Let me love you in the dark

regnerischer Sonntag 1.0

Wolken verdunkelten den sonst schimmernden blauen Himmel. Kalte Tropfen fielen neben mir auf den geteerten Boden und hinterließen dunkele Abdrücke. Ich saß vor der Raiffeisenbank, um mich vor dem Regen zu schützen und war gerade dabei mir einen Joint zu drehen. Den Tabak rollte ich zusammen und wollte das Weed gerade verteilen, als ich von meiner linken Seite knisternde Geräusche wahrnehmen konnte. Mein Herz setzte vor Schock einen Schlag aus. Immerhin war ich hier ganz offensichtlich mit Drogen und diese waren hier in Deutschland nunmmal verboten. Meine dunkelbraunen Haare flogen mir ins Gesicht, als ich meinen Kopf hektisch nach links drehte, um zu gucken ob jemand hier war. Ich sah eine schwarze Gestalt, welche sich hinter Büschen hervor tat. Ich zuckte so heftig zusammen, sodass mir der Tabak und das Weed aus dem Pape flogen. Ich selbst konnte mich nicht weiter bewegen und befand mich in einer Schockstarre. Mein Blick galt jeder Bewegung, die die Person im Schatten machte. Mein Atem stockte. Jetzt würde ich in den Knast kommen. Nach zwei Jahren würde man mich erwischen. Wer würde sich nun um meine Familie kümmern, während ich absaß?

"Hast nh bissl für mich?", fragte die Männerstimme. Vollkommen durcheinander wedelte ich wild umher und suchte nach irgendetwas, doch was genau es war, wusste ich nicht. Noch immer schlug mein Herz schnell. Vielleicht war es ein Undercover Polizist der sichergehen wollte, dass ich Weed bei mir hatte. Hektisch fühlte ich in meiner Jackentasche umher und hielt dem Mann, welcher nun neben mir stand, ein Taschentuch entgegen. Nasse Strähnen klebten in meinem Gesicht fest und der Mann trat ins Licht. Er hatte braune Locken und ein süßes babygesicht. Seine Augen strahlten pures Grün aus. Er schmunzelte und nahm das zerknüllte Tuch in seine Hand. Mein Mund stand leicht offen, noch immer in meiner Starre. Mühsam entfaltete er das Taschentuch und guckte es sich genauer an.

Zu meinem Glück war es einer der Taschentücher, die einen Aufdruck drauf hatten. Und zu meinem Glück war es eines mit Hello Kitty Muster. Ich war nun wirklich kurz davor zu heulen. Vor Scham und Panik. "Blacky, ich meine eigentlich etwas zum Rauchen", lächelte er mich an und steckte das Taschentuch in seine schwarze Jackentasche. Mein Mund zitterte, während ich anfing zu reden. "Du bist kein Polizist?", fragte ich ihn stotternd. Er jedoch verdrehte lächelnd die Augen. "Dann würde ich nicht nach einem Joint fragen, oder Blacky?", fragte er mich und redete dabei, als wäre ich ein kleines Kind. Blacky war wahrscheinlich auf meine Haarfarbe bezogen, obwohl diese nur dunkelbraun war. "Wer sagt das ich dir was gebe?", fragte ich nun provozierend und hatte mein lautes Mundwerk zurück.

Ich sammelte den Tabak, sowie Weed vom Boden auf und stopfte es wieder in das Pape. Der Typ kniete sich vor mich und hob mit seinen Fingern mein Kinn nach oben. Im Licht drehte er meinen Kopf und scannte mein Gesicht. "Weil ich sonst die Bullen rufe", drohte er mir mit einem charmantem Lächeln. "Du kennst mich nicht einmal", widersprach ich ihm. Wieder war dieses Lächeln auf seinen geschwungenen Lippen. "Ich kenn dein Aussehen", kommentierte er besserwisserisch. "Das wird dir nicht viel helfen", versuchte ich mich aus der Sache heraus zu reden. Er seufzte laut. "Bau uns doch einfach einen Joint und heul nicht so rum", murrte er verzweifelt und ließ sich neben mich gegen die weise Wand fallen und ließ sich diese hinunter gleiten. "Okay, okay bin doch dabei", murmelte ich nervös und rollte den Joint.

"Ich hab longpapes dabei, falls du die lieber benutzen willst", schlug er vor und zog diese aus seiner Jacke hervor. Kurz zögerte ich doch dann nahm ich sie ihm ab. "Okay", meinte ich, während ich ein Pape heraus fischte. Geschmeidig füllte ich den Tabak in die neue Hülle und gab noch mehr dazu, da es ja nun länger war und mehr benötigte. Dann holte ich noch Weed aus meinem Grinder und rollte alles wieder einmal zusammen. Stolz betrachtete ich mein Wunderwerk. Untem am Filter war er schön fest und perfekt gestopft. "Der ist wunderschön, fass mal an", grinste ich und hielt dem Lockenkopf den Joint hin. Seine langen, schmalen Finger strichen über ihn und er guckte mich erstaunt durch seine grünen Augen an. "Der ist wirklich gut, fast so gut wie meine", grinste er. "Meine sind die besten, was für", schmollte ich und gab dem Joint einen kleinen Kuss. "Dich nenne ich Pete", sprach ich mit dem Jonni. "Du bist echt komisch", kommentierte der Schattenmann. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich seinen Namen noch gar nicht wusste.

"Sagst du", murmelte ich nur und zündete den Pete an. Der Mann aus dem Schatten beobachtete mich dabei genauestens und guckte immer wieder ob irgendwelche Passanten vorbei liefen. Nach ein paar Zügen hielt ich ihm den Joint entgegen, welchen er mit einem großen Grinsen annahm. Er zog fest daran und hinterließ einen weißen Rauch in der Nacht, als er ausatmete. Er hatte seine Augen geschlossen und als er sie wieder öffnete strahlte mir ein sanftes Grün entgegen. "Wie heißt du eigentlich, Blacky?", fragte er mich mit kratziger Stimme. Selbst bei einem Kiffer wie ihn musste das Grad unangenehm in der Lungs kratzen. "Aseyla und du, Schattenmann?", stellte ich ihm die Gegenfrage. "Can", murmelte er und überreichte den Joint. Auch ich zog genüsslich an Pete. Der Rauch kratzte etwas in der Lunge und somit bließ ich ihn wieder aus. Mein Blick galt den Wolken, welche die sonst so schönen Sterne verdeckten. "Wie alt bist du?", nun war ich die jenige, die ein Gespräch anfing. "Einundzwanzig, aber bald Zweiundzwanzig. Und du?"

"Bin achtzehn", murmelte ich und gab Can den Joint wieder. "Warum sitzt du eigentlich hier?", fragte er mich und guckte sich um. Vor der Raiffeisenbank war ein Spielplatz, rechts ein Wald und links ein Friedhof, sowie Kirche. "Keine Ahnung, es ist hier sowas wie mein Rückzugsort. Ich bin oft hier", erklärte ich ihm ehrlich. Er zog an Pete und nickte verständisvoll. Während er dies tat fielen ihm seine Locken ins Gesicht und ließen ihn noch hübscher wirken.