Erklärungsnot

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Chris war angekettet und sein Gesicht war blutunterlaufen und blau. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn sofort erkannt hätte, doch es gab keine Zweifel. Dort war Chris.

Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, spürte ich einen Arm, die sich gegen meine Kehle drückte und mich gegen die Zellentür zwängte.
Ich sah nach vorne und starrte in Levis wütenden Augen.
"Was hat das zu bedeuten?", knurrte er mich an und ich umfasste seinen Unterarm, um den Druck von meinem Hals zu lösen.

"LASS SIE IN RUHE!", hörte ich Chris schreien und ich hörte, wie er an den Ketten zerrte.

"K-keine...Luft.", presste ich hervor und ich spürte wie er seinen Arm ein wenig runter nahm, mich jedoch immer noch gegen die Zelle drückte.
Ich sog ein wenig die Luft ein, doch Levi starrte mich immer noch an und erwartete eine Antwort.

"Verdammt! [Y/N] , wehr dich! Du weißt, wie es geht!", wies mich mein bester Freund an.

"Halt die Klappe, Chris!", knurrte ich ihm entegegen und sah zu ihm, doch sofort wurde mein Gesicht umfasst und wieder zurück gedreht.

"Sprich nicht mit ihm, sondern mit mir. Ich hab gefragt, was das zu bedeuten hat."
Levis Stimme war drohend und ich spürte, wie mein Herz unangenehm gegen meine Brust pochte. 
Auch wenn viele ihn nicht mochten, hatte ich mich immer gut mit Levi verstanden. Klar, er war meistens schlecht gelaunt und genervt, doch er hatte mir vieles beigebracht und sich Zeit für mich genommen. Er war nie so streng zu mir, wie er es bei den anderen war und ich hatte die Trainingszeit mit ihm genossen.

Doch jetzt, wie er mich mit dem Abscheu in den Augen anstarrte, machte er mir angst. Und ich wusste nicht, wie ich ihm klar machen sollte, dass ich keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging.

"Er ist ebenfalls aus meiner Welt.", erklärte ich ihm und er drückte mich noch einmal fester gegen die Gitter, was mich zum aufzischen brachte.
Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch keinesfalls wollte ich jetzt weinen.

"Womit hast du noch gelogen..?"
Er war mit seinem Gesicht näher an meines gekommen und ich musste meine gesamte Anstrengung aufbringen, um nicht weg zu sehen.

"Was..meinen Sie?", fragte ich.

"Er hat dich nicht Frieda genannte. Womit hast du also noch gelogen? Vielleicht ist die Geschichte mit der anderen Welt auch gelogen?"

Ich kniff meine Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
"Das stimmt nicht.", sagte ich und sah ihn wieder an.
"Ihr seid damals mit Schwerten auf mich zu gerannt, als ich hier aufgetaucht war. Ich hatte keine Ahnung, was ihr für Leute seid, also habe ich euch nicht meinen echten Namen genannt. Der Rest war die Wahrheit."

"Ich glaube dir aber nicht."

"Bitte, Hauptgefreiter. Ich habe euch noch nicht einen Grund gegeben mir zu misstrauen!"
Ich spürte, dass es mir immer schwerer fiel meine Tränen zurück zu halten und ich sah Levi in die Augen und hoffte, dass er mir endlich glauben würde!

"Das reicht, Levi.", mischte sich nun auch Erwin ein.
"Ich werde Fried-. Nein, [Y/N] im Nebenraum befragen und du übernimmst ihn. Wenn sie die Wahrheit sagen, werden ihre Aussagen übereinstimmen."

Levi sah mich noch lange an und auch ich sah ihm in die Augen. Es war nichts als blanke Wut in ihnen zu sehen und ich wusste, dass nun das gute Verhältnis zwischen uns zu Grunde gegangen war.
 
Langsam ließ er locker und ich sah ihn noch einen Moment an, ehe ich mein Kopf wieder drehte und zu Chris sah.
Doch bevor ich meinen Kopf vollständig umgedreht hatte, spürte ich eine Hand unter meinem Kinn, die mich aufhielt.

"Verschwinde.", knurrte Levi und ich nickte nur sachte.
Erwin stand bereits an der Tür und wartete auf mich.
Er führte mich in ein Nebenzimmer, indem nichts weiter als ein kleiner Tisch und zwei Stühle standen. Er deutete mir Platz zu nehmen und ich setzte mich.

"Bitte , Kommander. Chris ist kein schlechter Mensch, tun Sie ihm nichts!", flehte ich, bevor er irgendwas sagen konnte.

"Das werden wir sehen. Erzähl mir noch einmal, wie du hier her gekommen bist."


Ich erzählte von dem Vogelsee und wie ich diesen Strudel entdeckt hatte.
Ich berichtete jedes kleine Detail, was mir einfiel und ich hoffte, es würde Chris befreien.
Erwin stellte noch einige Fragen und auch diese beantwortete ich so gut, wie es mir möglich war.

Irgendwann beendete Erwin das Gespräch und sagte, dass ich auf mein Zimmer gehen sollte.Ich stand auf, bewegte mich aber sonst keinen Milimeter.

"Was wird mit ihm geschehen?", fragte ich und ich traute mich nicht nach oben zu sehen.

"Im besten Fall..", sagte Erwin ruhig.
"..werden wir mit ihm so vorgehen, wie wir es mit dir gemacht haben. Es wird trainiert und von uns aufgenommen."

"Und im Schlimmsten Fall?"
Ich spürte wie meine Hände zitterten, als ich die Frage stellte.

"Werden wir ihm der Militärpolizei übergeben."

"Was wird da mit ihm geschehen?"

"Vermutlich wird er gehängt."

Erschrocken sah ich zu ihm und sofort schossen mir wieder die Tränen in die Augen.
"Das können Sie nicht zulassen..", hauchte ich.

"Beruhige dich. Wir warten erst einmal, wie sich die Dinge entwickeln."

Ich sah zur Seite und ich atmete ein paar Mal tief durch. Ich verschrenkte meine Arme vor meinem Oberkörper, um das Zittern zu verstecken.
Mir schossen die letzten paar Minuten durch den Kopf und ich versuchte das ganze zu verarbeiten.

"Meinen Sie...der Hauptgefreite hasst mich?", fragte ich ihn irgendwann. Ich wusste, Erwin war niemand, mit dem ich drüber sprechen wollte, doch es war eine Frage, die mir in den Sinn kam.

"Vielleicht.", sagte er knapp und ich nickte einfach nur.
"Geh jetzt auf dein Zimmer."
Er öffnete die Tür und ich trat schweigend hindurch. Ich hatte meine Arme immer noch verschrenkt und als ich sah, dass Levi ebenfalls im Flur stand und zu warten schien, war ich wirklich froh drum. Ich spürte seinen stechenden Blick auf mir und ich sah nur zu Boden, als ich an ihm vorbei lief.

Ich sah nicht einmal hoch, bis ich irgendwann in meinem Zimmer angelangt war. Es war noch niemand von den anderen da und ich war wirklich froh.
Ich krabbelte direkt ins Bett und verkroch mich unter meiner Decke. Ich ließ meine Tränen freien Lauf.
Wenn alles ganz beschissen laufen würde, würde Chris sterben. Zusätzlich hatte ich den Hauptgefreiten gegen mich gebracht.

Wieviel Pech konnte man bitte haben?
Ich wusste, dass ich die gesamte Nacht kein Auge zu machen würde und so war es schließlich auch....

Levi x Reader ~Another Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt