Es sind ein paar Tage vergangen, als sich der Schneesturm endlich legte. Du hattest nicht wirklich gezählt. Abgesehen davon waren die Wolken so dicht, dass das Sonnenlicht selbst kaum durchschien. Es war schwer zu erkennen, ob es nun Tag oder Nacht war. Das Wetter schien wie ein übernatürliches Werk.
Etwas übernatürliches in einer Welt voller Spezialitäten...
Dabi und du hatten den Schluss gezogen, dass die Helden euch bei dem Wetter nicht suchen gehen konnten und ihr vermutlich umsonst euch sorgen darum gemacht hattet entdeckt zu werden. Natürlich. Wer würde bei einem so schrecklichen Sturm schon rausgehen?Oh, scheiße...
'Ich-...'. Du verziehst das Gesicht bei dem Gedanke, dass du gedacht hattest du könntest selbst bei dem Sturm irgendeiner Gefahr entkommen. Umso dankbarer warst du, dass Dabi mindestens einen so großen Schaden hatte wie du. Er hatte dich die ganze Zeit gesucht. Du wusstest nicht wie lange, aber wie es sich angehört hatte hatte er sich da draußen länger auf der Suche nach dir begangen, als du selbst draußen gewesen warst. Ironischer Weise hatte dich die Person, die du für gefährlich hieltest vor der eigentlichen Gefahr gerettet. Deiner eigenen Sturheit und Dummheit.
Der Gedanke, sich bei ihm zu bedanken schlug dir übel im Magen auf. Dennoch...'Vielleicht hat er einen noch größeren Schaden als ich...', schlussfolgerst du. Der Gedanke gefiel dir wiederum. Vor wenigen Tagen hattest du noch befürchtet er würde dich ganz bestimmt umbringen. Er war immerhin ein Mörder und schien keine halben Sachen zu machen. Aber nach der verbrachten Zeit in der runtergekommenen Hütte und in diesem verrückten Sturm hattet ihr Zeit euch etwas näher zu kommen. Dabi war gefährlich, das war klar, aber er schien sich um die zu kümmern, die ihm etwas bedeuten. Die Tatsache, dass er verrückter war als du gab dir eine gewisse Art der Sicherheit. Du hattest das Gefühl, als würde er dich wirklich beschützen und dafür über jegliche moralischen Grenzen treten. Nein, er würde sie hinabreißen, verbrennen. Das sah ihm schon ähnlicher.
"Ich mag's nicht, wenn du so aussiehst", Dabi riss dich aus deinem Gedankensturm.
"Wie sehe ich denn aus?", verwirrt blinzelst du in seine Richtung. Er stand mit den Armen verschränkt an der Türschwelle und hatte dich beobachtet, wie du auf dem Bett gesessen warst. Sein weißes T-Shirt spannte sich über seine breiten Schultern. Du konntest unter dem Stoff noch mehr Klammern ausmachen, die an seiner Haut befestigt waren.
"Du denkst. Kommt nie was gutes dabei raus", sagte er trocken.
Du wolltest gerade deinen Mund öffnen um etwas zu erwidern, aber beißt dir auf die Zunge. Manchmal sollte man lieber den Mund halten. Abgesehen davon wolltest du dich nicht mit ihm streiten. Auch wenn es nur ein kleiner Witz von ihm gewesen war. Deine Nerven lagen blank und du wusstest nicht, was aus deinem Mund kommen würde, sobald du es zugelassen hättest zu reden.Nervös knetest du deine Hände und siehst zu ihnen herab. Deine Hände waren rau von der Kälte und an manchen Stellen konnte man kleine Risse in der Haut sehen.
Aus deinem Blickwinkel konntest du sehen, wie Dabi sich vom Türrahmen abdrückte. Sein Blick war dunkel und tatsächlich schien er etwas besorgt.
"Wenn ich's mir so überlege...sag mir was dir im Kopf herumschwirrt", sagte er und setzte sich vorsichtig neben dich. Seine Körperwärme hüllte dich binnen Sekunden ein und du konntest nicht anders, als dich etwas mehr in seine Richtung zu lehnen.
"Wir werden hier bald wieder fort gehen müssen", sagst du und starrst an die Wand gegenüber von dir. Das Holz war morsch und an manchen Stellen konnte man sehen, wo die Nässe des Schnees sich durch die Konstruktion gebahnt hatte. Dabi's Wärme hatte euch die ganze Zeit am Leben gehalten. Er hatte dich am Leben gehalten. "Ich frage mich jedes Mal, wie lange das hier noch weitergehen wird".Fragend hob er eine Braue. Er schien nicht ganz zu verstehen, auf was du hinaus wolltest.
"Ich habe es satt ständig davonzurennen", versuchst du es erneut. Sein Blick wurde sanfter und lag auf dir wie ein warmer Schleier. Sie waren eisblau, aber strahlten solch eine Wärme aus.
"Warum hast du diesen Weg eingeschlagen, wenn du ihn nun bereust?", fragte er dich. Du verziehst das Gesicht und legst den Kopf schief.
"Ich war ein kleines Kind, als ich diese Entscheidung getroffen hatte", sagst du. "Ich wurde weggeworfen, misshandelt, verletzt und im Stich gelassen. Es schien mir damals die einzig plausible und richtige Lösung. In dem Alter trifft vermutlich kein Kind in solch einer Situation eine rationale Entscheidung", zuckst du mit den Schultern. Du hattest damals schon viele Leute getötet ohne mit der Wimper zu zucken. Warum solltest du ihnen jegliche Art von Emotion schenken, wenn sie es nicht selbst dir gegenüber haben schaffen können? Behandelte man so ein Kind? Wohl eher nicht.
DU LIEST GERADE
Twin Flames
FanficDu lebst seit einiger Zeit von deinen Eltern getrennt. Wenn auch nicht wirklich gewollt. Sie haben dich im frühen Alter aufgegeben und in ein Heim verwiesen, aus dem du später ausgebrochen bist. Zuflucht hast du in einer verlassenen Fabrik gefunden...