-Dabi-
Er hielt Y/N fest an sich gedrückt und versuchte sie so gut er konnte von dem Wind abzuschirmen. Dabi hatte ihre Kapuze so tief wie möglich in ihr Gesicht gezogen. Sie wird nicht sterben.
'Ich werde nicht zulassen, dass du hier stirbst', sagte Dabi's innere Stimme selbstsicher.
Er hatte sie endlich wieder gefunden, und somit war seine nächste Besorgnis, wo die beiden unterkommen würden. Für immer konnte sie ja wohl nicht hier draußen bleiben. Ein ordentlicher Schutz vor dem Wind und eine Gelegenheit etwas Feuer zu machen, würde ihm auch ausreichen. Dabi sah sich aufmerksam um und mit einem Schlag überkam ihn eine Realisation.Er war so in Gedanken gewesen und so auf Y/N fokussiert, dass er kaum darauf geachtet hatte, wo er genau war. Er kannte diesen Ort. Früher hatte er sich hier als Kind immer aufgehalten, als er von seinem ursprünglichen Zuhause verschwunden war. Nach nicht allzu langer Zeit war dieser Ort sein neues Zuhause geworden und wusste auch einen Ort, zu dem er gehen konnte, in dem Y/N und er Schutz suchen konnten.
Das Häuschen war nicht allzu weit entfernt, aber die momentane Wettersituation verlangsamte den Tripp um ein wenig. Der Wind tobte wie verrückt und Dabi konnte kaum die eigene Hand vor Augen sehen. Dabi konzentrierte sich und versuchte die alten Straßen in seinem Gedächtnis aufzurufen. Als Kind war er hier immer entlanggelaufen. Hatte sich versteckt. Er kannte jedes kleine Eck in diesem kleinen Viertel. Umso mehr machte es ihn wütend, dass es ihm nicht früher aufgefallen war, wo er hier eigentlich war. Er war wirklich einfach zu sehr darauf fokussiert gewesen, Y/N wieder zu finden, aber hätte er seinen momentanen Standort früher realisiert, hätte er sie vielleicht auch früher finden können.
Einzelne Bilder von vor vielen vergangenen Jahren blitzen vor seinem inneren Auge hervor, die viele schwere, aber auch schöne Erinnerungen für ihn hervorbrachten. Es war für ihn seltsam, dass er tatsächlich eine Zeit gehabt hatte in seinem Leben, die er als schön empfunden hatte. Dabi hielt an ihr fest so sehr er nur konnte.
Anders als zuvor lief er trotz mangelnder Sicht durch das Unwetter die Straßen entlang. Dieses Mal mühelos. Es war wirklich keine Menschenseele zu sehen. Naja...wäre so oder so schwer gewesen bei der eingeschränkten Sicht. Jedoch war Dabi sich sicher, dass sie so gut wie allein waren und wie die Verrückten durch den Sturm irrten. Niemand wäre so verrückt wie Y/N um auf eine so hirngespinstige Idee zu kommen.
"Einfach unglaublich", brummte er und lief weiter bis zu einem hohen Drahtzaun, der die Straßen von einem kleinen Grundstück trennte. Der Rasen war komplett zugeschneit, aber er konnte die Silhouette des kleinen Backsteinhäuschens ausmachen. Dabi beschleunigte seinen Schritt mit Mühe. Auch er war erschöpft. Solche Unwetter zerrten auch an seinen Nerven. Immerhin war er nicht unverwundbar.
Dabi stand mit Y/N in seinen Armen vor der alten morschen Holztüre. Sie stand einen kleinen Spalt weit offen, aber drinnen schien niemand zu sein. Vorsichtig tippte er mit seiner Schuhspitze gegen die Türe, um sie zu öffnen, aber sie gab nicht nach.
"Hah, immer noch dieselben Faxen wie früher, was?", grinste er und trat mit voller Wucht gegen die Türe. Sie gab nach und krachte seitlich gegen die Wand. Damals ging sie schon schwer auf, aber mit all den Jahren, die vergangen sind, muss es sich verschlimmert haben.Für Dabi ein weiteres Indiz dafür, dass sie allein sein mussten.
Er stand eine Weile in Flur und lauschte. Den Atem anhaltend konzentrierte er sich, abgesehen vom heulenden Wind, der um das Haus peitschte, konnte er nichts hören. Es sah auch alles auf den ersten Blick zu unbewohnt und kalt aus, als das jemand hier mit ihnen zusammen wäre.
'Falls ich hier jemanden sehen sollte, der unerwünscht ist, wird er eben dran glauben müssen...'
Mit finsterer Miene schleppte er sich mit Y/N zu einem kleinen Bett und ließ sie nieder. Nachdenklich betrachtete er sie. Ihre Lippen waren Blau und Schnee hatte sich noch in vielen Stellen ihrer Haare und Kleidung festgeklebt.
Er musste sie aus dem ganzen Zeug befreien. So kann er sie sonst nicht aufwärmen. Zumindest nicht so schnell, wie es sein sollte."Es tut mir echt leid...", seufzte er und machte sich ran, Y/N's Kleider auszuziehen. Sie waren kalt und nass. Niemals könnte er sie sonst schnell wieder aufwärmen. Beschämt verzog er das Gesicht und versuchte nicht zu starren.
So oft er ihr schon angedroht hatte sie umzubringen, und so oft sie vermutlich Angst hatte, dass er es tatsächlich machen würde...
...vermutlich hatte Dabi im Moment mehr Angst davor, wie Y/N reagieren würde, wenn sie wüsste, was er gerade mit ihr anstellt.
Er fing langsam an zu schmunzeln. Sie würde wütend werden und er würde es absolut komisch finden.
Vorsichtig legte er sie auf das Bett und achtete darauf, sie nicht unanständig anzufassen. Er hatte sie bis auf ihre Unterwäsche komplett ausziehen müssen. Dabi kniete sich auf den Boden und streifte währenddessen seinen Mantel ab, den er auf Y/N legte, um sie etwas abzudecken und ihn nicht vollständig irritierte. Es war immerhin nicht oft, dass er eine Frau so zu sehen bekam. Normalerweise würde es ihn nicht wirklich interessieren, aber hier?
Seine Hände reichten unter das Bett, bis sie eine Truhe fanden. Das Holz fühlte sich rau an. Langsam und lautlos zog er sie vom Bett hervor und hob den Deckel an. War Dabi überrascht, dass alles noch so an seinem Platz war, wie er es zurückgelassen hatte? Etwas, aber auf der anderen Seite hatte er es schon befürchtet. Nie hatte er hier jemanden in der Nähe gesehen. Er hatte noch nie verstanden weshalb, denn wenn er dieses Haus gefunden hatte, dann musste es schon viele andere vor ihm schon gefunden haben. Die Kondition, in der es sich befand, war auch weniger als bewohnbar und es wäre höchstwahrscheinlich sinnvoller es dem Erdboden gleich zu machen.
Dabi hatte nie wirklich groß darüber nachgedacht und im jetzigen Moment waren diese Gedanken auch seine kleinste Sorge.Er kramte die zusammengefaltete Patchworkdecke heraus und schüttelte sie aus, bevor er auch diese auf Y/N lag.
Nun machte er sich daran auch seine Kleider abzulegen. Mit einem schlechten unwohlen Gefühl im Magen. Auch wenn es hier gerade nur Y/N und er waren, zeigte er nicht gerne seine Narben. Gegen die, die unvermeidbar sichtbar waren, konnte er nichts machen und das störte ihn nicht mehr so, wie es am Anfang war, aber zu zeigen, wie verwundbar er wirklich war, dieses Bloßstellen...
...er mochte dieses Gefühl kein bisschen.
Schnell kroch er zu Y/N unter die Bettdecke und tat so, als wären sie nicht da. Seine Augen waren fest zusammengekniffen und sein Gesicht in ihren Haaren vergraben. Er presste sie an sich und legte seine Arme um ihren Körper.
"Dir wird's bald wieder besser gehen...versprochen", murmelte er und versuchte sich dadurch selbst zu beruhigen. Was, wenn er sie zu spät gefunden hatte? Was, wenn sie bereits tot war? Sie war unnatürlich kalt und bewegte sich kein bisschen. War es völlig unnütz, was er hier gerade tat? Dabi fing nun auch an etwas zu zittern. Jedoch war ihm nicht kalt. Seine Kiefermuskeln spannten sich gemeinsam mit jedem anderen Muskeln in seinem Körper an und er spürte, wie er sich dadurch verkrampfte.
"Ich werde dich nicht aufgeben, hörst du?", flüsterte er und fing an ihr vorsichtig den Rücken zu streichen. "Also hör du nicht auf dich durchzukämpfen. Ich weiß du bist nicht...tot." Dabi zögerte bei diesem Wort. Er wollte es einfach nicht über seine Lippen bringen. "Ich weiß, dass du mir noch eine reinhauen willst, also bleib bei mir, okay?"
'Ich brauche dich.'
Dabi zuckte etwas zusammen. Was war das? Wer hat das gesagt? Es war doch niemand hier? Hörte er schon Stimmen? Hat ihn der Wahnsinn nun vollends eingeholt?
Plötzlich riss ihn ein Wort aus seinen Gedanken und versetzte ihn in solch eine Unruhe, Panik und Angst, dass ihm speiübel wurde. Dieses Mal war er sich auch sicher, dass es nicht in seinem Kopf war, sondern von Y/N.
Sie murmelte im Schlaf einen Namen.
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Twin Flames
FanfictionDu lebst seit einiger Zeit von deinen Eltern getrennt. Wenn auch nicht wirklich gewollt. Sie haben dich im frühen Alter aufgegeben und in ein Heim verwiesen, aus dem du später ausgebrochen bist. Zuflucht hast du in einer verlassenen Fabrik gefunden...