9.Kapitel

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Auf den Bildschirm leuchtete Opas Name auf.
Schnell nahm ich das Gespräch an. „Sophie endlich ich dachte schon du gehst nicht ran. Sattel doch schon einmal Casi und komm auf den Platz, dann kannst du gleich das Warm up reiten. Jan ist auch schon da und kommt mit Caipi auf den Platz.“ Kam mein Opa sofort zur Sache. „Jawohl Chef, ich beeile mich.“ Kam von mir lachend eine Antwort.
Während ich das Gespräch beendete zog ich mir schnell meine Reitsachen an und ging Richtung Stall.
Mit guter Laune sattelte ich den Fuchs Wallach. Dabei kraulte ich ihn unter der Mähne. Er reckte seinen Hals genussvoll in die Höhe. Lächelnd beobachtete ich ihn. Casanova war super drauf. Wir verstanden uns mittlerweile blind. Immer wenn ich ihn ritt, fühlte es sich an wie auf Wolken zu schweben.

Kurze Zeit später führte ich den Wallach vor das Zelt. Ich zog die Steigbügel hinunter und schwang mich in den Sattel. Entspannt ritt ich mit den Wallach zu den Plätzen. Meine Füße baumelten entspannt hin und her. Nebenbei schrieb ich mit Isi.

Am Abreiteplatz erhaschte ich einen Blick auf Opa. Kopfschüttelnd beobachtete er mich. Ich wusste genau das er am liebsten schimpfen würde. Er hasste es wenn ich am Pferd Nachrichten schrieb.
Voller Glücksgefühle nahm ich die Zügel auf und Wärmte mein Pony auf. Casi versuchte wieder den Macho raus hängen zulassen. Er wollte alle beeindrucken wie gut er bocken kann. Ich konnte mir gerade so ein Lachen verkneifen. Er liebt die Spannung vor einem Turnier.
Nach ein paar Runden hatte sich dies aber erledigt, zufrieden abkauend mit einen aufgewölbten Hals lief er brav seine Runden.
Seine Mähne hüpfte im Takt hin und her, die Ponyhufe trommelten auf den Boden. Diese Momente waren unbezahlbar. Casi stand so fein an meinen Hilfen, dass es von außen Federleicht wirken musste.
Ein Blick in Opas Richtung bestätigte mir dies. Er nickte zufrieden in meine Richtung. Er war noch nie ein Mann mit großen Worten. Ein einfaches nicken reichte meistens aus. So selbstkritisch er bei sich war, war er es bei seinen Schülern auch. Ab und an kam es vor das junge Reiterinnen weinden vom Pferd abstiegen.
Heute saß Opa mit einigen Reitern, die mir nicht gänzlich unbekannt waren, an einen Tisch.
Opa ritt mit Dynamite, den wir alle eigentlich nur Big D. nannten, nur selten ein Warm up. Der Name war bei den Hengst Programm. Teilweise explodierte der Schwarze, dass alle lieber auf Abstand gingen. Vor Turnieren heizte er sich immer noch mehr auf. So saß Opa lieber am Rand und schaute uns zu.
Opa hatte schon immer eine Schwäche für verrückte Pferde. Die meisten Leute schüttelten dabei nur den Kopf. Ich war es gewohnt, mit den schwierigen Pferden umzugehen. Waren es doch meistens die besseren Turnierpferde. Ohne biss sprang ein Pferd sicherlich keine 1,50 springen.

Jan ritt mit Caipi an mir vorbei. Die Stute hatte heute keinen guten Tag. Sie schlug ständig mit den Kopf, dabei wollte sie sich losreisen und vorwärts stürmen. Verärgert biss in die Luft und knirschte mit den Zähnen.

„Die ist nur so drauf, weil Jan seine Emotionen nicht unter Kontrolle hat“ flüsterte ich leise Casi zu.
Sein Sitz wirkte heute unruhig und er hatte eine extrem harte Hand.
Jan hatte nachdem er angekommen war extrem schlechte Laune. Ständig zickte er rum und machte mich blöd an. Ich konnte mit der Dramaqueen nicht umgehen.

Er versuchte die Stute mit einigen Übergängen zu lösen. Dies schien aber nicht zu funktionieren, ständig drückte sie den Rücken weg und machte sich fest. Sie wurde Runde um Runde nervöser.
Opa rief ihn zu, dass er es für heute sein lassen soll. Da es keinen Wert mehr hatte und sie sich wahrscheinlich nicht mehr beruhigen wird. Zerknirscht nahm er es hin, da er sich niemals gegen seinen Chef stellen würde.

Ich nahm meine äußeren Schenkel zurück und galoppierte Casi mit einen kleinen Impuls an. Mit viel Energie, sprang er schön Bergauf in den Galopp. Kurz machte er einen kleinen Freuden Hüpfer.
Aus den Augenwinkel konnte ich gerade noch sehen, wie Caipi einen riesigen Satz machte und nach vorne los schoss.
Ich parierte Casanova durch und schaute hinter der braunen Stute her.
Diese führte sich auf, als ob der Teufel persönlich hinter ihr her war.
Jan hatte ganz schön zu tun, damit er nicht gleich in hohen Bogen absegelte.
Er musste einige harte Paraden geben. Die Stute schäumte aus den Maul. Wütend wie ein Drache prustete sie die Luft aus den Nüstern.
Als sich die Stute endlich wieder beruhigt hatte, ritt er mit kurz angenommen Zügel auf mich zu.
Kurz vor mir blieb er mit Wut verzerrten Gesicht stehen. „Du hast sie nicht mehr alle, was soll der scheiß. Du schießt da in einen Affenzahn los, ohne Kontrolle.“ Keifte er wütend los.
„Also wenn das deine Stute nicht abhaben kann, dann gehört sie sich nicht auf einen Turnierplatz. Ich bin ganz normal angaloppiert. Casi hat nichtmal richtig gebockt, du Idiot.“ Schoss ich gleich zurück.
Jan schien fast vor Wut zu platzen.
„Dummes Kind“ pambte er mich an, drehte sich um und verschwand.

Kopfschüttelnd schaute ich den Bereiter nach. Ich verstand nicht warum er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. Ich verstand ihn das er sauer auf die Stute war. Jeder andere wäre wahrscheinlich erst einmal abgestiegen und hätte durch schnaufen müssen. Allerdings war Jan selbst Schuld. Schließlich war er Caipirinha vorher schon hart geritten.

Während ich Casi trocken ritt, überlegte ich, was Jan für ein Vollpfosten war und wünschte ihn jegliche Flüche an den Hals.

Normalerweise war er schwer in Ordnung.
Er sagte seine Meinung frei heraus, sowas war mir tatsächlich lieber, wie wenn jemand hinter deinen Rücken lästerte. Da ich auch nicht aufs Maul geflogen war, sondern gerne meine Meinung mitteilte, fand ich das gar nicht schlimm. So wie heute allerdings hatte ich ihn noch nie erlebt.

Ich beendte das Warm up. Stieg ab, schob die Steigbügel hinauf und lockerte den Sattelgurt etwas. Ich lobte den kleinen Wallach ausgiebig. Er hatte seine Sache gut gemacht. Er stupste seine Nase an meine Schulter, als wollte er sagen: Mach dir kein Kopf, wir rocken das Morgen schon.

Stay Strong and never give up Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt