Teil18

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Ich...Ich bin ein Mutant! Fassungslos starrte ich auf meine Hände: grün, vier Finger, die weiter auseinander waren als zuvor, keine Nägel mehr. Ich war kurz vorm durchdrehen!

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass es schon einige Vorteile hat, keine Fingernägel mehr zu haben: Es kann sich kein Schmutz unter ihnen sammeln, man kann andere mit ihnen nicht verletzten und man muss sie nicht abschneiden oder feilen, wenn sie zu lang oder eingerissen sind.

Aber in diesem Moment, hunderte Meter unter der Erde in einem geheimen Versteck von humanoiden Robotern, die meinen kleinen Bruder, einen Schildkrötenmutant, entführt hatten, kamen mir diese Vorteile nicht in den Sinn. Meine Gedanken schwirrten nur um das eine; dass meine Haut verdammt noch mal grün war!

Schließlich konnte ich mich von meinen Fingern losreißen und einen Blick auf die Füße werfen. Nicht gerade die beste Idee, die ich je hatte.

Sie waren ebenfalls grün und ich hatte statt fünf nur mehr drei winzige Zehenstummel. Meine Aufmerksamkeit wanderte höher.

Meine Schuhe, Socken, Jeans, sowie Unterwäsche waren fort, dafür bedeckte eine braune Panzerung meinen gesamten Rumpf. Ungläubig strich ich vorsichtig mit den grünen Fingern über die harten Knochenplatten, die mit feinsten Rillen durchzogen waren. Erstaunlicherweise war mein Kapuzenpullover noch anwesend. Jedoch reichte er mir nur noch bis auf Höhe des Zwerchfells und die Ärmel bedeckten nur meine Oberarme. Der Stoff war wohl gerissen, als ich mich verwandelt hatte.

Ohne es verhindern zu können, wurden meine Augen wässrig und ich begann unkontrolliert zu zittern. Ich bin ein MUTANT! "Mikey, komm zurück!" Ich zuckte zusammen, als sich Arme um mich legten und ich behutsam gedrückt wurde. Was macht der denn da? Was hat er vor? Zuerst versuchte ich mich aus der Umarmung zu befreien, der Schildkröterich ließ aber nicht los und so beließ ich es schließlich dabei.

So stand ich nur zitternd da und schluckte Gedanken hinunter, die in meinem Kopf durcheinanderschrien: "Ein Mutant! Entstellt! Ich bin ein Monster! Ein Freak!"

Erinnerungen an den Raum mit den grünen Kanistern blitzten in meinem Gedächtnis auf. Ich hatte mich darin vor den Robotern versteckt, als ein Behälter auf mich gefallen und ich vor Schmerz ohnmächtig geworden war. Diese grüne Flüssigkeit muss mich verwandelt haben. Aber wie? Wie ist das nur möglich? Vielleicht haben sie Elias ja auch so mutiert!

Warum denk ich eigentlich, dass ich ein Monster bin. Hab ich das Gleiche etwa auch von Elias gedacht? Hat mich das abgehalten ihn nach Hause mitzunehmen? Nein! Ich muss ihn finden, aber zuerst muss ich mich zusammenreißen! Wenn ich vor diesen Fremden Schwäche zeig... Wer weiß, vermutlich sind sie sogar auf Seiten der Kraang und haben meinen Bruder hier irgendwo gefangen!

Ich schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch, und tatsächlich wurde das Zittern weniger. Mein Gegenüber löste die Umarmung und ich erkannte den Schildkröterich mit dem orangen Bandana. Er war so groß wie ich und seine kindlichen, hellblauen Augen betrachteten mich mitfühlend. Ist das echt, oder spielt er das nur?

"Hey, alles okay, Dudette?", seine dunkelgrünen Sommersprossen schienen auf den Wangen zu tanzen, während er sprach. Ich nickte kaum merklich und der Mund des Schildkröterichs verzog sich zu einem riesigen Grinsen.

"Ich bin Michelangelo, aber du kannst mich auf Mikester nennen, oder Dr. Prankenstein, Big M, Mike oder..." "Oder einfach nur Mikey!", der Mutant mit den Schwertern, Leonardo, war einen Schritt vorgetreten, um der prahlerischen Rede Mikeys ein Ende zu setzen. Ein mürrisches "Das wär als nächstes gekommen" war die Antwort. Meine Mundwinkel zuckten kurz nach oben und sofort witterte der Schildkröterich seine Chance: "Meinen Namen kennst du ja bereits, aber du kannst mich auch Leo nennen. Das sind meine Brüder: Michelangelo, Raphael und Donatello. Und das hier ist Karai."

Mein Bruder der SchildkrötenmutantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt