Let me love you in the dark

Sommerferien

 Es waren bereits Sommerferien. Die Hitze draußen war unerträglich und wieder einmal klebten meine verschwitzten Klamotten an mir. Ich war gerade dabei meine E-Mails zu checken und hoffte auf eine Rückmeldung meiner Bewerbungen, während ichmit Can facetimte. 

"Also treffen wir uns dann gegen neun bei mir, oder Askim?", sprach Can durch mein Telefon, welches auf der kleinen freien Fläche meines Schminktisches stand.

"Ja, aber ich nehm' Chrissi mit, also damit Sihan bescheid weis", murmelte ich und verteilte die Wimperntusche vorsichtig. "Alles gut, dann zwingen wir die beiden mal zum reden. Ich halt den Kindergarten nicht mehr aus", seufzte mein Lieblingsmensch und ich konnte nur zustimmen. Die beiden fühlten etwas für einander, waren aber zu inkompetent eine Beziehung auf die Reihe zu bekommen. "Ich auch nicht. Ich bin froh das du nicht so kompliziert bist", lächelte ich in die Kamera und beobachtete den Lockenkopf. Ich fragte mich oft, wie es wäre mit ihm zusammen zu sein, denn irgendwie waren die Gefühle ja da. Und das zeigte er mir auch.

Aber Anzeichen für eine Beziehung kamen von ihm noch nicht. Traurig aber war. Ich ließ einen kleinen Seufzer entweichen und schminkte mich weiter. "Nur weil du mich so klar denken lässt. Warum kompliziert machen, wenn ich in deinen Augen jede Antwort sehe", hauchte er und zwinkerte durch die Kamera. "Du Charmeur. Du bist einfach ein Engel"-Ich liebe dich-

Doch das konnte ich nicht sagen. Es lag nicht an ihm oder ob er mich korben würde. Mein Herz fühlte es, aber mein Kopf wollte mich schützen. Schützen vor einem Schmerz, den ich womöglich niemals durchgehen will.

"Du bist mein Engel. Ich muss jetzt aber los. Familienessen und so, weist du doch", grinste er. "Alles klar. Bis später", verabschiedete ich und nachdem wir einen kurzen Blickkontakt hatten, legte er auf. 1 Stunde und 43 Minuten hatte ich schon wieder mit ihm geredet. Es war krass, wenn ich an alles zurück denke. Damals in dieser einen Nacht wollte ich nur einen Joint rauchen und dieser Joint brachte die Liebe zu mir. Und dann sagen sie 'lass die Finger von Drogen'.

Nachdem ich mit allem Fertig war, hopste ich die Treppe nach unten. Hier ging es schon im vollem Gange zu. Denn auch meine Mutter hatte sich heute für ein Familienessen entschieden. Natürlich nur mit uns engsten. Nour saß am Tisch und wartete auf den Rest, welche gerade das Essen dorthin trug. "Aseyla, hilf uns mal", beschwerte sich meine Mutter, jedoch in keinem strengen Ton. Schnell ging ich auf sie zu und nahm ihr die Teller aus der Hand, nur um sie selbst auf den Tisch zu tragen. Wieder einmal konnte ich das vibrieren meines Handys wahrnehmen.

Franziska.

Mein Atem stockte. Es konnte nicht fassen. Mit großen Augen guckte ich auf den Display und ließ es einfach klingeln. Ich war nicht in der Lage etwas anderes zu tun. Ich war viel zu überfordert. Erinnerungen prasselten wie ein Regen auf mich ein und hinterließen eine Gänsehaut. Leichte Tränen sammelten sich in meinen blauen Augen und ich überlegte krampfhaft, was ich jetzt tun sollte.

Doch bevor ich reagieren konnte, legte sie wieder auf. Ich nahm einen tiefen Atemzug und fuhr meinen Weg zum Tisch erneut fort. Selbst Sinan war heute hier und saß schon dort. Als wir dann alle da waren begannen wir mit dem Essen. "Schmeckt gut Mama", lobte ich sie und versuchte so etwas bei ihr zu schleimen. "Danke, Maus", bedankte diese sich und beachtete mich nicht weiter.

Nach dem Essen räumten wir gemeinsam auf und keine Stunde später war ich mit Christina schon wieder bei Can. Diesmal war Sinan und ein paar seiner Freunde auch dabei. Und zu meinem Glück verstanden sich mein Lockenkopf und mein Bruder ganz gut. "Das ist also der Typ, der dir den Kopf verdreht hat?", fragte mein Bruder und stupste mich leicht mit seiner Schulter an. "So sieht es wohl aus. Bei dir gibts immer noch keine?", stellte ich meinem Bruder die Gegenfrage, doch er nickte nur schelmisch. "Na, hau raus", forderte ich mit einem Lächeln. "Sie heißt Chiara, ich hab Can gefragt ob meine Freundin später kommen kann, er hat zugesagt. Also lernst du sie heute kennen", grinste nun auch dieser und drehte mir den Rücken zu, um weiter mit Can zu reden.