Kapitel 1

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Es war dunkel und unglaublich kalt. Du schlenderst durch die Straßen Tokyos, die selbst zu so späten Zeiten noch überfüllt waren. Das war aber nicht weiter schlimm. Im Gegenteil. So konnte man dich in dem ganzen Gedränge weniger erkennen.
Du trägst die Kapuze deines Hoodies tief im Gesicht, um dich von der Kälte ebenfalls etwas zu schützen, aber es half nicht wirklich. Dein ganzer Körper fühlte sich an, als wäre er von Eisnadeln durchdrungen. Ein dir eigentlich vertrautes Gefühl durch deine Spezialität, aber durch den Einfluss von draußen wurde der Schmerz verstärkt. Man könnte meinen, dass aufgrund deiner Eis-Spezialität der Winter eine perfekte Jahreszeit für dich sein sollte, aber es war das komplette Gegenteil. Es war, als würdest du deine Spezialität im schwersten Grad benutzen, der nur möglich war.
Seufzend rückst du deine Gesichtsmaske zurecht, die auch viele andere auf der Straße aus Hygienegründen trugen. Durch solch eine soziale Üblichkeit war es dir ein Einfaches, dein Gesicht zu verbergen. Abgesehen davon gehst du nie gerne Tagsüber raus und machst dich auf den Weg nach neuen Opfern.

Seit einer langen Zeit lebst du dein Leben nun als Schurkin allein. Als kleines Kind hatte man dich in ein Kinderheim gebracht. Jedoch war dir das Leben dort schnell zu wieder geworden. Die Regeln und die Art und Weise, wie die Pfleger mit den Kindern umsprangen. Deine Spezialität hatte sich auch mit der Zeit mehr und mehr entwickelt und durch sie war es ein Einfaches, von diesem Ort auszubrechen.

Knapp zwei Jahre, nachdem du ausgebrochen warst, hatte man dich gefangen und versucht wieder 'auf den richtigen Weg' zu bringen. Es war wie ein Erziehungscamp, da du noch ein Kind warst, aber es bewirkte bei dir das völlige Gegenteil, als das, was es eigentlich erreichen sollte.
Die Leiter dort hatten dich bei deiner Ankunft gefragt, weshalb du das getan hattest, was du getan hattest und kein Held werden wolltest. Früher konntest du dir diese Frage selbst nicht beantworten, aber mit der Zeit...

...mit der Zeit konntest du immer und immer wieder Situationen sehen, in denen die Helden von Heute ihren Titel und Status ausnutzten, um das zu bekommen, was sie wollten. Dem richtigen Titel 'Held' kamen sie jedoch alle nicht gerecht. Vor nicht allzu langer Zeit erhob sich der Heldenmörder Stain, der sich auch unglaublich schnell einen Namen machte und dieselbe Ansicht hatte, wie du. Alle fürchteten ihn, naja...nicht alle.
Viele bewunderten ihn auch.
Viele Schurken wurden von seinen Beweggründen wachgerüttelt und eiferten ihm nach. Rebellierten oder schlossen sich in Gruppen wie zum Beispiel der Schurkenliga zusammen.
Tokyo war ein reines Durcheinander geworden seitdem.

Es gab mittlerweile so viele Schurken, dass es dir schwerfiel, in Ruhe deine Raubzüge zu beenden. Entweder kamen sie dazwischen, oder waren vor dir da. Sie waren alle immer in Gruppen und du hattest keine große Lust noch mehr Blut vergießen zu lassen, wie du es schon ohnehin schon hattest. Abgesehen davon warst du nicht ganz scharf darauf durch deine eigene Spezialität und ihrer vielen Anwendung dein Leben zu riskieren.
Sie waren es nicht wert.

Müde siehst du auf deine Hände, deren Fingerspitzen sich schon blau färbten und taub waren.
"Scheiße", fluchst du leise vor dich hin und siehst dich unauffällig um. Dein Blick fällt auf eine enge und kleine Seitenstraße, die zu ein paar kleinen Läden führte. Du steckst deine Hände in deine Bauchtaschen und schlenderst den glatten Weg entlang und achtest aufmerksam darauf nicht auszurutschen und unnötige Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.
Dein Gesicht war schon auf der Fahndungsliste.

Du warst dir nicht ganz sicher, ob es die Tatsache war, dass man dich offiziell als Kriminelle eingestuft hatte und sucht, die dich in diesem Moment so paranoid machte, oder ob du tatsächlich beobachtet wurdest. Ein kalter Schauer läuft dein Rücken hinunter und beschließt die Seitenstraße einzuschlagen.

Verglichen mit der Hauptstraße, ist es hier ziemlich leer und umso verlassener, desto mehr man die Seitenstraße entlanglief. Auch die Einkaufsstände wurden weniger. Die Leute, die auf der anderen Seite der Stände saßen, schliefen entweder unverantwortlich an ihrem Verkauf, oder beschäftigten sich mit anderen Dingen. Sowas konntest du schon öfters beobachten. Auch, wie diese Situationen ausgenutzt wurden und der ein oder die andere etwas mitgehen lassen hat. Zu sagen, dass du nicht auch zu diesen Personen zählst, wäre eine Lüge, aber dir blieb einfach keine andere Wahl.

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