spitze! LG :)

Mein Bruder der SchildkrötenmutantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt