6 Der Falsche

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Ein paar Tage später hatte ich gerade mein Frühstück beendet, als Fred zu mir hinüber kam.

"Hast du heute schon was vor?" Fragte er mich.

"Nein, wieso?" Wollte ich wissen.

"Heute ist wieder Ausflugstag in Hogsmead und ich habe gedacht wir könnten vielleicht zusammen hingehen" sagte er.

"Klar, gerne" antwortete ich lächelnd.

"Dann komm, gehen wir los"

"Kommt George nicht mit?" Hakte ich nach.

"Nein, es sind nur wir zwei. Mensch, Ginny würde ausrasten wenn sie das wüsste" sagte er grinsend.

"Ja, die würde wieder ihre Textversion von Love is in the Air singen" schmunzelte ich.

"Was für eine Textversion?"

"Och, frag sie einfach mal, sie wird es dir sicher liebend gerne verraten" lächelte ich.

„Werde ich heute Abend tun" sagte er und grinste ebenfalls, bevor er nach meiner Hand griff um mich aus dem Schulgebäude und an Filch, der die Namen kontrollierte, vorbeizuführen.

Es war inzwischen fast schon eine selbstverständliche Geste, das er meine Hand hielt, wenn wir zu zweit unterwegs waren. Obwohl wir nicht zusammen waren, gefiel mir diese Geste. Sie strahlte für mich, weshalb auch immer, eine gewisse Sicherheit aus.

Auf dem Weg nach Hogsmead trafen wir Cedric, der kritisch unsere verschränkten Hände betrachtete.
„Kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen, Jane?" fragte er. Als ich genickt hatte, stellten wir uns ein wenig Abseits hin.

„Was gibt's?" wollte ich wissen.

„Ich habe gehört du hast letztens eine Nacht im Gryffindor Turm verbracht. Und das du sie erst mit Fred verbringen wolltest, dann allerdings zu Ginny und Hermine gewechselt bist" erzählte er.

„Ja, das stimmt. Und?" fragte ich.

„Ich wollte dir nur sagen, das du dich vor Fred Weasley in Acht nehmen musst. Er sieht manches nicht so ernst an wie andere. Ich denke mit Beziehungen ist das nicht anders" erklärte Cedric.

„Das ist auch der Grund weshalb ich nicht mit ihm zusammen bin" sagte ich.

„Das heißt du hättest Gefühle für ihn?" hakte Cedric nach.

„Schon, aber ich denk er erwidert sie nicht" gab ich zu.

„Ich denke schon, aber ich weiß nicht, ob er das so ernst ansieht wie du. Deswegen wollte ich dich vor ihm gewarnt haben. Denn wenn man eine Beziehung nicht ernst meint, hat man den anderen schnell betrogen" erklärte er.

„Ich weiß" sagte ich leise.

„Ich meine das nicht böse, mir sagt nur mein Instinkt, dass ich auf dich aufpassen muss" murmelte er.

„Danke" antwortete ich. „Dafür, das du auf mich aufpasst"

Ich umarmte ihn kurz, bevor ich wieder zurück zu Fred ging. Natürlich nicht, ohne Cedric erneut versichert zu haben, das ich aufpassen würde.

„Was wollte Diggory?" fragte Fred.

„Ach nichts, alles gut" log ich, obwohl Cedrics Bemerkung echte Zweifel an Fred hervorgeholt hatte.

„Können wir dann gehen? Wir können ein Butterbier im die drei Besen trinken gehen" sagte er.

„Klar, gerne" murmelte ich, ohne mit meinen Gedanken wirklich bei ihm zu sein. Also, meine Gedanken waren bei ihm, klar, das waren sie in letzter Zeit immer, doch ich war nicht im Hier und Jetzt, sondern grübelte darüber nach, was es für Anzeichen geben könnte, dass Cedric Recht hatte.

Da gab es das Spaßflirten. Was, wenn das Flirten, was in letzter Zeit zwischen uns herrschte, nur das gewohnte Spaßflirten war, doch wegen meiner neuen Gefühle Hoffnung in mir hervorrief?

Dann war da noch der Prank. Im vorletzten Jahr hatten George und ich die anderen damit geprankt, das wir zusammen wären. Fred hatte so getan, als ob er eifersüchtig wäre, doch es war nur ein Spaß gewesen, das hatte mir George danach versichert. Was, wenn die eifersüchtige Miene, die mir auf seinem Gesicht aufgefallen war, nachdem ich gegen Malfoy geprallt war, auch nur Spaß gewesen war?

Und dann das dritte Indiz. Der Schlag von Malfoy auf Freds Nase. Fred hatte mir partout nicht sagen wollen, weshalb Malfoy ihm eine reingehauen hatte. Was wenn es wegen einem Mädchen gewesen war? Ein Mädchen, dass ich nicht kannte, mit dem Fred zusammen war.

Wenn das mit mir für ihn alles ein Witz war, dann hatte er vielleicht eine andere Beziehung.

„Worüber denkst du nach?" wollte Fred plötzlich wissen und unterbrach mich damit in meinen Überlegungen.

„Ach nichts" murmelte ich zerstreut. „Ich glaube, ich gehe wieder zurück zum Schulgebäude. Ich fühle mich nicht so gut"

Das war glatt gelogen. Ich fühlte mich gut, nicht so als könnte ich Bäume ausreißen, doch ich hatte die letzte Nacht gut geschlafen und dementsprechend fühlte ich mich.

Doch gerade fühlte ich mich in Freds Nähe ziemlich unwohl, sodass ich nur noch wegwollte.

„Soll ich dich hochbringen?" fragte Fred. Die besorgte Miene auf seinem Gesicht war mir nicht entgangen, aber wer wusste schon, ob das nicht auch wieder ein Spaß war.

„Nee,  nee, ich gehe alleine, alles gut" antwortete ich und ging davon, ohne ein weiteres Wort.

In der Eingangshalle traf ich auf Malfoy und seine Bodyguards, wie ich Crabbe und Goyle nannte.

„Na, Jane,  nicht mit Weasley unterwegs?" rief Malfoy.

„Nein, ausnahmsweise nicht. Was dagegen?" wollte ich wissen.

„Eindeutig nicht" sagte er, während er langsam näher kam.

Ich wich einen Schritt zurück und prallte mit meinem Rücken gegen die Wand.

Malfoy kam weiterhin näher und plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen. So hatte ich mir meinen ersten Kuss nicht vorgestellt. Klar, der Kuss war nicht schlecht, aber mit dem Falschen. Und das war auch der Grund, weshalb ich Malfoy wegschubste.

„Wieso küsst du mich einfach?" fauchte ich. „Ich wollte das gar nicht!"

„Gut, dann eben nicht" murmelte Malfoy, während er überheblich sein Gesicht verzog und schließlich mit Crabbe und Goyle verschwand.

„Wow, da sind sogar Fred die Augen ausgefallen, bei dem Kuss" sagte plötzlich eine Stimme neben mir. Harry.

„Was?" fragte ich verwirrt.

„Na, Fred fand den Kuss genauso erstaunend wie wir anderen. Wusste gar nicht, das du auf Malfoy stehst" entgegnete Harry. Beinahe wäre mir ein ironisches ‚Davon wusste ich auch nichts' herausgerutscht, doch ich hielt mich zurück.

„Ich, also... ich dachte eigentlich Fred wäre in Hogsmead" sagte ich schließlich.

„Er ist wiedergekommen um nach dir zu sehen. Ich glaube er hat sich ziemliche Sorgen gemacht" erklärte Harry.

„Ach so" sagte ich matt.

Ohne mich zu verabschieden ging ich davon in Richtung Ravenclaw Turm. Schöne Scheiße.

Wolves || Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt