Unterricht

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Ich landete auf einem dicken Ast und wankte erst mal beachtlich. Mit einer Hand hielt ich mich am Stamm fest und ein kurzer Schwindel überkam mich, als ich sah, wie hoch ich war.

Levi landete neben mir und es ärgerte mich ein wenig, dass er dabei so elegant aussah.
"Du kannst die Haken dazu nutzen, dass du dein Gleichgewicht hälst.", erklärte er und jetzt wo er sagte, hätte ich auch selber drauf kommen können!

"Du wirst dich jetzt von Ast zu Ast schwingen.", sagte Levi und deutete auf den Wald vor uns.
"Du wirst nicht anhalten, bis ich dir weitere Befehle gebe, verstanden?"

"Ja.", sagte ich aufgeregt, doch sofort durchbohrte mich sein kalter Blick.
"Jawohl, Hauptgefreiter.", verbesserte ich mich sofort.

"Fang an.", wies er knapp an und ich ließ mir das nicht zwei mal sagen. Ich visierte den nächsten Ast an und schoss die Haken hinein. Ich sprang von dem Ast runter und ließ mich nach vorne ziehen. Ich lachte auf, weil es ein unglaublicher Adrenalinkick war.

Als ich unter dem Ast hing, zog ich die Haken wieder ein und schoss sie ins nächste. Es war einfach und machte so unglaublich spaß.

Ich machte es noch einige Male und ich hörte Levi etwas hinter mir rufen. Das Blut sauste mir allerdings in den Ohren und ich verstand nicht, was er sagte.
Ich schoss die Haken in den nächsten dicken Ast und drehte mich zu ihm.

Er sah wütend aus und ich sah, wie er schneller wurde, um mich einzuholen. Ich wollte mich gerade nach oben ziehen, als plötzlich nur noch ein kleines Zischen aus meinem 3DM kam. Ich sah nach unten und schnell verstand ich: Mein Gas war leer!

Ich geriet ins straucheln und eine plötzliche Panik überkam mich. Ich drückte auf den Knopfen meines Griffes herum und viel zu spät merkte ich, wie dumm das war, denn die Haken lösten sich von dem Ast, andem ich hing und ich spürte, wie ich richtung Boden sauste.

Ich sah bereits mein ganzes Leben an mir vorbei ziehen, als ich mit einem Mal gepackt wurde und sanft auf den Boden abgesetzt wurde.

"Bist du Lebensmüde?", hörte ich Levi direkt neben mir motzen. Mein Herz klopfte viel zu schnell und ich merkte, wie ich am ganzen Körper zitterte.
"Ich habe dir gesagt, du sollst anhalten, bist aber wie eine geisteskranke weiter geflogen. Du vergeudest zu viel Gas!"

"E-entschuldigung, Hauptgefreiter."
Ich wollte ihm nicht  in den Arsch kriechen, aber er hatte mir das Leben gerettet und wie es schien hatte er ja recht. Ich war so im Rausch, dass ich gar nicht dran gedacht hatte, nach meinem Gas zu schauen.

"Tch.", machte er nur und drehte sich von mir weg.
"Das nächste Mal lass ich dich fallen.", warnte er mich und etwas empört starrte ich zu ihm. Arschloch.

"Wir gehen jetzt zum Frühstück und danach wirst du mit Hanji mit gehen.", sagte er weiter und mich überkam eine leichte Übelkeit. Mit dieser Wahnsinnigen sollte ich meine Zeit verbringen?
Ich sah wie Levi los lief und ich folgte ihm.

Nachdem wir aus dem Wald getreten waren, legten wir die 3DM ab und gingen zurück zu dem Gebäude.
Schweigend kamen wir im Speisesaal an und ich sah stur zu Boden, da ich das Gefühl hatte von allen angestarrt zu werden.

Ich folgte Levi noch zur Essensausgabe, doch er machte sich nur einen Tee und verschwand dann sofort und ich sah noch, wie er sich zu Hanji und Erwin setzte.

Ich füllte mein Tablett mit ein paar Kleinigkeiten auf und stellte enttäuscht fest, dass es keinen Kaffee gab.
Ich füllte mir also nur ein Glas Wasser auf und drehte mich um. Alles Tische waren besetzt und ich wünschte mir gerade, dass ich einfach in meiner Zelle essen könnte.

"Frieda!", hörte ich jemanden rufen und es dauerte einen Moment, bis ich kapierte, dass ich gemeint war.
Ich drehte mich zu der Stimme und entdeckte Armin, der mich anlächelte und wild winkte. An seinem Tisch saßen noch die Soldaten, die mich am See empfangen haben und als ich den Blick der Schwarzhaarigen sah, war ich mir sicher, dass ich nicht willkommen war.

Die einzigen die ich hier aber noch kannte, waren Levi und Hanji. Da ich meiner Meinung nach aber mehr als genug Zeit mit ihnen verbrachte, schlürfte ich zu Armin.

"Setz dich doch zu uns!", strahlte mich der Blonde an und ich lächelte ihm ebenfalls entgegen.
"Danke.", nuschelte ich leise und setzte mich neben ihn.

"Darf ich vorstellen: Das ist Mikasa, Eren und Sasha."
Er deutete auf die Soldaten, die mich empfangen habe und ich nickte ihnen nur sachte zu.

"Das sind noch Connie und Jean.", deutete er auf zwei weitere Soldaten, die ebenfalls am Tisch saßen.

Ich lächelte ihnen zu und ich hoffte, dass ich mich vielleicht mit ihnen noch ein wenig anfreunden konnte. Bei den ersten dreien hatte ich das Gefühl, dass ich es bereits verkackt hatte.

"Freut mich.", sagte ich höflich und mein Blick glitt auf meinen Teller.

"Wie war dein Training beim Hauptgefreiten?", fragte mich Armin und ich lächelte sofort wieder.

"Unglaublich!", sagte ich freudestrahlend und plötzlich begann Sasha laut zu lachen. Irritiert sah ich zu ihr.

"Einzeltraining mit ihm! Das wäre der Horror! Ich kenne keinen, der 'Unglaublich' sagen würde!", erklärte sie lachend und ich schmunzelte ein wenig.

"Na gut. Ich meinte eigentlich, dass ich die 3DM ausprobiert habe und mit ihnen durch die Gegen zu fliegen, war unglaublich!", erklärte ich mich und Sashe nickte verstehend.

"Kennst du das nicht?", fragte sie mich und ich schüttelte den Kopf.

"In meiner Welt gibt es nichts, was dem ähnelt.", sagte ich und ich überlegte einen Moment, ob das wirklich stimmte.

"Wie bewegt ihr euch fort?", fragte Armin und es war deutliche Neugierde in seiner Stimme zu hören.

"Hm. Meistens mit dem Auto.", nuschelte ich und ich sah in die Verständnislosen Blicke der anderen.
"Das sind sowas, wie...Kutschen. Nur aus Metall und sie werden nicht von Pferden gezogen, sondern von Benzin. Und wir lenken sie."

Ich erklärte ihnen noch eine Weile unsere Fortbewegungsmittel und ich sah, wie alle gespannt an meinen Lippen hingen. Selbst Mikasa fragte zwischenzeitlich mal etwas und ich war erleichtert, dass sie ihren bösen Blick verloren hatte.

Plötzlich stellte sich jemand neben mich und als ich mich umdrehte, sah ich Hanji.
"Komm, wir gehen in mein Büro.", sagte sie und ich erhob mich, verabschiedete mich noch knapp und folgte Hanji durch das Gebäude direkt in ihr Büro.

"Ich bin für die Erforschung und Untersuchung der Titanen zuständig.", sagte sie und sie deutete auf einen Sessel, dass ich mich setzten sollte und ich tat es.
"Da du quasi auch unerforschtes Gebiet bist, werde ich auch dich erforschen."

Ich starrte entsetzt zu ihr und mir schossen sofort Horrorszenarien durch den Kopf, als sie das aussprach.
Sie lachte sofort auf und sie schien zu wissen, was ich dachte.

"Keine Sorge. Ich werde dir nicht weh tun. In der Zelle wollte ich nur eine Blutprobe, damit ich es mit unserem Blut vergleichen kann."

"Sie hätten auch einfach fragen können.", nuschelte ich etwas verlegen, da sie immer noch nicht aufhörte zu lachen.

"Ja, stimmt. Manchmal überkommt es mich einfach. Also: Darf ich etwas Blut von dir haben?"

Ich nickte und entzückt klatschte sie in die Hände und holte wieder die Spritze aus ihrem Schrank. Sofort kam sie wieder auf mich zu gelaufen und ich streckte ihr meinen Arm entgegen. Sie setzte die Spritze an, doch ich zuckte zurück.
"Wollen sie nicht meinen Oberarm abbinden?", fragte ich, denn so kannte ich es von den Ärzten bei uns.

"Wieso sollte ich?", fragte Hanji verwirrt und ich seufzte leicht.

"Geben Sie mir mal ein Seil oder ähnliches.", bat ich und sie griff nur kurz hinter sich und holte ein Seil hevor. Ich nahm es und wickelte es um meinen Oberarm. Ich knotete es zu, streckte meinen Arm wieder aus und 'pumpte' ein wenig mit meiner Hand.

Sofort sah man deutlich die ganzen blauen Äderchen auf meinem Arm und ich deutete auf sie.
"Das sind die Venen, in denen das Blut verläuft. Man sieht sie so deutlicher und es ist einfacher das Blut abzunehmen.", erklärte ich und hoffte, dass ich es einigermaßen richtig erklärte. Schließlich war ich keine Ärztin!

Hanji bestaunte die Adern und sah zu mir.
"Das ist ja genial!", sagte sie, was mich zum Lachen brachte. Sie setzte die Nadel an und sofort schoss Blut in die Kapulle.
"UNGLAUBLICH!", schrie sie und sie füllte es mit meinem Blut.
"Macht man das so, da wo du herkommst?", fragte sie mich, als sie die Nadel wieder entfernte.

Ich nickte lediglich und band mir das Seil wieder ab. Die Stelle blutete ein wenig und mir war klar, dass die Stelle nicht desinifiziert wurde, doch ich bezweifelte, dass sie so etwas besitzen.

"Wenn ich dir meinen Pflichtteil von den Titanen erzählt habe, möchte ich alles über deine Welt wissen, verstanden?"

"J-jawohl.", nuschelte ich, denn sie war mir wieder sehr nahe gekommen und ich sah wieder dieses glänzen in ihren Augen, was mir ein wenig angst machte.

Sie setzte sich mir gegenüber in den Sessel und begann zu erzählen. Ich hörte ihr gespannt zu, denn es gab vieles über Titanen, was ich nicht wusste und es war erschreckend, wozu sie Fähig waren, wobei es, wenn Hanji es aussprach, alles nur halb so schlimm war.

Ich merkte, dass sie total in ihrem Element war, denn sie redete und redete und redete....

Levi x Reader ~Another Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt