Während ich auf die Schwarzhaarige wartete, hievte ich mein Samsung Handy hervor und ging auf jede mögliche App, die meine Langeweile vertreiben konnte. Ja, ich hatte kein Geld für das teuerste IPhone und meine Mutter würde, bei unserer Beziehung, niemals etwas so teueres kaufen. Vergebens. Ich langweilte mich, wie schon lange nicht mehr. Mit einem genervten Stöhnen steckte ich das elektronische Teil wieder weg und ließ mich wieder auf die Bank nieder, welche ich verlassen hatte, als ich Christina zum Abschied umarmte. Natürlich nicht ohne ihre Mutter gegrüßt zu haben. Sie hatte ebenso blondes Haar und blaue Augen. Aber das hatten alle in der Familie.
Nicht wissend was ich tun sollte, guckte ich mich in der bekannten Gegend um. Die Schule war außen Weis, doch innen war sie in einem gresslichem Gelbton gestrichen, welche förmlich nach schlechter Laune schrie. Das einzige wahre schöne hier, waren die vielen Bäume. Ich war ein Naturmensch und da ich Vegetarierin bin, musste ich eben auch auf so etwas achten. Auf die Umwelt eben. Auch wenn ich mal hier und da Zigarettenstümmel liegen ließ, versuchte ich sonst so gut es ging auf alles zu achten.
"Aseyla, ich hab dich schon überall gesucht", ertönte mir die bekannte Stimme von Azra. Mein Blick wanderte ruckartig in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. Sie lächelte mich warm an und ich konnte, wie bei Can, ein Grübchen auf der linken Seite feststellen. "Oh hey, ich hab vergessen dir zu schreiben, dass ich hier warte", entschuldigte ich mich und erhob mich von der Holzbank. "Schon gut, immerhin hab ich dich ja gefunden", grinste sie nun noch breiter und gemeinsam liefen wir zur Bahn, welche uns direkt in die Stadt bringen sollte, damit wir auch fündig werden. Zwar hatte ich noch keinen Plan, nach was ich suchen sollte, doch das würde sich hoffentlich bald legen. Azra erzählte mir viel über sich selbst.
"Sag mal, für wen willst du dir denn sexy Unterwäsche kaufen?", fragte ich die 16-Jährige. "Naja, da gibt es so einen Jungen den ich mag. Und er mich auch und für den Fall der Fälle will ich nicht mit Hello Kitty Unterhose darstehen", leicht beschämt guckte sie auf den Boden und knetete ihre Finger. "Mit Can kann ich sowas aber nicht kaufen gehen und meine Freunde haben noch nicht das Bedürfnis dazu", schilderte sie noch einmal den Grund, weshalb sie mit mir gehen wollte. "Ich hoffe, es macht dir nichts aus mit mir einkaufen zu gehen?", fragte sie mich etwas schüchtern. "Nein, ich hätte so oder so auch Einkaufen gehen müssen, und dann geh ich lieber mit dir, als alleine", lächelte ich die Schwarzhaarige an.
"Man, du bist so nett", grinste sie erleichert und schien nun endlich begriffen zu haben, dass es mir nichts ausmachte. "Danke Azra, du bist aber auch eine ganz niedliche", sagte ich und tätschelte über ihr lockiges Haar. "Lass uns da rein gehen", meinte sie und zeigte auf einen Laden. Nickend folgte ich ihr hinein und begann zu stöbern. Immer wieder hielt ich einen Bh hervor, um ihn noch etwas besser betrachten zu können, doch keiner erzeugte bei mir das gewünschte 'ich will den haben' und somit hing ich ihn wieder zurück. Jedenfalls wurde Azra hier fündig. Sie hatte sich einen dunkelblauen Bh mit Spitze ausgesucht und ein passenden Slip.
"Los, geh ihn anprobieren, der sieht Hammer aus", munterte ich sie auf und schob sie in Richtung Kabine. Sie war etwas verklemmt, doch zog den Vorhang dann zu und begann sich umzuziehen. "Du kannst rein", flüsterte sie und leicht schob ich den Vorhang zur Seite, sodass ich hinein gehen konnte aber niemand Azra sah. Mein Blick wanderte über den Körper der Schwarzhaarigen. Da sie eine schöne Naturbräune hatte, war das Blau in einem schönen Kontrast hierzu und verlieh ihr einen schönen Hauch. "Der ist perfekt, nimm ihn mit", zwang ich sie schon fast. Mit leicht erröteten Wangen lächelte sie mich an und ich verließ die Umkleide, dass sie sich wieder anziehen konnte.
Keine 5 Minuten war sie dann wieder neben mir in ihren Alltagsklamotten und lief mit dem Bh-Set in der Hand zur Kasse. Ganze 25 Euro kostete das. Mit einem zufriedenen Lächeln verließen wir den Laden und gingen auf meine Bitte hin in einen Laden, welcher ausschließlich Party und Nacht Kleidung verkaufte. Die Tops waren kurz geschnitten und auch die Röcke waren ziemlich knapp, doch genau nach so etwas suchte ich. Mir fiel ein weises Top mit Spitze am Bauch auf. Es zeigte zwar viel Ausschnitt, aber auch nicht zu fiel. So landete es in meinem Korb und ich lief weiter um nach einem passenden unterteil zu suchen. Eine weise lockere Boyfriend Jeans stach sich in mein Auge. In meinem Kopf plante ich das Outfit mit mehreren Accessoires und so landete auch diese in meinem Korb. Nach dem kurzen Anziehprozess und nickender bestätigung von Azra kaufte auch ich dieses mal etwas. In diesem Laden wurde nur ich fündig.
"Wie wär's wenn wir uns ein Eis holen und dann weiter machen? Ich muss noch zu einem Kosmetik laden und etwas für meine Haare muss ich holen", schlug ich vor. "Geht klar", willigte die Schwarzhaarige ein und so kam es dazu, dass wir 10 Minuten später in einer Schlange von Menschen standen, die die selbe Idee hatten wie wir. "Früher ist immer Can mit mir Essen gegangen, aber seit er so viel Arbeitet hat er kaum mehr Zeit für mich", schmollte Azra etwas traurig. "Ach was, Can gibt sich alle Mühe um so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen zu können", redete ich ihr die schlechten Gedanken aus. "Manchmal denke ich, dass er mich gar nicht mehr liebt", sprach sie ehrlich aus. Ich jedoch konnte nur verzweifelt drein gucken. Ich wusste schließlich nicht, wie Can sich Zuhause verhielt, doch so wie er sich mir zeigte, sprach alles in mir dagegen. "Das geht gar nicht. Can hat so ein großes Herz und er würde niemals zulassen, dass du gehst. Du bist seine Familie und kleine Schwester. Er ist ein Arschloch wenn er dich nicht lieben kann", antwortete ich mit einem Druck in meiner Stimme.
Es fühlte sich gut an Can zu verteidigen. Etwas in mir drinnen fühlte den Schmerz, als Azra so über ihn sprach. Ich wollte nicht, dass irgendjemand Can etwas unterstellte oder gar schlecht über ihn redete. Was war nur los mit mir? "Ich hoffe das du Recht hast. Aber ich war auch nicht immer nett zu ihm", redete sie weiter und die Schlange wurde immer kürzer. "Ach was, so schlimm kann es nicht sein. Ich hab meinen Bruder mal eine Schere in sein Arm gestochen, weil er mir einen Schraubenzieher ins Bein gerammt hat und trotzdem lieben wir uns", lachte ich über diese dumme Kindheitserinnerung. "Oh mein Gott, was seid ihr", lachte der Lockenkopf und schien sich bildlich vorzustellen, wie ich und mein Bruder das Gesagte taten. "Ja, wir hatten manchmal Zeiten an denen wir uns hassten und manchmal eben als wir unzertrennlich waren", schwelgte ich in Erinnerungen und bestellte mir ein Eis, als wir an der Reihe waren.
Ich mit einem Becher und Azra mit einer Waffel, schlenderten wir durch die Stadt, bis wir eine Bank fanden, auf die wir uns setzten. "Ich und Can haben uns mal so geprügelt, dass wir ausversehen alle Gläser der Türe zerbrochen haben. Wir haben dann so Ärger bekommen", lachte Azra und leckte ihr Eis. "War das nicht unfair? Er ist viel älter und stärker", setzte ich zu bedenken. "Nein, damals war er 12 und ich 8. Er hat mir auch immer begebracht mich zu wehren, also konnte ich ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen", grinste sie Siegessicher und schien bis heute noch Stolz darauf zu sein.
Nachdem wir unser Eis unter dem Gelache weiter gegessen hatten, rauchte ich noch eine Zigarette, bevor es mit unserem Einkauf weiter ging. Ich holte mir die Kosmetikprodukte, sowie eine pflegende Maske für mein Haar. Auch wenn dieses nicht kaputt war, wollte ich es ein bisschen verwöhnen. Zum Abschluss ließen wir uns noch bei Mc'Donalds nieder und Azra kontaktierte Can, damit er sie nach Hause fahren würde. Insgeheim freute ich mich ja ihn zu sehen, doch das wollte ich nicht ganz offen zeigen.
-
Wieder einmal saß ich in dem schwarzen Mercedes von Can, welchen wir gemeinsam Balou getauft hatten. Nervös saß ich auf dem Beifahrerplatz, während Azra sich freiwillig nach hinten setzte. Ich jedenfalls mochte es nicht so gerne hinten zu sitzten, daher war ich ihr um einiges mehr dankbar. "Was habt ihr eigentlich so wichtiges gekauft, dass ich nicht dabei sein durfte?", fragte Can um die Stille zu umgehen. Sein lockiges Haar war heute irgendwie besonders schön, und seine Augen strahlten wie der hellste Smaragd. "Unterwäsche, also nichts was du sehen musst", zischte Azra von hinten und holte ihr Handy hervor.
"Ich wünschte ich wäre dabei gewesen", seuftzte er belustigt und setzte eine schmollende Miene auf. "Um deine Schwester in Unterwäsche zu sehen?", fragte ich und spielte einen Würgreiz vor. Can drehte seinen Kopf in meine Richtung und schien zu überlegen. "Ne, aber dich", zwinkerte er, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. Empört erötteten meine Wangen und ich schlug ihm leicht gegen seinen Arm. "Du Schwein", zischte ich, doch konnte nicht Böse sein. "Ich meins Ernst, ich bin ein guter Modeberater", grinste er noch immer, doch traute sich nicht in meine Richtung zu sehen. Daher konnte ich nur sein Seitenprofil mustern und wurde fast auf sein perfektes Kinn neidisch. Wenn er spielen kann, dann kann ich das auch. "Dann komm doch nächstes Mal mit, wenn ich einkaufen gehe", schlug ich vor und knetete meine Finger. Etwas, dass ich immer tat wenn ich nervös war.
"Wann gehen wir?", fragte er nur und ich überlegte. Morgen und Samstag würde wegen der Party schon wegfallen. Sonntag sowieso. "Montag, nach der Notenbekanntgabe", plante ich. "Ich kann ab 15 Uhr, davor muss ich arbeiten. Deine Unterwäsche zahlt sich ja nicht von alleine", meinte er und guckte auf seine Uhr, welche er auf dem rechten Handgelenk trug. "Ich hab selber Geld", schmollte ich. "Ja, aber du kannst mir dafür dann ein ander mal einen Gefallen tun. Also deal?", fragte er. Zögernd nickte ich. "Dann nimm Montag gar kein Geld mit. Es geht auf mich Canim", hauchte er etwas heißer und ich dachte, einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen zu können.

DU LIEST GERADE
Let me love you in the dark
RomanceEin Mädchen welches in ihrer eigenen Dunkelheit versinkt. Ein Junge dessen Geschichte noch dunkler ist. Doch wenn sie aufeinander treffen fühlt sich alles an wie reines Licht, Glückseligkeit und Harmonie.