Gegenwehr

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Ich holte mit meinem Bein aus und schleuderte ihnen den sandigen Boden ins Gesicht. Alle drehten ihren Kopf zur Seite und ich nutzte die Chance und schlich mich auf den Blonden zu. Ich ließ den Ast fallen und von hinten umfasste ich seine Hände und hob eines von ihnen nach oben, sodass sich sein Schwert gegen seine Kehle drückte.

"Keine Bewegung!", sagte ich, nachdem sich die anderen drei zu mir gedreht hatten.

"Armin!", hörte ich das braunhaarige Mädchen rufen, doch keiner von ihnen rührte sich.

"Lass ihn in Ruhe.", hörte ich das schwarzhaarige Mädchen drohend sagen und sie ließ mich kein Stück aus den Augen.

"Das werde ich.", sagte ich ruhig und bewegte mich ein paar Schritte von ihnen weg.
"Ihr werdet bleiben, wo ihr seid. Ich nehme ihn zu meiner Absicherung ein Stück mit, lasse ihn dann aber gehen, solange ihr euch ruhig verhaltet."

Ich lief immer noch rückwärts und beobachtete die drei, wie sie mir hinterherstarrten. Ich war weit genug von ihnen weg, dass ich einen Blick nach oben werfen konnte und ich war überrascht, wie hoch diese Mauer war.

Ich überlegte angestrengt, wo auf der Welt so eine Mauer existieren könnte, doch mir fiel beim besten Willen nichts ein.

"D-du willst...ins Titanengebiet?", keuchte der Blonde in meinen Armen und ich sah ihn ein wenig verwirrt an.

"Was soll das sein?", fragte ich verwirrt, drückte ihm aber deutlich noch einmal das Schwert an seiner Kehle. Ihm sollte klar sein, dass er mir lieber keine Märchen erzählen sollte.


"Titanen. Menschenfressende Monster. Die ganze Welt ist voll davon!", sagte er und ich hörte an seiner Stimme, dass er wirklich angst hatte. Doch mein Hirn schaffte es nicht diese Informationen zu verarbeiten.

"Erzähl keinen Scheiß.", knurrte ich wütend und lief weiter. Ich sah hinter mir ein Stück Wald. Ich würde ihn noch ein kleines Stück hinein nehmen, bis ich ihn laufen lassen würde. Wie es danach weiter gehen würde, wusste ich noch nicht, doch ich würde mir was einfallen lassen.

"Das ist kein Scheiß!", sagte der Blonde wieder und ich hörte Panik in ihm aufsteigen.
"Du wirst sterben, wenn du hier draußen rumläufst. Du hast kein 3-D-Manöver und auch kein Pferd, um dich vor den Titanen zu schützen."

"Es gibt keine Menschenfressenden Monster!", beharrte ich.

"Doch!", er wurde energischer und ich merkte, wie er noch etwas sagen wollte, doch unsere Aufmerksamkeit wurde von den Soldaten vor der Mauer in Anspruch genommen. Zu den dreien war noch ein weiterer Mann hinzugekommen.

"Das ist der Hauptgefreite!", sagte Armin und ich wusste nicht, ob neue Panik in seiner Stimme hinzugekommen ist, oder es immer noch die gleiche von eben war.
"Du wirst ihm nicht entkommen können!"

"Halt endlich die Klappe.", sagte ich genervt und seine Nervosität machte mich unruhig. Erst erzählte irgendwas von irgendwelchen Monstern und dann hat er plötzlich angst vor diesem Mann. Woher sollte ich denn jetzt Wissen, was schlimmer ist?

"Er kommt.", hörte ich Armin nuscheln und ich sah, wie der Mann mit den schwarzen Haaren viel zu schnell auf mich zu kam. Er berührte nicht den Boden. Es sah aus, als würde er...fliegen?

Ich war so davon abgelenkt, dass ich erst aus meiner Schockstarre kam, als sich ein Schwert direkt auf meinen Kopf zu bewegte. In letzter Sekunde ruckte ich zur Seite und ich hob Armins Hände. Ich hörte, wie die Schwerter aneinander klirrten und als ich nach oben sah, entdeckte ich, dass der Schwarzhaarige direkt über uns hing.

"Armin. Kopf runter!"
Sofort verschwand der Blondschopf vor meinem Gesicht. Ich ließ ihn los und sprang nach hinten und ich spürte noch einen Lufthauch vor mir, bevor sich die Schwerter des Hauptgefreiten in die Erde bohrten.
Verdammt! Wieso war der so schnell?

Ich ließ ihn nicht aus den Augen, doch ich war komplett unbewaffnet und ich wusste, wenn ich mich umsehen würde, wäre ich tot. Er war viel zu schnell, als dass ich ihn auch nur eine Sekunde unachtsam sein konnte.

Er sah mich an und ich bemerkte, wie er wieder seine Muskeln anspannte, um sich auf mich zu stürzen.
Ich überlegte panisch, was ich nun tun sollte. Einer direkten Attacke auszuweichen war möglich, doch ich würde es nicht mehr als ein oder vielleicht sogar zwei mal schaffen, bis er mich erwischen würde.

Er setzte den Fuß nach vorne und auch ich spannte meine Beine an, um weg zu rennen, doch plötzlich schob sich Armin wieder zwischen uns. Er hatte die Arme ausgeschrenkt und mir den Rücken zu gedreht.

"Hauptgefreiter Levi!", sagte er ernst.
"Ich bitte Sie. Ich glaube nicht, dass von ihr eine Bedrohung ausgeht!"

"Sie hat dich entführt.", hörte ich Levi sagen und beinah hätte ich aufgeschnauft. 'Entführt' ist vielleicht ein bisschen zu dramatisch!

"Weil sie schutzlos war!", verteidigte mich Armin.
"Ich glaube, sie versteht nicht, was hier vor sich geht. Sie weiß nichts von Titanen!"

"Behauptet sie das?", Levis Blick war auf mich gerichtet und ich stand immer noch Bereit, für den Fall, dass er mich angriff.

"Sie wirkte ehrlich!"
Armin rührte sich keinen Milimeter und ich sah nun, wie Levi seinen Blick von mir nahm und zu Armin sah.

Ich sagte kein Wort und sah zwischen den Beiden hin und her. Ich wusste nicht, warum mich dieser Armin in Schutz nahm, aber ich glaube, er rettet mir gerade das Leben.

"Bist du dir Sicher, Armin?"
In seiner Stimme lag eine unterschwellige Drohung und Himmel, wenn er jemals so mit mir reden sollte, würde ich vermutlich in Tränen ausbrechen!

"Ja.", sagte Armin mit fester Stimme und plötzlich war ich mir nicht mehr Sicher, warum ich ihn im ersten Augenblick als Schwächsten seiner Truppe auserwählt hatte.

"Tch.", machte Levi und er nahm eine lockerere Haltung ein.
"Wie heißt du, Weib?"

"Frieda Hafner.", log ich ohne zu zögern. Ich kannte diese Leute nicht und ich wollte nicht, dass sie meinen echten Namen kannten.

"Du wirst mitkommen und du wirst uns alles erzählen. Wenn du allerdings  Dummheiten machst, wird Armin dich nicht noch einmal retten können, verstanden?"

Armin drehte sich zu mir und schenkte mir ein Lächeln. Ich drehte mich zu dem Wald und dachte einen Moment nach. Wenn es diese Menschenfressenden Monster wirklich geben sollte, wäre ich vermutlich sehr bald tot.
Anderseits würde ich zu irgendwelchen Fremden gehen, die mich ohne zu zögern bedroht hatten.
Ich sah zu Levi. Er hätte mich sogar getötet, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.

"Ob du verstanden hast?", fragte er mich noch einmal.

"Ja.", hauchte ich leise.

"Tch.", machte Levi wieder und ging langsam wieder zu der Mauer. Armin lächelte mich immer noch an und deutete mit einem Kopfnicken, dass ich ihm folgen sollte.

Ich seufzte, doch ich hatte das Gefühl, als bliebe mir keine andere Wahl, als auch in die Richtung der Mauer zu gehen...

Levi x Reader ~Another Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt