6. Kapitel

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Völlig fertig setzten wir uns, nachdem wir die Pferde verräumt hatten, in das Reiterstübchen.
Dort scrollte ich am Handy durch Instagram, außer Michelle, die mal wieder keine Klamotten zum anziehen hatte, gab es nichts interessantes.
Im Feed erschien eine neue WhatsApp Nachricht von Pia
Pia reitet, genauso wie ich auch im Bundeskader. Sie wollte wissen ob ich nach Kranichstadt, auf die Landesmeisterschaften kam.

Schnell schrieb ich ihr zurück: Heii Pia schön von dir zuhören. Ja ich starte mit Casanova in der U16 Wertung. Ich würde mich freuen wenn wir uns dort sehen.
Lg Sophie

Als die Nachricht verschickt wurde, verstaute ich mein Handy wieder in der Hosentasche.
Gerade als wir aufstehen wollten, streckte Papa seinen Kopf für die Tür hinein.
„Hey Mädels wollt ihr schnell mit nach Frankfurt in die Stadt fahren, ich muss nochmal ins Büro und ihr könnt derweilen gerne in die Stadt shoppen gehen.“ Fragte er uns.
Ich schaute Isi fragend an, diese nickt begeistert mit ihren Kopf.
„Ja wir kommen, wir gehen bloß schnell ins Haus um uns umzuziehen.“ Merkte ich an.

Eine Dreiviertel Stunde später kamen wir in Frankfurt an. „Mädels, wo darf ich euch raus schmeißen?“ fragte mein Papa gut gelaunt.
„Ich würde gerne in die Goethe-Straße, da ich noch ein Kleid für den Ball am Freitag brauche.“ Antwortete ich.
Papa sah mich streng an. „Übertreibe es nicht.“ Drohte er mir, mit einer hoch gezogenen Augenbrauen. „So hier sind wir, bitte aussteigen. Sophie ich rufe dich an wenn ich vom Büro losfahre.“ Sprach mein Vater, während er seinen Audi in eine Parklücke fuhr. Ich nickte mit den Kopf und verließ das Auto. Als auch Isi ausgestiegen war, machten wir uns auf den Weg zu der Einkaufsstraße.
„Dein Vater hat momentan ja Mal wieder eine bombastische Stimmung. Da meint man, dass er jederzeit in die Luft geht.“ Merkte Isi an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Vermutlich hatte er Stress mit der Arbeit.
In der Stadt angekommen betrat ich die erste Boutique.
Als ich die Tür öffnete kam schon gleich eine Verkäuferin angelaufen. „Oh Sophie, sie hab ich aber schon lang nicht mehr hier gesehen.“ sprach sie mich mit einen leicht französischen Akzent an. Meine Eltern und ich kauften meisten hier die Abendkleider und Anzüge, da es viele unterschiedliche Einzelstücke von Designern gibt. „Hallo Louise, ich suche nach einen kurzen Abendkleid und die passenden Schuhe dazu. Die Schuhe dürfen gern ein bisschen höher sein. Das Kleid sollte bitte schlicht und am besten in einer gedeckten Farbe sein.“ Kam ich gleich zur Sache. Isabella schaute mich mit großen Augen an, sie war es nicht gewöhnt in solchen Läden einzukaufen. Louise machte sich auf den Weg und suchte nach passenden Kleidern. Als sie mit einer Auswahl zurück kam probiert ich eins nach den anderen an, bloß irgendwie gefiel uns nichts. Isi schaute sich derweilen auch paar Kleider an. Als sie ein Blaues Kleid entdeckte und mit diesen zu mir kam.
Schon als ich den Stoff anlangte, merkte ich das, dass mein Kleid war. Ich schlüpfte hinein und es passte wie angegossen. Als ich noch die passenden Pumps gefunden hatte, machten wir uns auf den Weg nach draußen.
„Du willst sicher diese hohen Schuhe auf den Reiterball am Freitag anziehen? Ich würde so derbe Blasen an den Füßen bekommen, dass ich nie wieder laufen kann.“ Lachte Isabella dabei strich sie durch ihre kurzen Haare.
„Du bist ja auch groß, dich läuft keiner über den Haufen und überhaupt sind die gar nicht hoch.“ Sag ich mit verschränkten Armen. Die Tüte mit den Kleid und den Schuhen hing über meinen Arm und hüpfte bei jeden Schritt hin und her.
Isabella war das genaue Gegenteil von mir, sie hatte eine ganz ruhige Art drehte nie auf und verlor auch nie die Beherrschung. Sie war einen Kopf größer als ich und hatte kurze braune Haare.
Ich dagegen war immer ganz hibbelig, konnte nie ruhig sitzen, ab und an gingen meine Nerven mit mir durch.
Während meine Augen Eisblau waren, hatte Isi wunderschöne strahlend Grüne Augen.
„Wollen wir uns da vorne in das Kaffee setzten und einen Eiskaffee trinken.“ Fragte mich meine beste Freundin. Freudig nickte ich. Ich liebte die gemeinsame Zeit. Leider kam es momentan viel zu selten vor. Das Training nahm einen groß Teil meiner Freizeit ein. „Gerne, ich lade dich ein. Du musst mir schließlich immer meine Pferde herrichten und Befehle von Jan entgegen nehmen.“ Antwortete ich auf Isis Frage. Zusammen setzten wir uns auf einen freien Platz und bestellten jeder einen Eiskaffee. „Schreibt ihr nächste Woche auch Klausuren? Und hast du schon gehört, das wir einen neuen Direktor bekommen“ plabberte Isi vor sich hin. Leider gingen wir in zwei unterschiedliche Jahrgangsstufen, da Isi ein Jahr älter war als ich. „Hm… soweit ich mich erinnere würden wir Mathe am Freitag schreiben. Da ich aber Freigestellt bin, wegen der Landesmeisterschaften, muss ich diese wohl oder übel nach schreiben. Zum Kotzen sag ich dir, ich komm mit den Thema gar nicht klar und die Meier versucht es auch gar nicht, mir zu erklären. Wie sieht es bei dir aus?“ fragte ich Isi und nahm einen schluck von meinem Eiskaffee. „Nächste Woche Französisch und dann irgendwann noch Deutsch, also alles halb so Wild.“ Winkte sie ab und nahm einen großen Schluck. Wehmütig blickte ich meine Freundin an. Sie hatte keine Probleme in der Schule den Stoff zu verstehen. Sie lernte sich spielend leicht. Ich dagegen musste alles doppelt und dreifach anschauen. Was vielleicht auch daran lag, dass ich viele Fehltage hatte. „Das mit den Direktor hab ich schon gehört, mein Vater ist recht angepisst. Bin ja drauf angewiesen, dass der Direktor für die Turnier freistellt, sollte er das nicht tun bekomme ich schnell Probleme mit den DOKR.“ Erwiderte ich. Plötzlich ging der Klingel Ton von meinen Handy an. Ich nahm ab und lauschte der anderen Stimme.
„Hallo Sophie, ich wäre im Büro fertig, Wo seid ihr, dann komme ich euch holen.“ Sagte Papa am anderen Ende der Leitung. Als ich Papa beschrieb wo er uns abholen konnte. Zahlte ich unsere Getränke. Zusammen machten wir uns auf den Weg und saßen wenig später im Auto. Wir redeten fröhlich miteinander. Isi nahm kein Blatt vor den Mund und war ein Meister in Smalltalk. Sogar Papa hatte wieder richtig gute Laune und witzelte mit den braun haarigen Mädchen herum. Für ihn und Mama war Isi eine zweite Tochter. Wir verbrachten fast jede Freie Minute zusammen auf den Hof.
Wir fuhren die lange Allee zum Gestüt hinauf. Rechts und Links erstreckten sich die grünen Sommerkoppeln. Fohlen tollten auf der saftig grünen Wiese umher. Lachend betrachte ich eine dicke Stute, die gemütlich umher schlenderte. Bald würde auch sie ein Fohlen bekommen. Ich liebte mein Zuhause. Die Arbeit mit den Pferden machte mir unglaublich viel Spaß. Vor unseren Haus konnte ich den kleinen Pferdetransporter sehen.
Opa musste also wieder vom Turnier zurück sein. „Also ich gehe mal, ich sollte noch was lernen für die Klausuren.“ Sagte Isi, nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen waren „Solltest du nicht auch noch lernen?“ Ein skeptischer Blick traf mich. Mit verschränkten Armen stand Papa vor mir. Er konnte schlechte Noten nicht leiden. „Ah Paps, das verschiebe ich auf später.“ Winkte ich seine Frage ab. Er zog seine Augenbrauen zusammen, ohne Kommentar ging er ins Haus. „Puh, was bin ich froh das meine Eltern keinen Stress mit den Noten machen.“ Winkte Isabella ab. Lachend schüttelte ich meinen Kopf. „Isi du hast einen 1,2 Schnitt in der Schule. Da würde sich Papa auch nicht abtun.“ Wir umarmten uns ausgiebig.
Nachdem Isi mit ihren blauen Rad vom Hof gefahren war, lief ich voller Neugierde in den Stall.
Jan gab gerade einen Mädchen Unterricht, wer sie ist konnte ich nicht sehen. Opa stand an der Bande und schaute gebannt zu.
„Hallo Opa, wie war das Turnier? Konntest du die zwei Jungen platzieren? “ Fragte ich und lehnte mich neben ihn.
„Hallo Sophie, ja ich konnte Pandora im L platzieren und Skipper gewann das M. Bin zufrieden, leider hat sich die Stute auf den Abreiteplatz vertreten und läuft nicht ganz sauber.“ Antwortete er sehr zerknirscht. Es war immer ärgerlich, wenn sich eines der Pferde verletzte. Vorallem Pferde die verkauft werden sollte.
In der Reithalle konnte ich Skipper erkennen der seine Runden um Jan drehte. Dieser stand genervt in der Mitte und gab der Reiterin Anweisungen. Der kleine Wallach war noch jung. Eine große Weiße Blesse zierte seinen Kopf. Ich hatte immer die Hoffnung, dass Opa Isi den Wallach reiten Ließ. 
Als das Mädchen zu uns rüber schaute erkannte ich sie.
Es war Michelle, sie war mit mir in den Hessischen Kader. Ihr Pony verletzte sich allerdings beim letzten Springen an der Sehne. Ich wusste das, dass Mädchen schon länger nach einen passenden Pferd suchte. Dadurch war es kaum verwunderlich, sie bei meinen Opa anzutreffen. War er doch ein hochangesehener Züchter.
Trotz alledem mochte ich Michelle nicht. Wir gingen in die gleiche Klasse. Ständig machte sie mich fertig. Zu oft redete ich mir ein, dass es der Neid war. Wenn ich Mal wieder eine bessere Platzierung mit nach Hause brachte, ging das Gerede los. Sie war der Meinung, dass ich alles in den Arsch geschoben bekam. Das ich aber keine leichten Pferde hatte sah sie nicht. Früher war ich fast täglich von Casi geflogen, da der Wallach eigentlich viel zu heftig für mich war. Selten setzte sich ein Bereiter auf meine Pferde. Meistens hieß es, dass die Kundschaft zuerst kam. Sie war auch der Grund warum ich in meiner Klasse fast keine Freunde hatte.
Ich fragte Opa warum sie den Kleinen Wallach heute nach den Turnier ritt.
Darauf antwortete er nur das sie das braune Pferd vielleicht kaufen will.

Traurigkeit legte sich über mich. Ich hatte so sehr gehofft, dass Isi den Wallach reiten dürfte.
Voller Missfallen beobachtete ich das Pferd-Reiter Paar. Michelle machte eine gute Figur auf den 6-Jährigen braunen Wallach. „Sollte Skipper nicht eigentlich bleiben.“ Fragte ich traurig Opa.
Opa zuckte nur mit den Schultern und murmelte leicht verärgert vor sich hin, dass man kann nicht alle Pferde behalten kann. Es war numal unser Job die Pferde zu verkaufen. 
Niedergeschlagen ging ich zu Paxi. Der Junge Wallach schaffte es immer mich aufzumuntern. Gerade eben versuchte er mit seiner Zunge über mein Gesicht zu schlecken. Lachend nahm ich seinen Kopf zwischen meine beiden Hände und kraulte ihn die Stirn. Daraufhin legte er den Kopf auf meinen Schultern ab und genoss die Streicheleinheiten mit halb geöffneten Augen.
Mama meinte mal lachend zu mir, dass wenn ich Paxi immer so verwöhnte, er irgendwann mal mit mir ins Bett gehen will.
Als ich Schritte auf der Stallgasse hörte, schaute ich auf und entdeckte Jan. Der mit einen grimmigen Ausdruck auf mich zu kam.
„Der Chef sucht dich, du sollst in die Halle kommen. Wegen der Abend Fütterung“ Meinte Jan abfällig zu mir. „Kannst du das nicht machen? Ich hab Hunger und will ins Haus.“ Fragte ich mit einen Augenverdrehen. „Nein, Feierabend!“ schleuderte er mir angepisst rüber und drehte sich um. Irgendwas mit verzogene Görre hörte ich, bevor er außer Sichtweite war.
Wütend drehte ich mich zu den Schimmel herum. Jan konnte manchmal so ein Depp sein. Kaum liefen seine Bettgeschichten nicht, hatte er schlechte Stimmung. Wurde Zeit das der Mann eine Freundin fand.
Das Opa Manchmal übel gelaunt war, wusste jeder. Seitdem meine Oma bei einen Autounfall ums Leben kam, war er einfach in sich gekehrt. Er hatte damals seinen Platz im Bundeskader aufgeben und war nicht zu den Olympischen Spielen gefahren. Wir alle waren über den Unfall geschockt. Es brauchte eine lange Zeit bis wir wieder in den Alltag zurück gefunden hatten.
Mama kümmerte sich seit dem Unfall um das Büro und greifte Andreas so oft es ging unter die Arme. Mit schlechter Laune ging ich zu der Halle hinüber. In der Hoffnung, dass Michelle schon fertig war.
Als ich alle Arbeiten erledigt hatte, ging ich zügig ins Haus und bald darauf ins Bett.

Stay Strong and never give up Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt