"Warum bist du hier?"
"Ich war mit Sihan draußen, aber er hat sich dann irgendwann verpisst. Und Zuhause wartet eh keiner auf mich, deswegen wollte ich noch etwas draußen chillen", antwortete er mir. "Ich wünschte ich wäre allein", murmelte ich heißer vor mir hin. Doch Can hatte es verstanden. "Warum?", fragte er mich der Lockenkopf. "Ach einfach chilliger", log ich mit einem falschen Lächeln und kratze mich am Hinterkopf. Icv war doch nur high und seelisch allein. Vielleicht offenbarte ich Can deswegen einen wichtigen Teil meines Lebens. "Naja, alles hat seine Vor- und Nachteile", flüsterte er und reichte mir den Joint. Mittlerweile war der Joint schon zur Hälfte abgebrannt. Can guckte mich mit seinen grünen Augen an und schien jede Textur meines Gesichtes zu betrachten. Leicht glühten seine Augen rot, aufgrund der Wirkung der Droge. "Stört es dich wenn ich Musik an mache?", fragte ich ihn und hievte mein Handy hervor. Dieser Blick von ihm war zu intensiv. "Ne alles okay", meinte er bloß und guckte wieder weg von mir. Ich zog einmal tief an meinem Pete und scrollte durch meine Musik liste. Am Ende spielte dann ein Tekkno Musik im Hintergrund. Ich liebte diese Musik Richtung. Ab da war es still, man hörte nur noch wenn ich oder Can den Rauch ausbließen.
Als der Joint zu Ende war drückte der Lockenkopf den Stümmel aus und warf ihn in einen naheliegenden Busch. Er seufzte laut auf. "Du solltest langsam nach Hause gehen", murmelte er gen Himmel. Ich nickte unmerklich. Ich hatte keine Kraft mir das anzutun. Ich hasste diese Menschen dort. Naja, hauptsächlich meinen Stiefvater. Er machte mich immer runter und stellte mich vor meiner ganzen Familie als Böse da. Und er hatte damit Erfolg. "Ich brauch noch kurz", nuschelte ich unverständlich. Can drehte seinen Kopf zu mir und musterte mein Seitenprofil. Noch immer klebten meine Haare nass im Gesicht und durch die Kapuze konnte man mich kaum erkennen. Ich hingegen ignorierte es und versteckte mein Kinn in meiner Jacke. Ich wusste nicht wie ich mit all dem umgehen sollte. "Sag mal, tickst du eigentlich Blacky?", fragte er mich stattdessen und lenkte vom eigentlichem Thema ab.
"Joa", antwortete ich nur ohne ihn anzugucken, die Wolken waren viel schöner. "Kann ich dann deine Nummer haben, damit ich dir schreiben kann, wenn ich was brauche?", fragte er mit einem frechen Grinsen auf den Lippen, welches ich aus dem Augenwinkel ausfindig machen konnte. Bevor ich jedoch reagieren konnte hielt er mir schon sein Handy unter die Nase. Leicht schmunzelte ich und tippte meine Nummer ein. "Aber nur zum kaufen", mahnte ich ihn und reichte ihm das Iphone wieder. "Danke"
"Bitte", hauchte ich in die Nacht hinein. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens stand ich auf, gefolgt von einem verwirrenden Blick von Can. "Ich muss nach Hause, hab morgen einen wichtigen Termin", murmelte ich und nahm meine kleine pinke Tasche, in welcher ich mein drehzeug verstaute. Sie passte zwar gar nicht zu meiner grauen Jogginghose und dem grauen Nike Pullover, doch das ignorierte ich gekonnt. "Soll ich dich bringen, ich hab eh nichts besseres zu tun?", fragte er mich und hievte sich ebenfalls hoch. Ich zuckte mit den Schultern. Der Regen hatte zwar etwas nachgelassen, doch ich fand es perfekt. Ich mochte den Regen. "Wenn du willst", war daher meine einfache Antwort. Während er so vor mir stand hatte ich Zeit seinen Körperbau richtig zu mustern. Er trug eine schwarze Jogginghose und unter seiner schwarzen Jacke einen weisen LaCoste Pullover.
Im Licht sah sein Gesicht noch geschmeidiger aus, als im Schatten. Ein zufriedenes Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. Er war ein gutes Stück größer als ich und nun war er derjenige, der auf mich herab blickte. Auch er konnte sein Lächeln nicht verstecken. Er hatte ein Grübchen auf der linken Seite, dass seine vollen Lippen besser zur Geltung brachten. Seine grünen Augen strahten einen so unschuldigen Blick aus, man könnte denken er wäre ein Engel. "Lass uns gehen", murmelte er, nachdem wir uns lange genug gegenseitig betrachtet hatten. Als ich nickte gingen wir, also Can folgte mir, da er den Weg ja nicht kannte.
"Was für einen Termin hast du Morgen?", fragte er mich und durchbrach die Stille. Auch wenn die Stille nicht unangenehm war, war ich froh noch weiter seiner Stimme lauschen zu können. "Ich hab meine Deutschprüfung und danach kommt meine Tante", ließ ich ihn wissen. Es war schon wieder eine Lüge. Jedenfalls der zweite Teil. "Interessant. Ich muss morgen arbeiten", lies nun auch er mich wissen, während er mit seiner rechten Hand durch sein feuchtes Haar fuhr. "Was arbeitest du?", fragte ich daraufhin interessiert. "Automechaniker", antwortete er mir zögernd, als würde er etwas verbergen. "Okay", murmelte ich und beließ es dabei. Ich war ja auch nicht immer ehrlich zu ihm, also konnte ich dass auch nicht von ihm verlangen. Er wird schon seine Gründe haben. "Wir müssen da vorne Links", murmelte ich gegen die Nacht und zeigte mit meiner Hand in die besagte Richtung. "Du wohnst echt am Arsch der Welt", lachte er und bog dann Links ab. "Ich kann nichts dafür, mein Vater wollte unbedingt hier wohnen und ein Haus bauen", erklärte ich. Es sollte keinesfalls ein Vorwurf sein, ich war meinem Vater dankbar und liebte dieses Haus über alles, da er es mit seinen eigenen Händen gebaut hatte, bevor er starb.
"Wir wohnen einfach Berlin und du wohnst an einem Eck, dass gefühlt keiner kennt", lachte er noch immer über meinen Wohnplatz. "Und wo wohnst du dann bitte?", fragte ich mit hoch gezogener Augenbraue. "Kreuzberg", gab der Lockenkopf stolz von sich. "Oh mein Gott das ist 5 Minuten mit dem Auto", hauchte ich ihm aufgebracht entgegen. "Du hast ja voll übertrieben. Motto ich wohn am Arsch der Welt aber dann 5 Minuten neben mir wohnen", regte ich mich etwas über Can auf. "Sorry, chill jetzt bisschen bevor du deine Schnösel Nachbarn aufweckst", machte er sich noch immer über meine Gegend lustig. Mit seinem Arm klopfte er mir auf die Schulter und guckte zu mir nach unten. Ich guckte ihm mit zusammen gezogenen Augenbrauen entgegen und überlegte ob ich noch sauer sein sollte oder nicht. Doch bei diesem unschuldigen Blick konnte ich nicht anders und ich fing an zu Lächeln. Dafür das wir erst seit 30 Minuten mit einander chillten gefiel er mir ganz gut. Vor meiner Haustüre blieben wir stehen und ich verabschiedete mich von dem Lockenkopf mit einem "Gute Nacht, Schattenmann. Komm gut nach Hause"
"Gute Nacht Blacky"
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Let me love you in the dark
RomanceEin Mädchen welches in ihrer eigenen Dunkelheit versinkt. Ein Junge dessen Geschichte noch dunkler ist. Doch wenn sie aufeinander treffen fühlt sich alles an wie reines Licht, Glückseligkeit und Harmonie.