4.Kapitel

79 3 0
                                    


„Ich freue mich aufs Bett, komm lass uns schnell leise rein gehen, ohne das meine Mutter aufwacht, sonst schimpft sie bloß das wir sie anrufen hätten sollen, damit sie uns abholen kommt“ jammerte Isi vor sich hin. Erschöpft kickte sie ihre Pumps ins letzte Eck.
Isabellas Mutter hatte uns einmal von einer Party abgeholt, als wir noch drin waren, stiefelte sie einfach mit ihren Schlafanzug herein und suchte uns mit lauter Stimme.
Mega peinlich, deshalb vermieden wir den Abholungsservice so gut es ging
Leise schlichen wir hinauf und machten uns Bett fertig. Ein Blick auf die Uhr sagte uns, dass es ein Uhr Nachts war.
Puhh noch sechs Stunden schlaf, danach klingelte der Wecker, dachte ich mir.

„Man Sophie mach deinen scheiß Wecker aus, oder steh endlich auf. Ich hab Kopfweh“ jammerte Isi gequält neben mir. 
„Ja ist schon gut, ich gehe, tschüss, schlaf schön weiter, du darfst gerne später kommen, ich hab um neun Springstunde.“
Als ich aufstand merkte ich, dass auch ich leichte Kopfschmerzen hatte. Vielleicht war es gestern doch ein wenig zuviel Alkohol. Nachdem ich mich im Bad fertig gemacht hatte, ging ich die Treppe runter.
„Guten Morgen Sophie, na wie war es gestern? Wie seid ihr denn nach Hause gekommen? Du weißt, dass ich euch jederzeit abhole. Ich mag es nicht, wenn ihr beide angetrunken in der Nacht allein unterwegs seid.“ Sagte Isis Mutter mit einen Vorwurfsvollen Blick in meine Richtung.
„Wir sind mit der Bahn heim gekommen, das nächste Mal rufen wir an, versprochen.“ Antwortete ich ziemlich zerknirscht, da meine Kopfschmerzen schlimmer geworden sind.
Andrea stand ohne eine Antwort auf und ging zu einen Schrank in der Küche. Sie kam mit einer Aspirin Tablette zurück und reichte sie mir wortlos. Dankbar nahm ich diese an und schluckte sie mit Wasser hinunter.
„Magst du noch mit Frühstücken? Ich habe frische Croissant und Kaffee“ fragte sie freundlich. Ich bejahte ihr Angebot.
„Und wie läuft das Training? Isabella hat erzählt das dein Vater und dein Opa immer noch soviel Druck machen?“ sie schlug ihre Zeitung zu. Interessiert sah sie in meine Richtung.
„Das Training verläuft ganz gut, nächste Woche sind die Landesmeisterschaften, danach ist noch eine Sichtung, wenn alles glatt läuft, geht es Ende August auf die Europameisterschaft in Italien. Ach, ich habe es mir ja selber so ausgesucht“ winkte ich ab. „Wow, das ist aber ein hartes Programm, da steckt sicher viel Stress dahinter. Du kannst jederzeit zu uns kommen, auch wenn du dich heimlich auf Partys wegschleichst, ich werde deinen Vater nichts verraten.“ Zwinkerte mir Andrea zu. Isis Mum war echt in Ordnung. Sie sah alles sehr locker. Wenn meine Eltern auch nur so wären.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich mich langsam auf den Weg nach Hause machen sollte. Ich verabschiedete mich und bedankte mich für das Frühstück.
Zuhause angekommen, war niemand mehr im Haus. Schnell zog ich mir meine Reithose an und putzte nochmal gründlich meine Zähne. Nicht das ich doch nach Alkohol rieche. Anschließend lief ich in den Stall.
Dort angekommen kam mir mein Vater entgegen. „Da bist du ja, los sattel doch schnell Cotopaxi und komm auf den Springplatz. Jan sitzt noch auf Cinderella und braucht paar Minuten länger. Du weißt ja wie die Stute aufdrehen kann, wenn sie keine Lust hat.“ Mit ernster Miene stand er vor mir. Er duldete keinen Widerstand. 
Ich nickte und ging mit schnellen Schritten Richtung Sattelkammer. Lächelnd dachte ich an Cinderella, die kleine braune Stute von Chacco Blue, hatte ihren eigenen Kopf. Sie konnte über Häuser springen, aber wehe sie hatte einen schlechten Tag, dann lief sie nur mit angelegten Ohren rum und versucht alle von ihren Rücken zu bocken.
In der Sattelkammer angekommen, holte ich Cotopaxis Sachen und trug sie zu seiner Box im Turnierstall. Dort standen alle Pferde die mit uns auf Turnier gingen, die Wallache und Stuten. Auch Casanova, mein Pony Wallach, stand in diesen Stall.
Die Einsteller Pferde waren in einen anderen Stall untergebracht, da mein Opa keinen Stress mochte und so den Einstellern aus den Weg gehen konnte.
In den dritten Stallungen die allerdings abseits von den Rest lagen, Standen die Deckhengste, mit angrenzender Besammungsstation. Dort befand sich auch das meiste Personal und die ganzen Azubis die bei uns ihre Ausbildung machten.
Paxi steckte schon seinen Kopf aus der Box und wiehrte mir voller Vorfreude entgegen.
Ich ritt den Apfelschimmel Wallach seit einem halben Jahr regelmäßig. Von Anfang an, hatte es zwischen uns gefunkt. Ich lächelte an diese Erinnerung. Opa hatte mir das damals nicht zugetraut, ein 4 Jähriger Wallach, der hin und wieder gerne sein eigenes Tempo bestimmt und dabei nach Herzenslust bockt. Als ich nach langen überreden, doch auf Paxi drauf durfte, war es liebe auf den ersten Blick. Er liebte meine Feine Art und ich liebte seine Schwungvollen Bewegungen.
Seitdem ritt ich ihn regelmäßig und es wird von mal zu mal besser. Da ich dieses Jahr aus den Ponykader kam, sollte ich ein paar internationale springen gehen, deshalb ritt ich auch die Erfolgsstute von meinen Opa.
Mirabelle war schon in den Nationenpreisen in Rom und Aachen platziert.
Mit ihr soll ich in drei Wochen in Hanau meine erstes S** gehen. Ein paar Springen der schweren Klasse war ich schon erfolgreich gestartet.
Als ich Cotopaxi fertig geputzt hatte, legte ich eine Dunkelblaue Schabracke, mit den Gestütslogo unter meinen braunen Springsattel.
Fertig gesattelt und getrenst stand ich vor dem Springplatz und zog meinen Helm auf.
„Tor frei“ rief ich so laut wie möglich. Jan nickte mir kurz zu als er vorbei galoppiert. Ich öffnete das Tor und trat mit Cotopaxi in die Bahnmitte.

Stay Strong and never give up Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt