Kapitel 14

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"Verdammt, was soll das?", flüsterst du ihm leise zu.
"Ich bin am Spionieren, ist doch klar", zischte er und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen.
"Wenn wir hier weiter so unauffällig bleiben, werden wir noch geschnappt", bei dem Wort unauffällig formst du mit deinen Fingern Gänsefüßchen in die Luft. Der Junge verdrehte die Augen und stöhnte genervt.
"Wenn wir das hier nicht durchziehen, kannst du das Essen vergessen heute Abend", seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und musterten dich durchdringlich." Und wie ich dich mittlerweile kenne bist du einfach nicht auszuhalten, wenn du hungrig bist. Ich tu mir das nicht ein zweites Mal an." Er wandte sich wieder von dir ab und spähte um die Ecke.
Verärgert streckst du ihm die Zunge aus, aber sagst nichts weiter.

Seit er in jener Nacht plötzlich aufgetaucht war, ist einiges einfacher geworden. Natürlich hattet ihr einen harten Start miteinander, immerhin hattest du ihn fast abgestochen, aber mit der Zeit konntest selbst du feststellen, dass es schön war, wieder in Gesellschaft einer Person zu sein, die einem nicht böses anhaben wollte. Er hatte dir bis heute seinen Namen nicht gesagt, noch woher er kommt. Er meinte nur er sei einem verrückten Arzt entkommen, der einfach absolut kranke Vorstellungen hatte und ihn beinahe zu etwas gemacht hätte, was er lieber nicht sein wollte. Der Junge hielt auch sein Äußeres sehr versteckt. Als wolle er nicht, dass man irgendetwas von ihm in Erfahrung bringen könne.

"Hör auf über irgendwelche belanglosen Sachen nachzudenken und bleib bei der Sache", sagte er leise zu dir und riss dich aus deinen Gedanken. "Es geht los."

Ihr beide hattet euch in einer dunklen Seitengasse versteckt gehalten, die an einer Bäckerei grenzte. Es war spät und der Mond warf ein kaltes Licht auf die dunklen Straßen. Du hattest die ganze Zeit beobachten können, wie immer mehr Leute im Laufe des Abends in den Feierabend gingen und wie sich die Straßen langsam in eine verlassene Geisterstadt verwandelten.
Der Plan deines Begleiters war zu warten, bis die alte Bäckerin ihren Laden schloss und davongelaufen war. Du siehst, wie eine kleine und zierliche Frau aus der verschnörkelten Holztüre lief und das kleine Glöckchen ertönen ließ. Sie ließ sich viel Zeit, um alles gründlich abzusichern und noch einen letzten Blick durch die Fenster zu sehen in das Innere der Bäckerei.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, setzte er sich leise und schnell in Bewegung und lief an dir vorbei zum Hintereingang, der von hohen Drahtzäunen abgetrennt war. Der Junge hatte schon bei eurer Ankunft nach ein paar Kisten gesucht, die an den Müllcontainern lagen, um es euch zu erleichtern über den Zaun zu kommen. Er kletterte zuerst auf den Zaun und reichte dir eine helfende Hand, aber du lehnst sie schnaubend ab.
Er grummelte etwas vor sich hin, aber du konntest es nicht ganz verstehen.

Du landest etwas unsanft auf der anderen Seite und siehst, dass der Bereich einer kleinen Terrasse ähnelte. Vermutlich um den Angestellten einen kleinen Pause Bereich zu ermöglichen, der nicht in der Bäckerei war.

Dein Partner lief zu der, im Vergleich zum Haupteingang, sehr schäbigen Türe und umschloss den Türknauf mit seiner Hand. Du konntest sehen, wie sich die Luft um seiner Hand verzerrte und der Türknauf sich zu verformen begann. Verwirrt siehst du zu, wie er binnen kürzester Zeit die Türe aufdrückte, als wäre kein Türschloss angebracht. Interessiert betrachtest du das Verschloss und siehst, dass es komplett weggeschmolzen war und an der Innenseite des Türrahmens hinablief als wäre es geschmolzenes Eis.

"Das ist das erste Mal, dass ich dich das hab machen sehen", sagst du beeindruckt. Er reichte dir eine Tasche und du hältst sie dir offen vor die Brust, während er sie mit den Unterschiedlichsten Sachen füllte.
"Ich hatte es eilig", sagte er knapp und lief zum Getränkeregal und winkte dich zu ihm.
"Die Alte ist doch weg. Warum so in Eile?", fragst du ihn neugierig.
"Wir haben die letzten Wochen genug in dieser Gegend geplündert. Um die Zeit wird es hier nur von Helden wimmeln und nach den Unruhestiftern, also uns, suchen", erklärte er, während er abschließend die Tasche mit Getränken füllte. "Aber das hier sollte für eine Zeitlang reichen."

Twin FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt