Als ich am nächsten Morgen die Treppe runter ging, wartete Mama schon mit den Frühstück auf mich. „Guten Morgen Mama, wo ist Papa? Ich dachte er ist zuhause.“ Sprach ich sie an.
„Er liegt noch im Bett, hat heute frei.“ Murmelte sie mir entgegen. Wir beide waren keine morgen Menschen. Ich hasste gute Laune am Morgen, könnte mich immer darüber aufregen, wenn Leute am Morgen schon soviel redeten.
Nachdem ich fertig mit den Essen war, bequemte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Meine Motivation schrumpfte mit jeden Schritt mehr. Ich hatte sowas von keine Lust auf die Schule. Ich wollte eigentlich nie auf das Gymnasium, meiner Meinung nach reichte ein Realschulabschluss vollkommen. Meine Eltern waren da leider anderer Meinung und so musste ich versprechen es wenigstens zu versuchen.
An der Bushaltestelle angekommen, wartete Isabella schon auf mich.
Mit knappen Worten erzählte ich ihr, dass Michelle gestern Skipper Probe geritten war.
Sie war genauso zerknirscht, keiner von uns beiden konnte Michelle richtig leiden.
In der Aula, trennten sich unsere Wege schon wieder. Wir verabschiedeten uns mit einer dicken Umarmung. Ich hatte in der ersten Stunde Chemie und Isabella hatte Sport.
Vor den Chemieraum stand Simon. Er war neben Isabella mein bester Freund, tatsächlich auch mein einziger, der keinen Bezug zu den Reitsport hatte.
Nach sieben Stunden unendlicher Langeweile und einen unerwarteten Biologie Test, war ich froh, dass ich endlich zuhause angekommen war.
Das Auto von meinen Eltern fehlte. Vermutlich waren sie einkaufen gefahren, oder mit Lukas irgendwo unterwegs.
Ich schmeißte meine Schultasche achtlos auf den Boden und ging zielstrebig in mein Zimmer. Die Hausaufgaben konnten gerne bis heute Abend warten.
Kurz genoss ich die Aussicht, von hier aus konnte man fast den kompletten Hof sehen. Die Stuten standen mit den Fohlen auf der Koppel. Jan ging gerade mit einen Hengst, zu den Außenplatz. Der große schwarze war ein wenig nervös und tänzelte um den Bereiter herum. So wie ich das sah, war es Opas Dressur Hengst Quando Royal.
Typisch Dressurpferd, hatte er so ziemlich vor allem Angst.
In der Halle war er ziemlich brav und macht einen guten Job, aber auf den Platz war er nervös und Schreckhaft. Einmal bin ich diesen gewaltigen Hengst geritten. Lockere Bewegungen zierten sein Gangbild. Von alleine zog er damals in eine Trabverstärkung. Überrumpelt mit soviel Schwung, wäre ich fast aus den Sattel geflogen. Opa lachte mich deshalb immer noch aus. Er bedauerte es immer, dass er nur dieses eine Dressurpferd hatte. Papa hatte damals noch eine Fuchsstute, diese wurde aber verkauft, weil er durch die Firma keine Zeit mehr hatte.
Schnell zog ich mir eine schwarze Reithose an und ein blaues Polo darüber. Rechts pragte die kleine Krone, das Logo des Gestütes.
Im Stall angekommen winkte mir schon Opa zu er stand mit einen älteren Ehepaar in der Gasse. An seinen Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass es sich um Kundschaft handelte. Undurchdringlich musterte er mich.
„Sophie, sattel Aaron und reite ihn warm.“ Sagte er mit einen Ton der keinen Wiederspruch duldete.
Bevor ich mein, Ay Ay Captain raus bekam, war er schon wieder verschwunden.
Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den weg zu den Verkaufsstall, um Aaron zu Satteln. Ich legte die Dunkelblaue Schabracken drunter und Bandagierte mit routinierten Griffen die Beine des Pferdes ein. Dies sollte zum einen zum Schutz dienen. Damit der Wallach sich nicht selbst streifen konnte. Zum anderen sah es einfach schön aus.
Gerade als ich ihn antrabte, kam Opa wieder mit den älteren Ehepaar. Soweit ich das verstanden hatte, suchten sie ein Pferd für ihre Enkeltochter.
Nachdem ich ein paar Sprünge absolvierte, die der große schwere Warmblüter, brav und mit wenig Talent sprang, nickte mir Opa zu und sagte es reichte. Die Leute kamen nächste Woche mit ihren Enkel wieder.
„Haben wir nicht eigentlich für sowas Bereiter?“ grinste ich Andreas an. Ohne das es überheblich klingen sollte, hatten wir dafür bestimmte Leute, die die Pferde bestmöglich vorstellten. Ich half selbstverständlich gerne mit und genoss es so viele unterschiedliche Pferde zu reiten.
„Frage nicht, heute läuft es schon gar nicht gut. Cinderella hat Jan heute in der früh, erstmal in den Sand gesetzt. Quando Royal hat die Box zertrümmert und zwei Bereiter sind krank. Ich bin so froh wenn wir wieder weniger Pferde im Stall haben.“ Schnaubte Opa. Momentan standen circa 60 Pferde auf der Anlage. Soviel hatten wir schon lange nicht mehr.
Die Woche verging ziemlich schnell. Wir hatten alle Hände voll zu tun, mit den Pferden. Casi hatte ein leichtes Programm, vor großen Turnieren vermieden wir intensive Trainingsintervalle. Am Wochenende sollte er schließlich fit sein. Gerade für das Pony war das Wochenende hart.
Jan wurde immer komischer. Ich vermutete, dass er irgendwelche Frauen Probleme hatte. Vielleicht Liebeskummer?
Gerade stritt er mit einer Azubine. Die Arme war kurz vorm weinen, angeblich sollte sie die verkehrten Pferde in die Führanlage gestellt haben. Ich hatte Mitleid mit ihr. Jan konnte ganz schön böse werden. Er entschuldigte sich meistens danach wieder, war er allerdings so in Rage wie jetzt, war es schwer den Bereiter zu Bremsen.
„Jan lass es gut sein, sowas kann passieren, es nächste mal passt sie besser auf.“ Rief ich laut über den Hof. Jan schnaubte verächtlich. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Wenn sich eins der Pferde verletzt, dann geht es eh wieder auf meine Kappe. So kann das nicht weiter gehen. Jeder macht hier was er will und ich darf es den Chef erklären.“ wütend kickte er einen Schotterstein davon und ging zurück in den Stall. Entschuldigen nickte ich den Mädchen zu. Sie lächelte mich Dankbar an. Ich Versuchte weiter mein ganzes Sattelzeug in den LKW zu verstauen. In meinen Kopf hatte sich eine Checkliste festgesetzt die ich in Ruhe durch ging.
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Stay Strong and never give up
RandomGib das, was dir wichtig ist nicht auf, nur weil es nicht einfach ist. Diesen Satz musste die 16 Jährige Sophie-Luise Parker oft genug hören. Bloß was passiert, wenn man einfach keine Kraft mehr zum kämpfen hat, wenn man am liebsten alles vergessen...