VEINTITRES:
„Hahaha...", lachte ich ein extrem künstliches Lachen, als Philipp - der Kellner - gerade einen ziemlich schlechten Witz erzählt hat. Im Grund genommen hatte ich ihm gar nicht wirklich zugehört und hatte erst auf Lorena's auffordernden Blick hin, eine Reaktion gezeigt.
Seit ich Louis' Anwesenheit bemerkt hatte, quälte ich mich durch den Abend. Weder das tiefe Durchatmen auf der Toilette, noch das Bier hatten meine Laune in irgendeiner Weise verbessert.
Stattdessen versuchte ich seit gefühlten Stunden, Louis - welcher zu allem Überfluss noch direkt in meinem Sichtfeld saß - zu ignorieren. Es fiel mir mehr als nur schwer, ihn nicht ständig anzuschauen, vor allem weil er heute wieder einmal zum Anbeißen aussah.„Und wie gefällt dir der Urlaub hier bisher so?", wurde ich von Philipp angesprochen. Lorena nickte mir ein weiteres Mal auffordernd zu, was mich dazu veranlasste, zu hinterfragen, warum ich noch mal mit ihr befreundet war.
Schon als sie mir in den Waschräumen erklärt hatte, dass ich einfach mal nett zu dem Kellner sein sollte und damit schauen könnte, ob ich hier nicht die einzige eifersüchtige Person wäre, hatte ich die Klarheit ihrer Gedanken hinterfragt.Ich warf Kiki einen hilfesuchenden Blick zu, doch auch diese zeigte mir mit einem begeisterten Grinsen einen Daumen nach oben. Solche Verräter.
Ich unterdrückte den starken Drang meinen Freundinnen für die ganze Aktion und die Integration von Philipp in das Gespräch meinen Mittelfinger zu zeigen und zwang mich dazu erneut ein - leicht verrutschtes - Lächeln aufzusetzen und antwortete: „Ja, es ist ganz schön hier..."Dabei flogen meine Augen wieder zu dem gegenüberliegenden Tisch, an welchem mich ozeanblaue Augen anblitzten. Unsere Blicke verhakten sich ineinander und ich konnte mich einfach nicht von seinem Anblick losreißen. Die strahlend blauen Augen. Die verwuschelten Haare. Die vielen Tattoos, welche unter dem Ärmel des Pullovers hervorblitzten.
Lorena holte mich gedanklich wieder an unseren Tisch zurück, als sie zu Philipp meinte: „Leider ist morgen schon unser letzter ganzer Tag..."
Zu allem Überfluss warf sie ihm und mir noch einen eindeutig zweideutigen Blick zu, für den ich sie fast erdrosselt hätte.„Das ist aber schade", blinzelte mich Philipp an, woraufhin ich nur mit einem matten „Ja, echt schade..." reagieren konnte. Ich musste wirklich ein seufzen unterdrücken.
Smalltalk mit Menschen, welche mich nicht interessierten, war noch nie meine Stärke gewesen. Vor allem, wenn eine ganz andere Person in meinen Gedanken herumspukte.„Total", gab nun auch Kiki ihre Zustimmung ab. „Wir hätten sonst zusammen etwas unternehmen müssen. Für Lili ist es auch nicht so einfach, hier immer das fünfte Rad am Wagen zu sein..."
Leise schnaubte ich auf. Das fiel ihnen jetzt ein - einen Tag bevor der Urlaub sowieso zu Ende war. Und jetzt wollten sie mich verkuppeln. Während ich offensichtlich mit ganz anderen Gefühlen zu kämpfen hatte.
„Ich bin mal kurz draußen...", verabschiedete ich mich von der Runde, ließ Philipp mit seinem Tablett dort stehen, wo er war und machte mich durch die Tür auf den Weg nach draußen.
Kaum draußen angekommen atmete ich erst einmal tief durch. So oft wie ich heute schon tief ein und ausgeatmet hatte, könnte ich mir überlegen eine Ausbildung zur Yoga Lehrerin zu machen.
Von dem Gedanken an mich in bunten Yoga-Klamotten, die bei den Übungen wie ein sterbender Schwan aussieht, grinste ich, als sich die Türe hinter mir öffnete, nur um Sekunden später wieder ins Schloss zu fallen.Ich brauchte mich gar nicht erst umdrehen, um zu wissen, wer da gerade offensichtlich eine ähnliche Idee wie ich gehabt hatte. Alleine der herbe männliche Duft, welchen die Person umgab, zeigte mir, dass da gerade kein Anderer als Louis mir Gesellschaft leistete.
„Sorry", meinte er in meine Richtung. „Ich wusste nicht, dass du auch hier draußen bist. Wenn du deine Ruhe haben möchtest, kann ich wieder rein gehen."
Ich hasste mich selbst dafür, dass in diesem Moment mein Herz wieder einen schnelleren Takt annahm und gleichzeitig vor sich hinschmolz.
„Passt schon", antwortete ich daraufhin mit emotionsloser Stimmlage und zuckte mit den Schultern.
„Ich wusste nicht, ob du mich überhaupt sehen willst...", begann Louis und ich konnte nicht ignorieren wie mein Herz bei dieser Rücksichtnahme aufflatterte.
Ich brauchte einige Sekunden, um meine Gefühle zu ordnen und diese auch ausdrücken zu können. „Ich weiß es selbst nicht so genau."
Obwohl sich in den darauffolgenden Minuten eine gespenstische Stille um uns gelegt hatte, fühlte ich mich in diesem Moment so wohl, wie den ganzen Abend noch nicht.
Ich fühlte mich befreit ohne den aufdringlichen Philipp mit seinen schlechten Witzen, ohne Lorena's auffordernde Blicke und ohne Kiki's zweideutiges Grinsen.„Du scheinst heute ziemlich viel Spaß gehabt zu haben...", begann Louis und anhand seinem etwas gequälten Gesichtsausdruck konnte man erkennen, wie viel Überwindung ihn es gekostet hatte, unser Gespräch in diese Richtung zu lenken.
Irritiert sah ich meinen Nebenmann an, bevor ich erwiderte: „Vielleicht sollte ich eine Karriere als Schauspielerin anstreben..."
„Wie kommst du denn jetzt da drauf?", nun war ich nicht mehr die Einzige, welche einen irritierten Blick im Gesicht hatte.
„Weil ich da drinnen alles außer Spaß hatte?"
Ich konnte mich täuschen, aber Louis schien in diesem Moment erleichtert auszuatmen.
Dennoch strahlte sein Blick eine gewisse Verletzlichkeit aus, als er vorsichtig nachhakte: „Das sah aber ganz anders aus..."„Hast du mich etwa beobachtet?", fragend zog ich meine Augenbraue nach oben, als ich Louis ansah. Eigentlich hätte er mir daraufhin gar keine Antwort geben müssen, da ich diese schon kannte.
Jedes Mal wenn ich im Laufe des Abends einen Blick an den gegenüberliegenden Tisch geworfen hatte, hatten sich unsere Blicke gekreuzt.„Kann schon sein", gab Louis schließlich schüchtern zu. Wäre es vor der Bar nicht ziemlich dunkel gewesen, hätte ich sogar den leicht rötlichen Schimmer bemerkt, welcher sich über sein Gesicht gelegt hatte.
Auf das Grinsen, welches sich daraufhin auf meinem Gesicht gebildet hatte, meinte er verteidigend: „Ich musste doch ein Auge drauf haben, dass der aufdringliche Kellner nichts macht, was du nicht willst..."„Das ist ja wirklich ein sehr nobler Zug von dir, du edler Ritter", grinste ich weiterhin. In diesem Moment merkte ich, wie sehr ich diese Leichtigkeit zwischen uns vermisst hatte.
Vielleicht sollte ich mir einfach nicht zu viele Gedanken machen, sondern die Sache einfach laufen lassen, egal wohin sie führte.Louis schien ein ähnliches Gefühl zu haben, denn auch er grinste mittlerweile. „Natürlich. Du bist doch hier die Prinzessin Lilifee."
„Au", meckerte er immer noch grinsend, als ich ihm daraufhin nicht wirklich fest in die Seite boxte.
„Ich würde dir am Liebsten vorschlagen, dass wir gemeinsam deinen ziemlich unlustigen Abend noch retten können, aber ich bin hundemüde...", meinte er nun wieder ernst und schaute mich dabei entschuldigend an.
Wieder hob ich eine Augenbraue an und versuchte dabei das Ziehen in meinem Herzen zu ignorieren. „Hattest du die letzten Nächte viel Spaß?", versuchte ich möglichst locker nachzufragen, woran ich jedoch kläglich scheiterte.
„Im Gegenteil. Eigentlich lag ich nur hellwach in meinem Bett und habe mir viel zu viele Gedanken gemacht", gestand er, woraufhin ich ihm einen überraschten Blick zuwarf.
Vielleicht hatte ich ihn die letzten Tage auch einfach falsch eingeschätzt und ihm Eigenschaften vorgeworfen, die er gar nicht besaß.Bevor ich ihm allerdings mitteilen konnte, dass es mir im Grunde genommen genauso ging, kam meine Gruppe aus der Türe spaziert.
Louis drehte sich um, um wieder in der Bar zu verschwinden, flüsterte mir allerdings noch unauffällig ins Ohr: „Gute Nacht Prinzessin Lilifee."
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to do list (Louis Tomlinson fanfiction)
FanfictionLili möchte einfach nur mit ihren beiden Freundinnen auf Abifahrt gehen und die Zeit genießen. Blöd nur, dass die Beiden viel lieber die Seele baumeln lassen und sich dem Sightseeing widmen möchten, anstatt das Nachtleben zu genießen. Doch was ist...