SEIS:
„Morgen", nuschelte ich, nachdem ich gähnend an den Frühstückstisch getreten war, an welchem sich bereits die komplette Gruppe versammelt und schon mit dem Frühstück begonnen hatte.
„Guten Morgen", rief mir Kiki entgegen, während sie gekonnt mit einem Löffel ihren Teebeutel aus dem Getränk fischte und diesen dann, ohne Flecken auf der blütenweißen Tischdecke zu hinterlassen, auf ihren Teller beförderte - Respekt.
Da sie allerdings einen recht lauten Ton für meine Begrüßung gewählt hatte, verzog ich leicht das Gesicht.
Auch wenn ich mir davor fest vorgenommen hatte, mir die vergangene Nacht nicht anmerken zu lassen, war die Tonlage dann doch etwas zu schrill für die Menge an Tequila, die ich zu mir genommen hatte.Mittlerweile hatte auch ich mich an den freien Platz des Tisches gesetzt und vor mir meine Ausbeute vom Frühstücksbuffet abgestellt.
„Du siehst ja noch nicht wirklich fit aus", kommentierte Julian mein Äußeres, welcher erst mir einen abschätzigen Blick zuwarf und sich anschließend wieder seinem vitaminreichen Obstsalat widmete.
Gerade so konnte ich noch ein genervtes Augenverdrehen verhindern. Also sagte ich einfach, besonders darauf bedacht den zickigen Unterton zu unterdrücken: „Nicht jeder hier lag schon um 10 im Bett."
„Nur weil man um 10 schon im Bett lag, heißt das ja nicht, dass man auch schon um diese Uhrzeit geschlafen hat", grinste Patrick nun zweideutig und zwinkerte Kiki, welche neben ihm saß, mit einem eindeutig zweideutigen Blick zu.
Ich realisierte, dass ich noch nicht einmal 5 Minuten an dem gemeinsamen Frühstückstisch saß und jetzt bereits mit dem Gedanken spielte, schnell aufzustehen und schreiend wegzurennen.
Da mir das allerdings nicht wirklich angemessen erschien, blieb ich sitzen und versuchte den Kotzreiz zu ignorieren, der natürlich aufgrund des gerade Gesagten und nicht aufgrund der Shots von letzter Nacht aufgekommen war.
„Was hast du denn noch gestern so gemacht?", fragte Lorena, woraufhin ich ihr für diesen Themenwechsel einen dankbaren Blick zuwarf.
„Ach", ich zuckte betont gelangweilt mit den Schultern „Ich bin noch ein bisschen an der Strandpromenade entlang gelaufen und habe dann hier in der Nähe einen ganz schönen Pub gefunden..."
Dass ich ziemlich angepisst von der Gesamtsituation war und dann in einer zwielichtigen Location ein Bier getrunken hatte, ließ ich einfach mal unter den Tisch fallen.
Stattdessen widmete ich meine Aufmerksamkeit den Pancakes auf meinem Teller, welche fast in der großen Ladung Nutella, die ich großzügig auf dem Teller verteilt hatte, ertranken.
„Also hast du niemanden kennengelernt, dich hemmungslos betrunken und ihn dann abgeschleppt", lachte Lorena und spielte damit auf meine Aussage von dem gestrigen Abend an.
Auch wenn die es nur aus Spaß gesagt und damit auch den ganzen Tisch zu einem fröhlichen Lachen gebracht hatte, verschluckte ich mich deswegen prompt an meinem Orangensaft, mit welchem ich gerade das klebrige Stück Pancake mit Nutella herunterspülen wollte.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte und halbwegs Luft zum Atmen bekam, schüttelte ich nur den Kopf.
Es stimmte ja auch nicht, was meine Freundin da angesprochen hatte. Ich hatte mich nicht hemmungslos betrunken.
Ich hatte nur einige Shots heruntergekippt, um anschließend auf dem Dancefloor um mein Leben zu tanzen. Und ganz vielleicht tat ich das mit einer sehr gut aussehenden Bekanntschaft.
Ganz vielleicht standen wir dann plötzlich wild knutschend in Mitten der tanzenden Partygäste und hatten uns dann für einen Locationwechsel entschieden.
Ich wünschte ich könnte mein naives Verhalten, einfach mit einer mir wildfremden Person in sein Hotel mitgegangen zu sein, dem Alkohol zuschieben.
Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt schon fast wieder nüchtern gewesen.
Dies hatte mich allerdings nicht davon abgehalten, es zu genießen, von dem Fremden in sein - zugegebenermaßen sehr luxuriöses - Hotelzimmer gezogen zu werden, wo wir dann übereinander herfielen.Da Lorena mich allerdings immer noch mit ihrem fragenden Blick beobachtete, antwortete ich: „Nein, ich habe mich nicht hemmungslos betrunken und habe auch niemanden abgeschleppt."
Dass ich stattdessen abgeschleppt wurde, diese eine Nacht zu den aufregendsten meines Lebens gehörte und ich all die Küsse und Berührungen sichtlich genossenen hatte, erwähnte ich nicht.
Immerhin hatte der Fremde mit mir vorher schon abgeklärt, dass das eine einmalige Sache war und es zu keiner Wiederholung kommen würde.
Um meine Freundinnen also nicht in Angst und Sorge verfallen zu lassen, hielt ich diese einmalige Sache unter Verschluss.Auch erzählte ich nicht, wie ich mitten in der Nach meine quer im Hotelzimmer verstreuten Klamotten zusammengesucht hatte, ehe ich mich über den dicken, flauschigen Teppich aus der Suit geschlichen hatte.
Verabschiedet hatte ich mich nicht. Was hätte ich auch sagen wollen? Ich wusste noch nicht einmal seinen Namen.Somit war ich ziemlich froh, dass ich nur das Wasserrauschen einer Dusche aus dem Badezimmer gehört hatte, als ich fluchtartig die Türe hinter mir geschlossen hatte.
Auf dem Nachhauseweg musste ich erst einmal realisieren, was ich da gerade gemacht hatte. Ich, Lilian, aka die langweiligste Person auf der Welt, war alleine in einen Pub gegangen, wurde dort von einem Fremden aufgegabelt, von ihm in eine Disco gebracht, zu unzähligen Shots überredet und nach einem ausgelassenen Tanz in sein Hotelzimmer eingeladen, wo der Abend dann absolut nicht jugendfrei geendet hatte.
Auch als ich heute Morgen aufgewacht war, dachte ich an einen extrem verrückten und vor allem besonders lebhaften Traum.
Das dachte ich allerdings nur so lange, bis ich in dem Badezimmerspiegel geschaut hatte und gesehen hatte, dass an meinem Hals ein dunkelrotes Mal prangte.Dann war ich nicht nur hellwach, sondern hatte zudem noch die Bestätigung, dass die vollen Lippen des Unbekannten sich tatsächlich den Weg über meinem Körper erküsst hatten.
Schon alleine bei dem Gedanke daran, musste ich aufpassen, dass ich nicht schon wieder knallrot im Gesicht anlief.
Rein aus Reflex, drapierte ich meine offenen Haare über die Schulter, an welcher Seite auch der von mir sorgfältig abgedeckte Knutschfleck war.„Und was ist heute so der Plan?", fragte ich in die Runde, bevor noch jemand nach weiteren Erlebnissen des vergangenen Abends nachhaken konnte.
Allerdings hätte ich die Frage gar nicht stellen brauchen, da ich ja sowieso schon wusste, dass ich mit der letzten Nacht jegliches an Abenteuer für diesen Urlaub erlebt hatte.
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to do list (Louis Tomlinson fanfiction)
FanfictionLili möchte einfach nur mit ihren beiden Freundinnen auf Abifahrt gehen und die Zeit genießen. Blöd nur, dass die Beiden viel lieber die Seele baumeln lassen und sich dem Sightseeing widmen möchten, anstatt das Nachtleben zu genießen. Doch was ist...