VEINTICUATRO

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VEINTICUATRO:

Leise summte ich zur Musik mit, während ich immer wieder zwischen Kleiderschrank und offenem Koffer hin und her lief, um meine Klamotten darin zu verstauen.
Noch war meine Laune gut. Sie könnte allerdings schnell kippen, da ich in spätestens 2 Minuten endgültig realisieren würde, dass mein gesamter Kram, welcher beim Hinflug noch perfekt in meinen Koffer gepasst hatte, nun die exakt gleich gebliebenen Kapazitäten zum sprengen brachte.

Genervt pustete ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als ich wie bei einem Tennismatch immer wieder zwischen Schrank und Koffer hin und herschaute. Nur um letztendlich festzustellen, dass der Koffer perfekt gefüllt, der Kleiderschrank allerdings noch längst nicht leer war.
An meine ganzen Produkten, welche immer noch kreuz und quer im Bad verstreut lagen, wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht denken.

Mit einem Mal war ich heilfroh, dass wir uns gemeinsam dazu entschieden haben, den letzten Abend dafür zu nutzen, unser Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, anstatt morgen kurz vor Abflug in Hysterie zu verfallen.

Als ich gerade fieberhaft darüber nachdachte, ob es wirklich notwendig wäre, meinen Koffer komplett zu leeren, nur um ihn einige Minuten später erneut einzuräumen, meinte ich ein zaghaftes Klopfen an meiner Zimmertüre zu hören.

Überrascht hob ich den Kopf an Richtung Türe.
Nach einem weiteren Blick auf unseren leeren Gruppenchat schüttelte ich über mich selbst den Kopf.
Jetzt fing ich auch schon an, mir Geräusche einzubilden.

Trotz der Tatsache, dass mir wohl meine Gedanken einen Streich gespielt hatten, schaltete ich die Lautstärke der Musik so herunter, dass diese nur noch leise im Hintergrund vor sich herlief.

Dann widmete ich mich wieder der scheinbar unlösbaren Koffer-Problematik.
Meine Klamotten, welche alleine schon das vorhandene Volumen des Koffers aufbrauchten, schmiss ich in hohem Bogen auf das Bett, wodurch mein Hotelzimmer innerhalb weniger Sekunden so aussah, als wäre eine Bombe in meinem Schrank gezündet worden, sodass dieser explodiert wäre.

Als ich mir gerade darüber im Klaren war, dass mir jetzt nichts passieren dürfe, damit bloß kein Sanitätsteam mich unter meinen Klamotten suchen muss, um mich retten zu können, hörte ich erneut dieses Klopfen.
Dies mal allerdings deutlich lauter und vor allem energischer.

Die leise Musik übertönte es allemal, weswegen ich ein weiteres Mal verunsichert ein Blick auf mein Handy warf.
Von den anderen war weiterhin keine Nachrichten gekommen. Vermutlich hatten sie - ähnlich wie ich - alle Hände voll zu tun.

Immer noch irritiert machte ich mich auf den Weg zu meiner Zimmertüre.
Erst als ich die Türklinke schon heruntergedrückt hatte und gerade im Begriff war, die schwere Tür zu öffnen, kam mir in den Sinn, dass in Horrorfilmen genau so der Anfang vom Ende begann.

Bevor ich mir allerdings weitere Gedanken darüber machen konnte, dass sich das Problem meiner noch nicht vorhandenen Zukunftsplanung in ein paar Sekunden durch den Serienmörder vor meiner Tür sowieso in Luft auflösen würde, funkelte mir ein sehr bekanntes Augenpaar entgegen.

Ich hatte noch nicht einmal realisiert, wer da vor meiner Zimmertür stand und gerade erneut anklopfen wollte, als ich bemerkt, dass mein Herz mal wieder schneller war, als mein Verstand.

Nach einem kurzen überraschten Stolpern klopfte es unnatürlich schnell gegen meine Brust, sodass die Gedankenspinnerei mit dem Rettungsdienst auf einmal gar nicht mehr so weit weggeholt war.

Ich hatte noch kein Wort rausgebracht, denn meine Augen wurden von seinen gefangen gehalten. Wie zwei Saphire in der Sonne glitzerten sie mir entgegen und ich fragte mich, wie Augen nur so unverschämt schön sein konnten.

„Hey", riss mich Louis aus meiner Schockstarre, in welcher ich ihn vermutlich mit solchen Herzchenaugen angeschmachngtet hatte, wie ein Hund sein Essen.

Ich musste mich kurz räuspern, ehe ich mit irritiertem Blick ebenfalls ein - wenn auch leicht kratziges - „Hey" rausbrachte.
‚Super Lili, wie immer ein total selbstbewusster und überzeugender Auftritt', lobte ich mich gedanklich selbst - mit einem eindeutigen sarkastischen Unterton.

Bevor ich meinen Gegenüber allerdings fragen konnte, woher in aller Welt er meine Zimmernummer wusste, fiel sein Blick in den Raum hinter mir.

Er schaffte es nicht, sein freches Grinsen zu unterdrücken, als er mich fragte: „Was ist denn bei dir im Zimmer passiert? Ist da eine Bombe explodiert?"

„Haha, sehr witzig", maulte ich zurück, was Louis' Grinsen allerdings nur noch ein bisschen breiter machte. „Ich packe gerade meinen Koffer. Morgen Mittag geht es ja auch schon wieder nach Hause..."

„Sieht nicht wirklich sehr erfolgreich aus", kommentierte Louis das Bild was sich ihm bot. Mich veranlasste es stattdessen dazu wissend mit meinen Augen zu rollen. Immerhin erzählte er mir gerade nichts Neues.

„Was machst du hier?", wechselte ich alles andere als elegant das Thema um endlich von der totalen Unordnung hinter mir abzulenken.

„Ja also...", begann Louis und ich merkte anhand von seinem unruhig Blick, und seinen leicht gestotterten Worten, dass es innerlich nicht so selbstbewusst war, wie er nach außen hin wirkte.

„... du fliegst morgen Mittag nach Hause und mein Flug geht auch morgen Abend...", unruhig spielte er mit seinen Fingern an dem Reißverschluss der Kapuzenjacke herum.

„Ich weiß...", immer noch schaute ich ihn fragend an und versuchte mal wieder zu ignorieren, dass Louis die Distanz zwischen uns, in welcher ich mich noch beherrschen kann, schon wieder überschritten hatte.

Nervös spielte er weiter an dem Verschluss seiner Jacke herum, bevor er die richtigen Worte gefunden hatte.

„Die To-do-Liste...hast du die noch?", platze es aus ihm heraus und alleine bei der bloßen Erwähnung dieses lächerlichen Fetzen Papiers, flog mein Blick sofort zu meinem Nachttisch.
Tatsächlich war es mir unangenehm, dass es so offensichtlich an einem Platz lag, an dem ich es mir sehr oft angesehen haben könnte, obwohl ich die ganze Zeit dessen Relevanz geleugnet hatte.

Nachdem Louis meinem Blick gefolgt war, kam seine altbekannte Selbstsicherheit zurück, denn er grinste wissend.

„Was...was ist mit der Liste?", nun war es an mir, unsicher zu sein. Immerhin war diese Liste der Beginn von diesem ganzen undefinierbaren Ding zwischen Llouis und mir, von welchem ich dachte, dass es schon längst geendet hatte.

„Ein Punkt ist noch nicht abgehakt...", erklärte er mir, woraufhin ich nur eine abwinkende Handbewegung machte. „Das ist doch nicht schlimm..."

„Doch ist es. Du hast selbst gesagt, dass man eine To-do-Liste abhakt, während man die Dinge auf einer Bucket-Liste nie in die Tat umsetzt...", erklärte er mir erneut, wodurch er mich mit meinen eigenen Waffen schlug.

Bevor ich allerdings etwas erwiesen konnte, grinste Louis: „Ich wollte dich eigentlich nur abholen, damit du die gesamte Liste abhaken kannst."
Und dann fügte er noch grinsend hinzu: „Und wenn ich mir dein Zimmer so ansehe, tut dir eine Pause vielleicht mal ganz gut."

to do list (Louis Tomlinson fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt