NUEVE

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NUEVE:

Noch bevor ich mich am nächsten Morgen in der - wohlgemerkt sehr weichen - Matratze räkeln und danach ganz gemächlich die Augen öffnen konnte, um nach einem Blick auf die andere Bettseite festzustellen, dass die letzte Nach wieder kein Traum, sondern pure Realität war, wurde ich durch den nervtötenden Klingelton eines Handys aufgeweckt.

Komplett aus meinem Traum gerissen, saß ich senkrecht im Bett und brauchte dann einige Sekunden, um mich kurz zu orientieren. Das Hotelzimmer um mich herum kam mir nicht fremd vor. Allerdings war es mir auch nicht bekannt genug, um mein Eigenes hätte sein zu können.
Auch die luxuriöse Einrichtung ließ darauf schließen, dass es wahrscheinlich mit dem vierfachen meines Urlaubsbudgets gebucht worden war.

Nachdem ich ein krummelndes Geräusch gehört hatte, wendete sich mein Blick der rechten Betthälfte zu, welche ebenfalls belegt war.
Die braunen Haare meiner Bekanntschaft waren noch verstrubbelter, als sonst und ich musste mich in diesen Moment wahnsinnig zusammenreißen, um ihm mit meiner Hand nicht geistesgegenwärtig durch zu wuscheln.

Doch noch bevor ich mit meinen Blicken die durch die heruntergerutscht Decke freigelegten Tattoos anstarren konnte, gab er erneut grummelnde Geräusche von sich, welche allerdings das schrille Klingeln des Handys nicht einmal ansatzweise übertönten.

„Egal was es ist, mach das aus...", murmelte er in sein Kissen, bevor er sich auf die andere Seite drehte.

Ich, die ebenfalls aus dem Tiefschlaf gerissen wurde, brauchte einige weitere Sekunden, um zu realisieren, dass es ich bei dem Geräusch nicht um den Klingelton irgendeines Handys, sondern um den Klingelton MEINES Handys handelte.

Es dauerte etliche weitere Momente, bis ich meine kleine Umhängetasche in dem riesigen Hotelzimmer gefunden, mein klingelndes und vibrierendes Handy herausgefriemelt und den grünen Button betätig hatte.

„Ja?", fragte ich mit gedämpfter Stimme, während mir in dem selben Moment auffiel, dass ich auch mal vorher auf mein Display hätte schauen und somit den morgendlichen Störer hätte identifizieren können.

Viel zu laut quietschte mir meine Freundin ins Ohr, die sich offensichtlich in einem sehr viel wacheren Zustand befand, als ich. „Lili, wo bist du denn?"

„Wie, wo ich denn bin?", stellte ich aufgrund meines noch nicht voll funktionierenden Gehirns recht unklug diese Frage.

„Ja wir sitzen schon alle beim Frühstück und nachdem du nicht aufgetaucht bist, dachte ich, ich rufe dich mal an, damit du später unseren Ausflug nicht verpasst...", plapperte sie los und ich musste mich wahnsinnig konzentrieren, um das von ihr Gesagte zu verstehen und nicht wieder im Stehen einzuschlafen.

Verwirrt runzelte ich meine Stirn, ehe ich mir durch die Haare fuhr und fragte: „Welcher Ausflug?"

„Mensch Lili, du bist immer so vergesslich. Wir hatten doch gestern beim Frühstück besprochen, dass wir heute alle zusammen auf den Golfplatz gehen...", erklärte sie mir, als würde eine Grundschullehrerin ihren Kindern das 1x1 näher bringen wollen.

Ich hingegen konnte mich an eine derartige Konversation nicht erinnern und fragte mich selbst, in welchem schwachen Moment meines Lebens ich da nur zugestimmt hatte.

„Und was machen wir dort?", fragte ich immer noch leicht irritiert von der Tatsache, dass ich mich heute offensichtlich in das Terrain der Elite begeben würde.

„Lili, du bist so lustig", lachte Lorena ins Telefon hinein, bevor sie weiter sprach „Natürlich werden wir eine Runde Golf spielen. Die Jungs freuen sich schon seit gestern auf dieses Highlight des Urlaubs."

„Ah ja", antwortete ich schlicht, während ich innerlich fast einen Nervenzusammenbruch bekam, als ich die Worte ‚Golfen' und ‚Highlight' in unmittelbarem Zusammenhang hörte.

Im Hintergrund hörte ich Stimmengewirr und das Klappern von Tellern, ehe sie weitersprach: „Ich wusste, dass du das nicht vergessen hast. Also, wo bist du?"

„Im Hotelzimmer", antwortete ich und überlegte gleichzeitig, ob mir noch schnell eine Krankheit einfallen würde, welche mein Mitwirken an diesem Ausflug unmöglich machte.

Da mein Gehirn um diese Uhrzeit allerdings noch nicht auf Hochtouren lief, fiel mir nichts sinnvolles ein.

„Ah du bist schon fertig", stellte meine Freundin fest, die meine Antwort nich falscher hätte interpretieren können. „Super, dann treffen wir uns in 20 Minuten in der Lobby von unserem Hotel."

Noch ehe ich darauf reagieren konnte, hatte sie auch schon aufgelegt und mich mit einem leichten Zeitdruck hinterlassen.

„Na, wo geht es denn hin?", wurde ich aus meinen Gedanken über die zeitliche Planung von meiner - sehr spärlich bekleideten - Bekanntschaft gerissen, die sich lässig an den Türrahmen lehnte.

Ich verdrehte die Augen, bevor ich antwortete: „Auf den Golfplatz."

„Du spielst Golf?", er hob eine Augenbrauen an, welche ich allerdings nicht wirklich wahr nahm, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, sämtliche meiner Kleidungsstücke die kreuz und quer auf dem weichen Teppichboden des riesigen Hotelzimmers verstreut waren, zu finden.

„Natürlich nicht. Ich bin weder über 60, noch gehöre ich zu der Elite", verneinte ich die Frage und ignorierte sowohl seinen brennenden Blick auf meinem Körper, als auch seinen gesamten Anblick.
„Hast du mein T-Shirt gesehen?", fragte ich nach, nachdem ich dieses nirgendwo finden konnte.

Der sehr ansehnliche Mann, der sich immer noch nicht vom Fleck bewegt hat, zuckte nur unwissend mit den Schultern, was mich nicht wirklich weiterbrachte.
Stattdessen beobachtete er mich einfach nur grinsend.

„Ist das dein Ernst?", fragte ich genervt nach. Von den Glücksgefühlen, welche ich seit letzter Nacht inne hatte, war nicht mehr viel übrig.

„Was denn?", verteidigte er sich und hob abwehrend seine Hände, allerdings nicht, ohne sein Grinsen weiter zu behalten „Ich stelle mir dich nur gerade auf dem Golfplatz vor, jetzt wo du weißt, dass dein sportliches Talent wohl eher was mit Tischtennisbällen und Bierbechern zu tun hat."

Ich verdrehte grinsend meine Augen und beobachtete ihn dann dabei, wie er zu seinem Schrank ging, das erstbeste T-Shirt aus dem Stapel zog und mir dann zuwarf.

Dabei meinte er, immer noch mit seinem frechen Grinsen im Gesicht: „Dann hast du wenigstens einen Grund, wieder herzukommen."

„Wieso bist du dir so sicher, dass ich wieder komme?", hakte ich nach, während ich mir das dunkelrote Poloshirt über den Kopf zog und es in meine zerrissene Jeans steckte, damit es wenigstens halbwegs so aussah, als wäre es meins und nicht das von irgendeinem dahergelaufenen Typen, welcher mich - nicht zum ersten Mal - abgeschleppt hat.

„Ich würde ziemlich viel Geld wetten, dass du nach dem Golfausflug mit den ganzen Spießern heute Abend mehr als nur ein Drink brauchst", erklärt er und ich nickte zustimmend bei seinen Worten.

Vermutlich würde ich noch nicht einmal einen Ball geschlagen haben, bis ich mir schon den ersten Cocktail herbeiwünschte.

„Außerdem weißt du ja, dass alleine trinken ziemlich erbärmlich ist."

Und noch bevor ich grinsend durch die Tür des Hotelzimmers schlüpfen konnte, hatte er mich auch schon wieder an sich heran gezogen und seine Lippen auf meine gedrückt.

to do list (Louis Tomlinson fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt