17. Kapitel

46 2 0
                                    

Sonnenstrahlen fielen durch die heruntergelassenen Jalousien und kitzelten mich. Langsam streckte ich mich meinem Bett. Mit einen Seufzer, drehte ich mich auf die andere Seite.

Kurz vor elf stand ich auf. Anfang September, verpasste ich noch nicht viel in der Schule. Isabella und Simon, hatten versprochen am Nachmittag vorbei zu schauen.
In der Küche war es leer. Beunruhigend lag die Stille über mir. Ich wusste das Papa arbeiten war und Mama sicherlich im Stall.
Der Stall, dachte ich mit einem mulmigen Gefühl. Allein der Gedanke daran bescherte mir eine Gänsehaut. Die leere Box auf der linken Seite. Die sonst immer mein fester halt war. Ich wusste von Lukas, dass mein ganzes Zeug unberührt, an Ort und Stelle lag.
Opa brachte es nicht übers Herz. Casanovas Sachen weg zu räumen. Große Vorwürfe wüteten in mir. Ich wusste, dass ich den Stall nicht ewig meiden konnte.

Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Geschockt sah ich auf die Uhr. Seufzend stand ich auf. Nahm eine Krücke und humpelte, wenig elegant zu der Tür. Angespannt öffnete ich die große graue Tür. Starke Arme schlossen mich in eine tiefe Umarmung. Ich legte meinen Kopf auf Simons Schulter ab. „Kleiner Zwerg, ich hab dich schrecklich vermisst.“ Flüsterte er mir ins Ohr. Wärme durch flutet mich. Ich wusste, dass ich mich immer auf meine Freunde verlassen konnte.
Isabella, stand ein wenig verloren vor der Tür. Ich ahnte, dass sie noch immer die Bilder von meinem Unfall im Kopf hatte.
Zusammen gingen wir hinein.

Nach drei Stunden klappte ich erschöpft, das letzte Schulbuch zu. Isi stöhnte theatralisch auf. „Ich wusste ja nicht wie schwierig es sei, dir irgendwelche Zahlen bei zu bringen. Hast du im Mathe Unterricht überhaupt irgendwann aufgepasst?“ Simon brach in Schallendes Gelächter aus. „Ich glaub Soph hat bis jetzt alles von mir abgeschrieben.“ Empört boxte ich ihn mit meinen Ellenbogen. „He an und wann hab ich auch schon eine Eigenleistung erbracht.“

Die Woche verging viel zu schnell. Sonntag Abend packte ich zum ersten seit knapp 3 Monaten wieder meine Schultasche. Die Eingliederungsphase begann. Zuerst mit 3 Stunden.
Unsanft wurde ich durch ein piepsen aus den Schlaf gerissen. Genervt stellte ich meinen Wecker aus. Ich war noch nicht bereit dazu. Müde drehte ich mich auf die Seite und zog die Decke tief über meinen Kopf.
Ein rütteln an meiner Schulter ließ mich quälend aufstöhnen. „Hey faule Kröte, steh endlich auf. Du musst in die Schule, sonst kommst du zu spät.“
Mit großer Anstrengung schaffte ich es meine Augen zu öffnen und schaute direkt in das Gesicht meines Vaters. Er trug schon einen Anzug, dabei sah er fit und munter aus.
Mit einen lächeln auf den Gesicht, zog er meine Bettdecke weg. Ich verfluchte ihn und schimpfte laut vor mich hin. Er lachte nur.
„15 Minuten hast du noch, danach fährt dein Taxi weg und du musst zu Fuß in die Schule laufen.“
Murrend stand ich auf und machte mich für die Schule fertig.
Schweigend fuhren wir zu den alten Gebäude. Beängstigend türmte das alte Gebäude, was in den 60er Jahren errichtet wurde vor uns. Der Putz blätterte langsam ab, ein Teil wurde gerade Saniert. Ich hasste dieses Gebäude trotzdem.
Langsam stieg ich die steinerne Treppe hinauf. Die Schüler um mich herum musterten mich. Teils vor Neugierde, andere voller Mitleid.
In der großen Aula sah ich Simon schon von weiten. Sein Blondes Haar war leicht zerzaust. Unser halber Jahrgang stand auf den jungen. Er hatte einen unvergleichbaren Humor. Durch sein Fußball Training war er immer fit und trainiert. Immer wieder erstaunt, dass er mich als seine beste Freundin sieht, ging ich zu ihn hinüber. „Na Prinzessin. Hast du den edlen Weg in die Schule gefunden.“ Begrüßte er mich mit einen lachen.
Genervt ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen. „Haben die nichts anderes zum anstarren.“ Keifte ich böse in Simons Richtung. Beschwichtigt hob er sein Hände „Ich kann nichts dafür.“
Schwungvoll wurde die Tür aufgerissen. Ein blondes, dünnes Mädchen kam herein. Sie trug ein Kleid in einen zarten rosa. Eine Kette die von Kilometer Entfernung funkelte, richtete die Aufmerksamkeit auf ihr Dekolleté.

Michelle steuerte direkt auf meinen Tisch zu. „Oh Gott Sophie. Du bist ja wieder da. Ich hätte nicht gerechnet, dass du so schnell wieder kommst. Ich hab deinen Ritt im Internet gesehen. Wie schrecklich. Die vermasselte Distanz und dann die völlig übertriebene Geschwindigkeit. Jeder konnte sehen, dass dies nicht passte.“ Flötete sie. Ihr billiges Parfüm stieg mir unangenehm in die Nase. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Am liebsten würde ich sie zum schweigen bringen. „Das mit deinen Pony tut mir leid. Aber lieber so, wie wenn es als müßiger Fresser auf der Weide steht.“ Setzte sie unbehindert fort.
Schlagartig war es Mucksmäuschen still. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Beschwichtigt legte Simon seine Hand auf meinen Oberschenkel. Sein Blick sprach: Lass es gut sein. Sie ist es nicht Wert.
Tief atmete ich ein und aus. Erinnerungen flammten vor meinen inneren Auge auf. Casio wie er Gas gab. Meine Gedanken, dass der Abstand nicht passte. Die Angst die mich Übermahnte. Der Gedanke, dass er soviel Potential besaß und es schon schaffte. Am Ende blieb das fürchterliche Knacken in meinen Ohren zurück.
Kleine Halbmonde bildeten sich in meinen Handinnenflächen, so fest drückt ich meine Nägel hinein.
„Wir sehen uns jetzt bestimmt öfters. Schließlich hat mir mein Papa, Skipper gekauft. Da ich jetzt bei deinen Opa trainiere komm ich auch sicher in den Kader. Schließlich ist nun ein Platz frei.“ Mit diesen worten setzte sie sich auf ihren Platz.
„Ich hasse sie.“ Genervt legte ich meinen Kopf auf der Tischplatte ab.
Das sie bei meinen Opa trainierte machte die Sache nicht besser.
Die drei Schulstunden zogen sich dahin. Pünktlich zur Pause, schrieb mir meine Mutter, dass sie draußen wartete.

Zuhause war dicke Luft. Papa verstand nicht, wieso ich nicht endlich wieder reiten konnte. Ich war noch nicht einmal mehr im Stall gewesen.
Michelle hatte einen neuen Höhepunkt in der Schule. Jeden Tag zog sie mich auf. Jeden Tag hielt sie mir vor, dass sie zur Sichtung mit den Landestrainer eingeladen war und schließlich meinen Platz im Kader bekam.
Simon schmiss am Wochenende eine Party. Wie durch ein Wunder durfte ich hingehen. Wahrscheinlich waren meine Eltern froh, dass ich aus den Haus ging.

Stay Strong and never give up Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt