Nach der Expedition

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Ich nahm die Bücher aus den Regalen und wischte einmal drüber. Seit fast vier Wochen war ich nun schon hier und ich hatte immer noch keine Möglichkeit gefunden wieder zurück zu kehren. Ich hatte die erste Woche noch in meiner Zelle verbringen müssen, doch danach wurde mir ein Bett bei Mikasa und Sasha zu geteilt.
Ich mochte die Beiden wirklich sehr und verstand mich gut mit ihnen.

Ich war beim täglichen Training dabei, jedoch war Levi der Meinung, dass ich noch nicht bereit war, um bei der Expedition, bei dem der Aufklärungstrupp seit drei Tagen unterwegs waren, dabei zu sein. Also war ich mit wenigen Rekruten alleine im Hauptquartier.

Levi hatte mir die Aufgabe gegeben sein Büro in Ordnung zu halten, während er weg war. Er meinte, er würde merken, wenn ich nicht täglich sauber machen würde. Und da ich aus unerklärlichen Gründen tatsächlich glaubte, er würde es merken, wischte ich täglich den Staub.

Am ersten Tag hatte ich erst einmal meine Neugierde befriedigt und in jede Schublade geguckt, doch außer ein wenig Papierkram hatte ich nichts spannendes gefunden.
Das einzige was mich immer noch neugierig machte, war die letzte Schublade. Sie war verschlossen, doch ich konnte keinen Schlüssel finden.

Ich wischte gerade über den Schreibtisch, als mich ein Glockenklingeln aus den Gedanken riss. Irritiert ging ich zum Fenster und öffnete es, doch ich konnte nichts entdecken. Ich sah, wie die Menschen zum Tor der Mauer liefen.
Es dauerte noch einen kleinen Moment, bis die Mauer geöffnet wurde und als erstes ritt Erwin hinein.
Der Aufklärungstrupp war wieder da.

Ich schnappte mir meine Lappen und sah mich noch einmal kurz um, doch da ich seit vier Tagen nichts anderes zu tun hatte, als Levis Büro zu putzen, glänzte es hier.
Ich brachte mein Putzzeug weg und rannte hinunter.

Ich sah, wie alle nach einander hinein traten und als ich Sasha sah lächelte ich leicht. Auch sie strahlte mich sofort an und kam auf mich zu gelaufen.
"Frieda!", strahlte sie mich an und schloss mich in eine Umarmung. Ich lachte etwas und erwiderte die Geste.

"Schön, dass ihr wieder da seid!", sagte ich ehrlich.
"Geht es allen gut?"

"Ja soweit schon. Es gab leider wieder viele Tote, doch wir haben einen Gefangenen.", erzählte sie mir und ich blickte sie ein wenig verwirrt an.

"Einen Titanen?", fragte ich.

"Ja, den auch. Aber wir haben auch einen Mann gefunden, der uns angegriffen hat. Der Hauptgefreite hatte Ordentlich mit ihm zu tun und sogar eine kleine Platzwunde am Kopf, doch er hat ihn dann geschnappt und wir haben ihn mit genommen, um ihn auszufragen."

"Wirklich?", fragte ich und ich wusste nicht, ob mich die Tatsache wunderte, dass der Aufklärungstrupp Gefangene nahm oder dass der Hauptgefreite sich prügelte.

"Ich bin am Verhungern!", jammerte Sasha irgendwann und ich musste sofort lachen. Es war so typisch für sie!

"Es ist gleich sowieso Zeit fürs Abendessen. Bring deine Sachen aufs Zimmer und wir können zusammen zum Essen, wenn du willst."

"Klar, warte hier auf mich!"
Sie rannte sofort los und die Vorstellung gleich etwas zu Essen zu bekommen, schien ihr neue Kraft zu schenken.

Ich starrte ihr noch hinterher, bis sich Eren neben mich stellte.
"Hey Eren.", grüßte ich ihn und er grüßte zurück. Auch Mikasa und Armin gesellten sich zu uns und ich war froh, dass der Blonde in Ordnung war.
Auch wenn er Soldat war, wusste ich, dass seine Kampffähigkeiten nicht die Besten waren, weswegen ich mir um ihn am meisten Sorgen gemacht hatte.

Nachdem Sasha wieder da war gingen wir zusammen zum Abendessen. Sie erzählten mir von der Expedition und auch wenn ich wirklich angst vor meinem ersten zusammentreffen mit einem Titanen hatte, freute ich mich schon darauf, auch endlich diese Mauern verlassen zu können.

Schließlich redeten wir irgendwann über diesen Fremden Mann, den sie aufgegabelt hatten.
"Ich habe gehört...", erzählte Armin.
"...dass der Kerl einem Titanen den Kinn rausgeschlagen haben soll!"

"Das ist doch quatsch!", sagte Eren und auch ich wunderte mich einwenig, wie so etwas funktionieren sollte.

"Das hat Hanji gesagt!", verteidigte sich Armin.

"Die sind doch viel zu groß!", sagte nun auch ich.

"Es gibt auch kleinere, die nur 2 Meter groß sind, da wäre es möglich!"

"Aber es wächst doch sofort wieder zu, wer ist denn so doof und kloppt sich mit einem Titanen? Er ist doch nicht Hulk.", fragte ich ein wenig Kopfschüttelnd.
Armin zuckte nur mit den Achseln.
"Das ist das was Hanji gesagt hat. Was ist Hulk?"

Ich wolle gerade erklären, wer Hulk ist, als Hanji sich zu uns an den Tisch stellte.  Ihr Blick war auf einen Stapel Papiere in ihrer Hand gerichtet und sie wirkte gestresst.

"Mist.", fluchte sie.

"Alles ok?", fragte ich sie und sie sah das erste Mal auf.

"Nein. Ich habe hier Papiere, die eigentlich Levi jetzt braucht."
Sie seufzte schwer und reichte mir vier Zettel.
"Wärst du so nett, sie ihm zu geben? Ich habe keine Zeit, um noch ständig hin und her zu laufen."

"Klar. Ist er im Büro?" '

"Nein, im Kerker."

"Alles klar."

"Danke, Frieda.", sagte sie noch knapp, ehe sie wieder weiter lief.

"Sie ist ja richtig gestresst.", meinte ich zu den anderen und Armin lachte auf.

"Ja, wir haben einen Titanen für sie mitgebracht und seitdem kann sie an nichts anderes denken, als mit ihm zu experimentieren."

Auch ich lachte kurz auf und erhob mich.
"Ich gehe mal schnell runter.", sagte ich zu den anderen und winkte ihnen kurz. Ich trat durch den Flur und begab mich direkt in den Keller.

Da ich keine Ahnung hatte, wo genau sich Levi auffhielt, durchsuchte ich jedes Zimmer, bis ich schließlich in dem Bereich der Zellen angelangt war.
Die Tür, die zu den Zellen führte war geschlossen, also klopfte ich an.

"Wer ist da?"
Ich erkannte sofort Levis Stimme und ich antwortete:
"Hauptgefreiter, hier ist Frieda. Hanji hat mir Papiere für Sie mitgegeben."

"Bring sie rein."
Ich öffnete die Tür und ich sah auch, das Erwin neben Levi stand. Auf seiner Stirn war ein Pflaster aufgeklebt, also hat er sich wohl tatsächlich mit diesem Typen geschlagen.
Mein Blick wanderte kurz an ihm runter, doch ich konnte glücklicherweise keine weiteren Verletzungen feststellen.

Ich lief auf ihn zu und überreichte ihm die Papiere. Ich blieb in salutierter Stellung vor ihm stehen und wartete, ob er noch weitere Anweisungen gab.
Er überflog die Papiere.

"Hat Hanji irgendwas dazu gesagt?", fragte mich Levi.

"Nein, Hauptgefreiter.", antwortete ich ihm und ich sah, wie er die Stirn leicht runzelte. Ich blieb ruhig stehen und hinter mir hörte ich Ketten klirren.

Ich hatte den Rücken zur Zelle gedreht, doch wenn ich mich umgedreht und in die Zelle gesehen hätte, hätte ich ihn vielleicht noch warnen können. Ihm stumme Zeichen gegeben oder irgendetwas anderes unternehmen können.
Doch es traf mich wie ein Hammerschlag, als ich eine kratzige und tiefe Stimme hinter mir erkannte:
"[Y-y/N]...?"

Ich riss erschrocken meine Augen auf und wie in Zeitlupe drehte ich meinen Kopf nach hinten und dort entdeckte ich denjenigen, den ich hier am wenigsten erwartet hatte.
Chris....

Levi x Reader ~Another Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt