11 Neuigkeiten

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Ich hielt mich die nächsten Tage fern von Fred. Es fiel mir schwer, vor allem, weil wir uns doch gerade erst vertragen hatten, doch ich würde es nicht aushalten, ihn mit Hermine zu sehen.

Da sah man einmal einen Hoffnungsschimmer, dass es doch noch etwas werden könnte, und dann war plötzlich wieder alles dunkel.

Der einzige Lichtblick war der Brief, der soeben von Dabria auf meinen Teller gelegt worden war. Er war von meiner Mutter.

Liebe Jane,
Wir vermissen dich schrecklich und es war auch ganz ungewohnt, die Feiertage ohne dich zu verbringen. Natürlich verstehen wir, das du so langsam erwachsen wirst und sind froh, das du so viele Freunde in Hogwarts hast, doch es ist schwierig zuzusehen, wie unsere kleine Tochter so schnell erwachsen wird.
Und das du erwachsen wirst, das ist auch der Grund für diesen Brief.
Ich denke, du bist inzwischen bereit, zu erfahren, wer du wirklich bist, beziehungsweise WAS.
Du bist ein natürlicher Animagus. Ich weiß nicht genau, welches Tier du bist, doch uns wurde nach deiner Geburt verkündet, das du besonders bist. Eigentlich wollten wir dir das schon längst gesagt haben, doch die Ausbildung für Animagi ist sehr schwierig und sehr anstrengend. Mein Onkel war selbst einer, deshalb weiß ich es. Ich habe Minerva McGonagall gebeten, dir Unterricht zu geben, jetzt, da du alt genug bist, um die schwierigen Zauber zu lernen.
Es tut mir wirklich leid, dir nicht früher davon erzählt zu haben, doch ich fand, das vorher nie der richtige Zeitpunkt war. Eigentlich hatte ich es dir persönlich sagen wollen, wenn du nach Hause gekommen wärst, doch da das nun nicht der Fall ist, auf diesem Wege.
Ich bin mir sicher, das du die Ausbildung schaffen wirst.
Dein Vater und ich vermissen dich und hoffen du bist glücklich.
Wir haben dich lieb, Mama und Papa

Ich las den Brief dreimal. Jedes Mal öffnete sich mein Mund weiter.

Ich ließ meine Hand mit dem Brief sinken, doch musste ihn noch ein viertes Mal lesen, um endlich zu verstehen, wer ich war. Oder sollte ich besser sagen was?

Und dann las ich die Zeilen noch ein fünftes Mal um sicherzugehen, das das hier kein Traum war.

Ich rieb mir mit meinen Händen über das Gesicht.

„Jane? Alles gut?" fragte Ginny, die neben mir saß und auch Hermine mir gegenüber sah mich besorgt an. Ich hatte mich, da immer noch Ferien waren an den Gryffindor Tisch gesetzt und übernachtete auch immer noch jede Nacht bei Ginny und Hermine, was leider das Risiko steigerte, auf Fred zu treffen.

„Klar, alles gut. Ich...habe nur... ähm... eine Neuigkeit erhalten. Und die muss ich erstmal verarbeiten" stotterte ich, bevor ich fast schon fluchtartig die große Halle verließ. Schnurstracks lief ich hinauf zum Astronomieturm. Gewohnheiten wird man nun mal nie los und es war immer selbstverständlich gewesen, das ich bei Problemen hier hinauf gegangen war. Normalerweise mit Fred, weil er es immer geschafft hatte, mir zu helfen und mich aufzuheitern.

Heute stand ich alleine am Geländer und ließ den Wind meine Haare zerzausen.
Sie hatten mich mein ganzes Leben belogen. Sie hatten schon bei meiner Geburt gewusst, das ich auf jeden Fall kein Muggel war, das ich vielleicht sogar bei den Zauberern etwas besonderes war. Und trotzdem hatten sie mein Leben lang nie etwas gesagt. Hatten sogar noch auf ahnungslos gemacht, als ich gefragt hatte, ob ich eine Hexe war und einen Hogwartsbrief bekommen würde.

Wie hatten sie nur können? Die ganze Zeit hatten sie mich belogen.
„Weil ich noch nicht alt genug gewesen war". Pfff, es wäre ja wenigstens gut gewesen, zu wissen, das ich auf jeden Fall in Hogwarts angenommen werden würde und sie das schon immer gewusst hatten. Das hätte mir einige schlaflose Nächte erspart.

Erneut vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Der Kloß in meinen Hals wuchs.
Eine plötzliche Stimme ließ mich so sehr zusammenzucken, das ich es nicht mehr schaffte, die Tränen zurückzuhalten.

„Was ist los?" Ohne langes Zögern konnte ich zuordnen, das es Fred war der dort hinter mir stand. Ich wagte es nicht, mich umzudrehen oder gar ihm in die Augen zu sehen, aus Angst, dass ich weglaufen könnte. Weglaufen, aus Angst, dass er mich wieder fallen lassen könnte.

Ich hörte, wie er hinter mich trat und spürte, wie er seine Hände auf meine Schultern legte. Keiner von uns sagte ein Wort, einzig und allein durch meine leisen Schluchzer von den Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte, unterbrachen die Stille.

„Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen" flüsterte Fred leise und küsste mich sanft auf die Wange. Eine Gänsehaut überzog plötzlich meine Arme.

„ Ich... Es..." stotterte ich, doch ich brachte kein Wort heraus.

Ich löste mich aus seinen Armen, um wieder klar denken zu können. Mir entging nicht, das seine Miene sich verfinsterte.

„Es ist nicht wegen dir, also nicht nur" sagte ich leise, war mir nicht sicher, ob er es überhaupt gehört hatte.

„Weshalb denn?" fragte er. Ich schüttelte bloß den Kopf. Ich war noch nicht bereit es auszusprechen, dafür fühlte es sich noch zu unwirklich an.

„Mann Jane, rede doch endlich mal mit mir! Du bist wie ein Fähnchen im Wind. Erst sagst du mir das du mich magst, dann küsst Du Malfoy, dann sagst du, dass das seine Schuld war und du mich nicht verletzen willst, aber danach sagst du mir wieder nicht, was mit dir los ist!" wetterte er plötzlich los.

Ich kannte ihn eigentlich gar nicht mit so kurzer Zündschnur, doch vielleicht strapazierte das ganze Durcheinander zwischen uns sein Nervenkostüm ähnlich wie meins.

Was ihm trotzdem irgendwie nicht das Recht gab, mich so anzuschnauzen.

„Vielleicht guckst du auch mal auf deine eigene Nase. Du sagst mir, dass du mich magst, bist eifersüchtig auf Malfoy, dann haben wir uns gerade wieder vertragen und plötzlich tanzt du mit Hermine und verbringst sogar die Nacht mit ihr. Also ganz fair finde ich das nicht, dass du bei mir ein Drama aus der Sache machst, aber sie bei dir in Ordnung ist. Und eigentlich hatte ich auch gedacht das du mich magst, aber vielleicht habe ich da auch wieder zu schnell die falschen Schlüsse gezogen." konterte ich und sah ihn wütend an.

Wir standen nur voreinander wie Boxer vor einem Kampf und ich fragte mich, wer den ersten Schlag setzen würde. Also, verbalen Schlag. Das er mir gegenüber handgreiflich wurde, traute ich Fred niemals zu.

Er sah mich stumm an und ich starrte genauso still zurück, mich fragend, wann er endlich auf das Gesagte reagieren würde.

Doch es kam nichts, die Stille lag zwischen uns wie ein unbeschriebenes Blatt, das man nicht beschreiben wollte, aus Angst Fehler zu machen.

Und dann tat er doch etwas. Etwas, wofür man keine Worte benötigte und das manchmal mehr sagte, als man in Worte fassen konnte.

Er küsste mich.

Ich wusste zwar noch immer nicht, wie ich mit all dem Durcheinander umgehen sollte, was dort um mich herum war, doch in dem Moment, als Freds Lippen auf meinen lagen, verschwand alles um mich herum.

Seine Hand glitt in meinen Nacken und hielt meinen Kopf fest und ich strich ihm durch die Haare.

Es fühlte sich in diesem Moment richtig an dies zu tun. Es fühlte sich richtig an, ihn zu küssen, obwohl irgendwo tief in mir etwas schlummerte, das mich schon kurz danach daran zweifeln ließ, ob es das auch wirklich war.

Wolves || Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt