VEINTE

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VEINTE:

„Ok, du sagst mir jetzt sofort, was dich bedrückt", auffordernd wurde ich von Lorena angeschaut, nachdem sich diese gegenüber von mir niedergelassen hatte.

Ergeben seufzte ich. Diesen stechenden Blick, welchen ich sogar durch die getönten Gläser ihrer Sonnenbrille bemerkte, würde ich keine 10 Minuten lang ausweichen können.

Nachdem ich ein weiteres Mal ergeben aufgestöhnt, jedoch immer noch keine Erklärung abgegeben hatte, erwiderte meine Freundin mit einem strengen Blick: „Schon seit dem Heimweg gestern vom Club bist du irgendwie ziemlich merkwürdig..."

„Merkwürdig?", hakte ich nach und tat so, als wüsste ich nicht ganz genau wovon sie sprach.

„Ja, du bist so schweigsam und in dich gekehrt. Dabei bist du doch hier unsere Partymaus...", erklärte sie mir, während sie mich weiterhin mit diesem fragenden Blick löcherte.

Ich versuchte verzweifelt diesem Blick auszuweichen und anstatt ihr in die Augen zu schauen lieber das Glas vor mir auf dem Tisch zu fokussieren. „Ich war einfach nur müde ...", lächelte ich, musste aber selbst zugeben, dass man mir mal wieder anmerkte, dass Lügen absolut nicht zu meinen besonderen Begabungen gehörte.

„Aha", kommentierte das Lorena auch nur und ich konnte direkt aus dem Unterton in ihrer Stimme heraushören, dass sie mir das absolut nicht abkaufte. Da wir uns ja schon seit klein auf kannten, hätte es mich auch gewundert, wenn ich sie einfach so hätte anschwindeln können.

Um mich noch ein bisschen davor zu drücken, die ganze Louis-Geschichte, wegen welcher ich die ganze Nacht schon kein Auge zumachen konnte, erzählen zu müssen, nahm ich schnell einen Schluck von meinem Getränk.

„Ha", rief meine Freundin so laut aus, dass ich unmittelbar zusammenzuckte. „Wenn du schon freiwillig einen Gemüse-Smoothie trinkst, dann ist irgendwas ganz und gar nicht in Ordnung."

Ertappt stellte ich mein Glas mit dem grünlichen Gebräu wieder auf den Tisch und überlegte verzweifelt, wo ich denn mit der Erzählung der gesamten Geschichte am Besten beginnen könnte.

Gedankenverloren zog ich ein weiteres Mal an dem Strohhalm, während ich abwog, ob ich beim Kennenlernen oder doch direkt beim gestrigen Abend anfangen sollte.

„Es hat was mit diesem Jungen von gestern Abend zu tun", stellte sie fest und beobachtete meine Reaktion mit Argusaugen. Tatsächlich überrumpelte sie mich damit ein bisschen, sodass ich mich erst einmal an dem Saft verschluckte und einige Sekunden husten musste, bis ich wieder genügend Luft für die noch anstehende Konversation bekam.

Auch ohne, dass ich Lorenas Vermutung bestätigt hatte, nickte diese und sagte mehr zu sich selbst, als zu mir: „Ja es hat was mit ihm zu tun. Und ich nehme an, du kennst ihn schon länger und hast ihn nicht erst gestern kennengelernt..."

Selbst mit ihrer zweiten Vermutung lag sie goldrichtig, weshalb ich mir nicht einmal mehr die Mühe machte, das Ganze zu kommentieren, sondern nach kurzem Zögern einfach nur nickte.
Gleichzeitig spielte ich mit dem Gedanken, Lorena nahezulegen, ob nicht viel einer ein Psychologiestudium für sie in Frage kommen würde. Sie bei der Polizei in einem Verhör mit einem Verdächtigen wäre eine wahre Wunderwaffe.

Bevor ich ihr allerdings eine polizeiliche Karriere ans Herz legen konnte, bombardierte sie mich weiterhin mit Vermutungen, welche - sehr zu meinem Leidwesen - genauso richtig waren, wie die bereits ausgesprochenen.

„Ist doch schön, dass du jemanden kennengelernt hast. Aber warum schwebst du dann jetzt nicht auf Wolke 7? Hat er keine Gefühle für dich?", hakte sie weiter und ich konnte daraufhin nur mit den Achseln zucken.

Nachdem sie mir einen weiteren bohrenden Blick zugeworfen hatte, antwortete ich ihr: „Keine Ahnung. Ich weiß ja noch nicht einmal selbst, ob ich Gefühle habe..."

„Und was ist dann dein Problem an der Sache?", warf sie die Frage in den Raum, während sie gedankenverloren an einer ihrer Haarsträhnen herumspielte. Nach einigen Sekunden des Grübelns änderte sich ihr Blick so, als hätte sie gerade die Lösung für sämtliche weltweiten Katastrophen gefunden.

„Du bist nicht die Einzige, die sich für ihn interessiert!", stellte sie nickend fest, während ich die Situation und vor allem ihr Gespür fast schon unheimlich fand.

„Hast du dir schon mal überlegt, dir dein Studium damit zu finanzieren, dass du als Wahrsagerin auftrittst?", fragte ich sie deswegen, was sie allerdings nur als Zustimmung meinerseits interpretierte.

Ich verdrehte die Augen, ehe ich mit der Sprache herausrückte: „Ja, da war so eine auf der Party, die sich ihm total an den Hals geschmissen hat."

„Und wer war das?", fragte sie mich. Dabei hatte sie sich nun aufrecht hingesetzt und begutachtete mich interessiert. Anscheinend hatte ich mit dieser Information komplett ihr Interesse geweckt.

Ich zuckte betont gelangweilt mit den Schultern, obwohl mir allein schon beim Gedanken an die Schönheit von Gestern ganz schlecht wurde. „Irgendsoeine Victoria, die natürlich wie ein Model aussieht und sich bewegt, als wäre sie Profitänzerin..."

„Wichtig ist ja eher, ob dein Schwarm darauf eingegangen ist oder nicht?", überhörte sie gekonnt den zweiten Teil meiner Erläuterung.

„Keine Ahnung. Es spielt sowieso keine Rolle. Mit ihr könnte ich niemals mithalten...", mein Tonfall hatte sich mittlerweile in ein Jammern verwandelt.

Ernst wurde ich von meiner Freundin angeschaut, eher sie sagte: „Ist dir eigentlich bewusst, dass du gestern in dem Club jeden Typen hättest haben können? Alle haben dich beobachtet, als du auf der Tanzfläche warst und jetzt willst du mir erzählen, dass du mit irgendjemandem nicht mithalten könntest?"

Wieder einmal zuckte ich ratlos mit den Schultern. „Mir ist das egal, wen ich alles haben kann...", murrte ich mit einem Anflug von extrem schlechter Laune.

„Weil du nur ihn haben willst?", schlussfolgerte meine Freundin und ich nickte zustimmend.
Es brachte ja alles nicht. Selbst nachdem ich mir in den Stunden, in denen ich wach lag, selbst eingeredet hatte, dass Louis mir absolut egal war, wusste ich, dass ich mich damit nur selbst belog.

Ich wusste ja nicht einmal was ich genau wollte. Wollte ich nur seine Freundschaft, seine körperliche Nähe oder sogar noch mehr? Das Einzige was ich definitiv wusste war, dass sich das Bild von der Brünetten, wie sie sich an Louis beim Tanzen geschmiegt hatte, irgendwie in meinen Kopf eingebrannt hatte.

„Und jetzt bist du eifersüchtig auf diese Victoria?", nickte Lorena verständnisvoll, was mich jedoch nur dazu veranlasste, meine Augen zu verdrehen.

Genervt meckerte ich daraufhin: „Herrgott, wie kommen denn alle darauf, dass ich eifersüchtig wäre?"

„Weil du es vielleicht bist?", grinste mich Lorena wissend an, was mich fast dazu veranlasste, ihr meinen noch fast vollen Smoothie ins Gesicht zu schütten.

Da ich sie allerdings ziemlich lieb habe, entscheid ich mich dagegen.
Tatsächlich entschied ich mich gegen jegliche Reaktion, da mein Unterbewusstsein ganz Tief in meinem Inneren wusste, dass sie möglicherweise Recht hatte.

to do list (Louis Tomlinson fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt