TRES

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TRES:

„So Leute, zuerst einen Cocktail oder beginnen wir gleich mit einer Runde Shots?", fragte ich motiviert in die Runde sobald wir in dem Barbereich des Hotels angekommen waren.

Patrick zog daraufhin seine Nase kraus und meinte mit einem irritierten Blick: „Möchtest du dich nicht erst einmal von dem anstrengenden Anreisetag erholen? Das würde deinem Körper bestimmt nicht gut tun, wenn du dir direkt harten Alkohol genehmigst!"

Ich musste mir ein genervtes Stöhnen verkneifen, als ich realisierte, dass zum einen die Jungs immer noch an uns klebten und zum Anderen meine Befürchtungen wohl oder übel wahr werden würden.

Als ich nach dem Flug, welchen ich nebenbei bemerkt fast komplett verschlafen hatte - wahrscheinlich weil ich mich davor so sehr aufgeregt hatte - wieder vollständig aus meinem Schlaf erwacht war hatte ich erst einmal einige Minuten gebraucht, um zu realisieren, dass die Anwesenheit der beiden Jungs kein Traum war.

Die bittere Realität schlug dann wie eine Bombe ein, als wir im Shuttle auf dem Weg zum Hotel saßen und die Beiden bereits dort etwas zum Aussetzen gefunden hatten. Die Sitze waren zu unbequem, die Straße zu holprig und sowieso der Weg vom Flughafen bis zum Hotel viel zu weit.

Das war nur eine Auswahl der Punkte, welche in den ersten Minuten Fahrt noch mitbekam, bevor ich mich glücklicherweise dazu entschloss, mir meine fetten Kopfhörer aufzuziehen und die Musik etwas lauter als gewöhnlich zu stellen, sodass nicht mal ansatzweise eine weitere negative Äußerung zu mir hindurch dringen konnte.

Doch damit nicht genug. Kaum hatten wir in das - ziemlich schnuckelige Hotel - eingecheckt, wurde natürlich weitergemeckert. Wieso gibt es hier nur ein Pool? Das Buffet bietet nicht genug Auswahl? Und warum gibt es hier keinen riesigen Wellnessbereich?

Ich musste mir bei jeder dieser in den Raum geworfenen Fragen die Antwort verkneifen, dass wir das Hotel aufgrund der Nähe zu den Clubs und nicht aufgrund einer Wellness-Oase gebucht hatten.
Zudem hatten es wir bei der Wahl unserer Unterkunft ziemlich begrüßt, dass es nicht ganz so teuer war. Immerhin konnten wir so das gesparte Geld in den Clubs verprassen und das Hotel würden wir sowieso nur nutzen, um unseren Rausch auszuschlafen.

Das war zumindest der Plan. Die Realität sah allerdings - sehr zu meinem Bedauern - komplett anders aus.

Während Lorena schon herzhaft gähnte, nippte Kiki an einem Getränk das weit entfernt von einem Sex on the Beach war. Nach der grünlichen Flüssigkeit in der dampfenden Tasse und dem sehr gesund riechenden Geruch zu beurteilen, handelte es sich hierbei um Kräuetertee.

„Du weißt, dass Jägermeister 56 Kräuter beinhaltet?", fragte ich meine Freundin grinsend, da ich absolut nicht darauf klar kam, dass sie an unserem ersten Abend in Spanien einen Tee trank, welcher garantiert ohne Schuss war.

„Dir ist bewusst, dass dadurch das Getränk nicht unbedingt gesund ist?", Julian sah mich mit erhobener Augenbraue an, da er offensichtlich nicht verstanden hatte, dass ich einen Witz gemacht hatte. Oder er hatte einfach keinen Humor. Das konnte natürlich auch gut sein.

Ich konnte daraufhin nur die Augen rollen, verzichtete aber auf einen bissigen Konter, als ich Lorenas bittendenden Blick gesehen hatte.

Wäre ich mit den beiden Mädels nicht schon so lange befreundet, würde ich ihnen mit samt ihren tollen Freunden die Hölle heiß machen. Da wir allerdings schon seit dem Kindergarten unzertrennlich waren, hielt ich meine Füße still und biss die Zähne so fest zusammen, dass mein Kiefer schon leicht schmerzte.

„Also was geht jetzt noch heute Abend? Sollen wir schon mal ein bisschen über die Promenade schlendern und schon mal ein paar Clubs abchecken?", fragte ich also in die Runde, da Kiki mittlerweile ihren Tee ausgetrunken hatte, allerdings bisher noch keine Anstalten dazu gemacht hatte, die weitere Abendplanung anzusprechen.

„Wir sind ja erst vorhin angekommen...", druckste Kiki herum und wurde durch ihren Freund unterstützt, welcher zustimmend nickte.

„Kein Problem", meinte ich und versuchte daraufhin direkt ihr mit einem Kompromissvorschlag entgegen zu kommen. „Wie wäre es, wenn wir dann einfach einen Abendspaziergang an der Promenade machen und einen Absacker in einer Bar zu uns nehmen? Dann können wir auch direkt auf den Beginn unseres Urlaubes anstoßen."

„Sei mir nicht böse, aber ich glaube, ich brauche erst einmal etwas Schönheitsschlaf", gähnte Lorena.

Noch ehe ich darauf reagieren konnte, meinte Julian schon: „Du bist doch schon schön genug."

Nachdem er ihr dann noch einen Kuss gegeben hatte und Lorena immer noch verlegen lachte, war ich an dem Punkt angekommen, an dem ich mich am Liebsten in das nächste Gebüsch übergeben hätte.

Ich verzichtete allerdings darauf und lächelte stattdessen nur gequält.

Ohne weiter an der Abendplanung mitzuwirken, kam eine allgemeine Aufbruchstimmung auf, sobald auch Kiki sich müde die Augen gerieben hatte.
Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass wir gerade einmal kurz vor zehn Uhr hatten und ich somit noch nicht einmal ansatzweise an mein Bett dachte.

„Gehst du auch auf dein Zimmer?", wurde ich noch gefragt, als ich die Einzige war, die noch in dem Loungesessel saß und nicht wirklich Anstalten machte, mich auf den Weg in mein Zimmer zu begeben.

Ich zuckte mit den Schultern und murmelte: „Ich glaube ich mache noch einen Abendspaziergang und schaue mir schon mal etwas die Umgebung an."
Nach meinem ausgedehnten Nap im Flugzeug würde ich mich jetzt sowieso nur unruhig von der einen Seite zur Anderen wälzen, da ich noch nicht einschlafen konnte.

„Pass auf dich auf", meinte Lorena, bevor sie sich umdrehte und in Richtung Appartment verschwand.

„Was soll mir schon passieren? Ich werde schon nicht am ersten Abend jemanden Heißes aufreißen, mich hemmungslos betrinken und anschließend mit ihm in seinem Hotelzimmer landen", rief ich ihr grinsend hinterher, was auch ihr noch ein - wenn auch müdes - Lachen entlockte.

Kaum waren sie aus meinem Sichtfeld verschwunden, machte ich mich höchst motiviert auf den Weg. Ich würde mir schon nicht meine Abifahrt verderben lassen.

Noch ehe ich mich versah, fand ich mich auch schon in einem Pub wieder, welcher kaum einen Katzensprung von unserem Hotel entfernt lag. Dass es sich bei den meisten Anwesenden um Männer handelte, die mit einem Glas Bier vor sich auf dem Tisch gespannt ein Fußballspiel verfolgten, welchen auf dem großen Flachbildschirm flimmerte, ignorierte ich gekonnt.

Sie waren so in das Spiel vertieft, dass sie sowieso nicht meine Anwesenheit bemerkten.

„Ein Bier bitte", bestellte ich, kaum war ich an der rustikal eingerichteten Bar angekommen. Auch wenn ich am Anfang des Abends mehr Lust auf einen Cocktail gehabt hatte, sollte ich mich mit meiner Getränkewahl wohl lieber der Umgebung anpassen. Und da es hier ein Pub und keine Bar war, war meine Wahl dann doch recht schnell auf den gold schimmernden Gerstensaft gefallen, welcher mir nun in einem Glas über den Tresen zugeschoben wurde.

Noch ehe ich mich mit meinem Getränk in der Hand umdrehen und mir einen Platz suchen konnte, hörte ich eine Stimme hinter mir: „Findest du es nicht ein bisschen bemitleidenswert, alleine zu trinken?"

Ich hatte mich kaum in seine Richtung gedreht, war mein Blick auf sein leeres Bierglas vor ihm gefallen.

„Beschreibst du dich gerade selbst als bemitleidenswert?", grinste ich, während ich meinen Blick langsam von seinem Glas löste. Mein Blick fuhr über seine schmalen tattoowierten Fingern, seinen übergroßen Kapzenpulli und blieben letztendlich an den blauen Augen hängen.

„Vielleicht sollten wir einfach gemeinsam trinken, dann wirken wir beide nicht so verzweifelt?", grinste er, doch seine Worte kamen nicht so wirklich bei mir an, so sehr wurde ich von den ozeanblauen Augen in den Bann gezogen.

to do list (Louis Tomlinson fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt