DIECISEIS

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DIECISEIS

Trotz der dröhnend lauten Musik um mich herum und den wild tanzenden Menschen, welche bei ihren Bewegungen immer wieder gegen mich rempelten, hörte ich nur ein Rauschen in meinen Ohren.

Wie benebelt stand ich mitten auf der Tanzfläche, nicht fähig dazu, mich zu bewegen.
Wie bei einem Unfall wollte ich das Bild, das sich mir bot gar nicht sehen. Allerdings konnte ich auch nicht wegsehen.

Schockiert blickte ich auf Louis, welcher trotz lockerer Stoffhose, schlichtem Shirt und wild verstrubbelter Frisur einfach nur göttlich aussah. Doch was mir bei seinem Anblick einen Stich ins Herz versetzte war nicht die Tatsache, wie seine Augen funkelten, sondern wen er dabei anschaute.

Neben ihm tanzte ein Mädchen - eindeutig Typ Model - bewegte ihren Körper anmutig zur Musik und warf dabei ihre langen dunkelbraunen Haare hin und her.
Dabei strahlte sie Louis an, welcher sie gerade dazu ermutigte, sich einmal um die eigene Achse zu drehen.

„Lili, du willst mir doch wohl nicht sagen, dass du eine Pause brauchst?", ich zuckte zusammen, als Lorena mir lachend diese Frage ins Ohr schrie, mich dann an meinem Arm packte und dazu animierte, wieder in unseren Tanz einzusteigen.

Kiki hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst das Handtuch geworfen und hatte sich mit samt einem alkoholfreien Cocktail zu ihrem Freund gesellt, welcher immer noch so aussah, als würde er am Liebsten sofort die Flucht ergreifen wollen.

Julian allerdings hatte mich innerhalb der letzten Stunde positiv überrascht, indem er plötzlich neben uns auf der Tanzfläche stand und begann ebenfalls wilde Bewegungen vorzuführen, nur um Lorena anschließend über den Dancefloor zu wirbeln, was sie jedes Mal vor Lachen quietschen ließ.

Doch selbst wenn ich es gewollt hätte, weiterzumachen und den Text meiner Lieblingslieder mitzugröhlen, konnte ich es einfach nicht.

Genauso wenig, wie ich meinen Blick von Louis und der Schönheit abwenden konnte, die weiterhin tanzten und lachten.

„Lili, ist alles gut? Willst du dich mal kurz zu Kiki und Patrick setzten?", fragte mich nun auch Julian und musterte mich mit so einer besorgten Miene, dass ich schon fast ein schlechtes Gewissen deswegen bekam, da ich ihn immer als spießigen und egoistischen Langweiler abgestempelt hatte. Wenn ich allerdings an diese schrecklichen Gemüsesmoothies dachte, verwarf ich diesen Gedanken ganz schnell wieder.

Mit aller Willenskraft, die ich besaß, riss ich meinen Blick von Louis los und widmete mich wieder meinen Begleitern: „Nein passt schon."

Um diese Worte aussprechen zu können, musste ich erst den scheinbar riesigen Kloß in meinem Hals herunterschlucken. Zudem konnte ich von Glück reden, dass durch die laute Musik das leichte Zittern meiner Stimme unentdeckt geblieben war.

Lächelnd begann ich wieder zu tanzen, konnte aber offensichtlich nicht verbergen, dass ich dies nicht mehr mit der gleichen Euphorie tat wie noch vor fünf Minuten.

Auch als nun Julian meinen Arm ergriff, um auch mich unter anfeuerndem Kreischen von Lorena über die Tanzfläche zu wirbeln, konnte ich nicht anders, als bei der Drehung in Louis' Richtung meinen Blick erneut dort zu verankern.

Einerseits schmolz ich bei seinem Anblick wieder etwas vor mich hin und musste aufpassen, nicht zu sabbern.
Auf der anderen Seite tanzte ihn da immer noch das Model an, welches mich daran zweifeln ließ, ob die Pancakes mit Nutella heute morgen wirklich notwendig waren und warum ich es nicht eigentlich doch mal mit einem von diesen grünen dickflüssigen Säften ausprobierte.

Einen weiteren Stich ins Herz spürte ich, als ich sah, dass Louis absolut nichts dagegen einzuwenden hatte, von ihr angetanzt und angehimmelt zu werden.
Ganz im Gegenteil. Er schien die ganze Situation seinem Gesichtsausdruck nach sehr zu genießen, denn er lachte, als hätte er den Spaß seines Lebens.

Als ich dann auch noch sah, wie ihre zarten Finger an der Haut seinen nackten Arme entlangstriffen, hatte ich genug.

Mit den Worten „Ich muss mal kurz an die frische Luft", welche ich dem sich immer noch amüsierenden Pärchen neben mir über die laute Musik entgegenschrie, verabschiedete ich mich von der Tanzfläche, schlängelte mich zwischen den eng an eng stehenden Menschen hindurch zum Ausgang.

Kaum war ich draußen angekommen, atmete ich erst einmal tief ein und aus. Auch wenn es selbst um die Uhrzeit immer noch angenehme 20 Grad hatte, kam es mir im Vergleich zu dem Inneren des Clubs sehr erfrischend vor.

Nachdem ich ein weiteres Mal tief ein- und wieder ausgeatmet und mich anschließend an eine der Hauswände gelehnt hatte, glitten meine Gedanken automatisch zu Louis und dem Model.

Ja, es war von Anfang an besprochen, dass das zwischen Louis und mir etwas Lockeres ist, in das niemand von uns beiden mehr hineininterpretieren sollte.
Ja, ich war gerade grundsätzlich und besonders auf meiner Abifahrt sowieso nicht auf der Suche nach etwas Festem.
Dennoch konnte ich nicht ignorieren, dass es mir wehtat, Louis mit einem anderen Mädchen an seiner Seite zu sehen.

Wie er genau in dem gleichen Club auf der gleichen Tanzfläche mit ihr tanzte, wie er es nur wenige Tage zuvor mit mir gemacht hatte.
Hatte er mir nicht eigentlich erzählt, dass er einen lockeren Abend mit Freunden geplant hatte?

Nun ja, wenn er genug von mir gehabt hätte, hätte er mir bestimmt nicht erzählt, dass er heute Abend auf Streifzug geht, um direkt das nächste Mädchen abzuschleppen.

Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an die kühle Fassade des Hauses und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken und den neuen Kloß, welcher sich gerade wieder in meinem Hals gebildet hatte, herunterzuschlucken.

Eigentlich sollte es mir doch total egal sein, was Louis mit wem machte. Genauso war die Abmachung.
Allerdings war es mir offensichtlich nicht egal, wenn mein Herz sich gerade anfühlte, als wäre ein Riss darin und ich hier wirklich die Tränen zurückhalten musste.

Objektiv betrachtet konnte ich ja sogar verstehen, was er an der jungen Frau fand.
Nicht nur, dass sie locker 5 Kilo weniger als ich auf die Waage brachte, mich dabei allerdings um 10 Zentimeter überragte. Selbst mein halberblindeter Opa könnte sehen, was für eine Schönheit sie war.

Ihre endlos langen und schlanken Beine, ihre anmutigen grazilen Bewegungen und ihre feinen Gesichtszüge - da konnte ich einfach nicht mithalten.

Es brachte allerdings alles nichts. Die Situation würde sich nicht dadurch ändern, wenn ich vor dem Club stand, Trübsal blies und in Tränen ausbrach.
Genauso gut konnte ich also da wieder reingehen, mir erneut meine Freundinnen schnappen und das machen, weshalb ich eigentlich vor einigem Tagen in das Flugzeug gestiegen war: Party.

Ich zupfte mir meinen Rock zurecht, wuschelte mir noch einmal durch meine vom vielen Tanzen bereits leicht verknoteten Haare und marschierte wieder Richtung Eingang.

Doch noch bevor ich den Club betreten konnte, hörte ich eine unverkennbare Stimme hinter mir.

„Hey Lili, was machst du denn hier?", wurde ich von Louis gefragt.

to do list (Louis Tomlinson fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt