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Schweren Herzens guckte ich meiner Mutter nach. Sie hatte sich entschuldigt, ich aber nicht. Und gewiss hatte ich auch meine Fehler in unserer Mutter-Tochter-Beziehung.

Schnell steckte ich das Kleingeld in einen Wagen und folgte ihr. Stumm gingen wir nebeneinander in das Geschäft. Nur das klackern ihrer hohen Schuhe rissen mich immer wieder aus meinen Gedanken. Schweiß sammelte sich in meinen Händen an. "Mama?", fragte ich sie und versuchte ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie drehte sich zu mir um und legte das Brot in den Wagen. "Mir tut es auch leid, ich hätte mich anders verhalten können" , murmelte ich und traute mich wieder einmal nicht ihr in die Augen zu schauen.
"Alles gut Schatz, ich lass mir was einfallen, wie wir die Situation zuhause bessern können", lächelte sie schwach. Also würden sie sich doch nicht trennen, so wie ich es mir eigentlich erhofft hatte. "Okay" , flüsterte ich heißer. Würde sie wirklich versuchen etwas zu ändern oder war es wieder nur dieses Eingerede von ihr. Sie war eine Gefangene ihrer eigenen Emotionen. Kein klarer Verstand mehr. "Kann ich nach dem Einkaufen zu Christina?" , fragte ich und hoffte auf eine positive Antwort. Zwar wäre ich auch ohne ihr Einverständnis gegangen, aber den kurzen Frieden mit ihr musste ich nicht gleich zerstören. "Klar, komm aber morgen wieder nach Hause. Da musst du auf Nour aufpassen" , erklärte sie, ohne mir dabei wirklich viel beachtung zu schenken. "Wo seid ihr?" , schlussfolgerte ich. "Wir fahren das Wochenende über auf eine Kur, um unsere Beziehung aufzubessern", lächtelte meine Mutter verträumt.
Auch wenn ich das hier nicht fühlen sollte, so überkam mich eine Wut. Und unverständnis.
War sie wirklich so blind oder verstand sie einfach nicht, dass Jaco ihr und uns nicht gut tat.
Er spaltete die Familie und hatte bereits Sinan vergrault. "Klar, macht das", leicht verdrehte ich die Augen und musste auch ein Seufzen unterdrücken.

"Das ist jetzt aber nicht ihr Ernst?", fragte mich Christina, als ich ihr die Situation schilderte.
Ich öffnete ihre Balkontüre und setzte mich hinaus. In meiner Hand ein Joint. "Oh doch und ich soll nur nach Hause um Babysitter zu spielen. Sonst interessiert es sie ja auch nicht wann ich komme oder gehe", beschwerste ich mich und zündete den Joint an. Christina kam ebenfalls auf den Balkon getreten und richtete noch etwas an ihrem Oberteil. Ihr langes blondes Haar bewegte sich bei jedem Schritt den sie tat. Die Blondine stellte sich neben mich und guckte mich an. "Wir schaffen das da raus. So wie du immer für mich da warst werde ich immer für dich da sein. Versprochen" , lächelte sie und hielt mir ihren kleinen Finger entgegen. Pinky promise.
"Ich weiß dass das jetzt ein schlechter Zeitpunkt ist, aber ich hab eigentlich eine Verabredung mit Sihan" , grinste Christina unsicher und ich nahm einen neuen Zug. Wieso konnte sie nicht absagen? "Schon gut, dann frag ich Azra ob sie etwas machen will", überlegte ich und blickte in die Ferne. "Okay, wir können aber nächste Woche wieder war machen, immerhin haben wir ja Ferien", grinste sie und umramte mich kurz von der Seite.
Ich war jedoch nicht in der Lage diese zu erwidern. Irgendetwas ließ mich diese Stimmung fühlen. "Wann musst du los?",
fragte ich und schmiss den Stümmel meines Joints in den
Nachbarsgarten. "Jetzt eigentlich", murmelte Christina und packte ihre Tasche zusammen.
Ich tat es ihr gleich. "Na dann, bis nächste Woche", verabschiedete ich mich und ging aus ihrer Haustüre hinaus.
Genervt blickte ich auf mein Handy. Keine Nachricht von Can.

Seit Tagen meldete er sich nicht mehr und mein Ego war zu groß dies als erstes zu tun. Schnell wählte ich Azra's Nummer und hielt mir das Handy ans Ohr. "Hey, Aseyla", begrüßte mich die kindliche Stimme von Azra. "Hey, hast du vielleicht Lust was zu unternehmen?", stellte ich gleich meine Frage. "Eigentlich gerne, aber ich hab grad viel zu tun, wegen Can's Geburtstag", murmelte sie und im Hintergrund konnte ich streitende Kinder ausmachen. Wahrscheinlich die kleinen Schwestern der beiden. "Achso, alles gut. Wann hat er denn?" , fragte ich nach.
"Am Sonntag", erwiderte Azra mir. "Okay, dann danke. Wir sehen uns", murmelte ich und
nachdem Azra aufgelegt hatte, lief ich weiter. Wo sollte ich nun hin. Nach Hause? Can?
Mein Weg führte mich in die Stadt. Auch wenn ich enttäuscht und vielleicht etwas sauer war auf Can, so konnte ich ihm dennoch ein kleines Geschenk kaufen. Aber was? Was schenkte man einen Jungen?

Let me love you in the dark Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt