OCHO

107 11 0
                                    

OCHO:

„Wohin gehen wir?", fragte ich neugierig, nachdem wir schon einige Meter an der Strandpromenade entlanggelaufen waren, den Club von gestern Abend schon längst hinter uns gelassen hatten und nun durch einige Seitenstraßen irrten.

Vermutlich hätte ich mir in diesem Moment in Anbetracht der Umgebung viel mehr Sorgen bezüglich ein mögliches Kidnapping machen sollen, als gestern. Da der gestrige Abend allerdings nicht in einer kriminellen Situation geendet hatte, hoffte ich einfach mal auf das Beste.

„Verrate ich dir nicht", grinste mir die Bekanntschaft frech entgegen. Trotz der Dunkelheit, welche sich schon über die Stadt gelegt hatte, konnte ich das Funkeln in seinen Augen sehen und musste mich wirklich zusammenreißen, um mich darin nicht zu verlieren und dann tollpatschig wie ich war an dem unebenen Kopfsteinpflaster hängen zu bleiben und zu stolpern.

„Warum nicht?", fragte ich murrend und verschränkte gespielt beleidigt meine Arme vor der Brust.

Er grinste immer noch als er sagte: „Weil es sonst keine Überraschung wird?"

„Willst du mich kidnappen?", fragte ich weiter, als wir immer tiefer in das unübersichtliche Geflecht von Seitenstraßen liefen. Selbst wenn ich nicht bloß einen Orientierungssinn wie ein Stein hätte, hätte ich spätestens jetzt die Orientierung verloren. Oder auch schon vor drei Querstraßen, die genauso schäbig aussahen wie die, in der wir uns befanden.

„Wenn ich dich hätte kidnappen wollen, hätte ich das gestern schon getan", antwortete er nur mit einer erhobenen Augenbraue und ergänzte dann: „Außerdem würde ich es dir ganz bestimmt nicht vorher ankündigen."

Bevor ich darauf irgendetwas kommentieren konnten, blieb er vor einem kleinen Lokal stehen.

Nach einem kurzen Kontrollblick auf sein Handy nickte er zustimmend und zog mich dann durch die Eingangstüre in das Gebäude, aus dem schon von außen laute Musik gemischt mit Gelächter zu hören war.

„Wo sind wir hier?", fragte ich meinen Begleitung, nachdem ich meinen Blick über die vielen Menschen schweifen ließ, die den recht kleinen Raum fast zum Platzen brachten. Dabei realisierte ich, dass wir uns nicht, wie in der Cocktailbar besprochen, in einer Disko befanden. Viel mehr erinnerte mich das hier an eine Hausparty in High-School-Filmen.

„Jeden Dienstag findet hier ein Bier-Pong-Abend statt. Meine Schwester schaut immer, dass sie ihren Urlaub so legt, dass sie Dienstags hier sein kann. Also habe ich gedacht, wir schauen mal, ob dieser Insider-Tipp genauso gut ist wie der gestern", brüllte mir der mir mittlerweile nicht mehr ganz so fremde Mann entgegen, da die Musik hier drinnen noch lauter war, als vor dem Gebäude schon.

Daraufhin nickte ich verstehend und ließ meinen Blick ein weiteres Mal durch den Raum fliegen. Hätte ich bei meinem ersten Beobachten genau hingeschaut, wären mir mit Sicherheit die kleinen Grüppchen aufgefallen, die um einzelne Tische herumstanden, gerade mit Tischtennisbällen um sich warfen, über die Regeln diskutierten oder andere Spieler anfeuerten.

Doch noch ehe ich die gesamte Situation so richtig auf mich wirken lassen konnte, wurde ich auch schon von meinem blauäugigen Begleiter in Richtung einer der Tische gezogen, an dem ein Platz frei geworden ist.

„Habt ihr einen Team-Namen?", fragte uns ein Mädchen, welches am anderen Tischende stand und vor sich große Becher in einem Dreieck platzierte.

„Haben wir einen Team-Namen?", fragte meine Bekanntschaft mich grinsend, wobei mir einfiel, dass ich nicht einmal seinen Namen wusste. Woher sollte ich dann so schnell einen Team-Namen nehmen?

Kopfschüttelnd meinte ich: „Wir brauchen gar keinen Team-Namen. Mit mir im Team verlieren wir schneller, als du mit deinen unverschämt langen Wimpern blinzeln kannst."

„Du bist nicht gut im Bier-Pong?", fragte er überrascht und murmelte dann „Ich hätte dich als ziemlich talentierte Spielerin eingeschätzt."

„Keine Ahnung", zuckte ich mit den Schultern und legte meine Aufmerksamkeit auf das Mädchen gegenüber, die nun mit Hilfe eines Jungen alle unsere Becher mit einem sehr großen Schluck Bier füllte.

Mit einer erhobenen Augenbraue wurde ich angeschaut: „Willst du mir damit etwa sagen, dass du noch nie Bier-Pong gespielt hast?"

„Ich hatte bisher eine langweilige Jugend...", nuschelte ich und schaute mich unsicher im Raum umher, da es mir sichtlich peinlich war, hier als absolute Anfängerin zu stehen. Und das ausgerechnet dann, wenn ich diese adonisähnliche Begleitung bei mir hatte.

„Keine Sorge, nach dem heutigen Abend bist du Profi und damit ein immer gern gesehener Gast auf den Partys", lachte dieser allerdings nur locker und drückte mir dann den Tischtennisball in die Hand.

Auf meinen verunsicherten und hilfesuchenden Blick hin, erklärte er mir: „Du musst einfach versuchen, den Ball so zu werfen, dass er in einem der Becher des anderen Teams landet."

Dabei stellte er sich näher an mich heran und positionierte meinen Arm so, dass ich optimal werfen konnte.
Ich stellte hingegen fest, dass diese Nähe absolut nicht förderlich für meine Konzentration war. Sein unverkennbarer Duft stieg mir in die Nase und als seine Lippen mein Ohr berührten, während er mir leise Anweisungen gab, musste ich aufpassen mich nicht umzudrehen und meine Lippen auf seine zu pressen, sondern den Ball zu werfen.

Natürlich war ich so von seiner Nähe abgelenkt, dass ich den Becher der gegnerischen Mannschaft verfehlte. Zwar nur knapp, dennoch hätte ich vor meiner Bekanntschaft gerne eine bessere Figur dabei gemacht.

Dieser zeigte dann als er an der Reihe war auch gleich, wie es eigentlich aussehen sollte: Schnell und zielgerichtet flog der Ball in einen Becher, was die gegnerische Mannschaft nur mit einem missbilligenden Murmeln kommentierte.

Ich allerdings, war von dem Anblick, wie er sein Ziel fokussierte und dann konzentriert warf, so fasziniert, dass ich gar nicht mitbekam, dass ich schon wieder an der Reihe war.

Unschlüssig stand ich also da, mit dem Ball in der Hand und versuchte die Anweisungen von vorhin zu befolgen.

Gerade als ich dabei war, den Ball Richtung gegnerisches Team zu werfen, raunte er mir ins Ohr: „Du schaffst das. Ich weiß das."
Von den Worten beflügelt visierte ich mein Ziel an, ohne mich von meinem plötzlich sehr schnell schlagenden Herzen ablenken zu lassen.

„Yes, du hast getroffen", noch ehe ich realisieren konnte, dass ich mich doch nicht so schlecht angestellt hatte, wurde ich schon in eine stürmische Umarmung von meiner nun grinsenden Begleitung gezogen.

„Also bin ich doch nicht so schlecht in dem Spiel", grinste nun auch ich, was von ihm sofort mit dunkler Stimme kommentiert wurde: „Du scheinst ziemlich viele Talente zu besitzen."

Ich wusste nicht, ob es die anderen Partybesucher auch mitbekommen hatten, aber mit einem Mal hatte sich die Stimmung stark geändert. War sie gerade noch lebendig und laut gewesen, knisterte es jetzt.

„Am liebsten würde ich dich jetzt küssen...", meinte mein Gegenüber, welcher die Umarmung zwar beendet, seine Arme allerdings immer noch um meine Taille geschlungen hatte.

Ich schluckte bevor ich fragte: „Und was hält dich davon ab?"

„Ich möchte nicht, dass du dir Hoffnungen machst, wo keine sind...", begann er, wurde allerdings von mir unterbrochen, als ich sagte: „Denkst du wirklich, dass ich auf meiner Abifahrt nach der Liebe meines Lebens suche?"

„Ok das macht Sinn", grinste er erleichtert und ergänzte dann: „Außerdem möchte ich nicht, dass du dich nachts wie eine Kriminelle aus meinem Zimmer raus schleichst und dann alleine zu deinem Hotel läufst, ok?"

Doch statt ihm eindeutig zuzustimmen, lachte ich nur und meinte: „Kannst du mich jetzt endlich küssen, du Idiot?"

to do list (Louis Tomlinson fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt