Argumente

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Schweigend lief ich hinter Levi her. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, aber spürte immer noch die Wut in mir.

Er öffnete seine Bürotür und sie hielt auf, sodass ich eintreten konnte. Ich stellte mich still neben die Tür und wartete, bis er eingetreten war und sich an seinen Schreibtisch setzte.

"Ist er der Vater?", fragte er noch bevor er sich hingesetzt hatte.

Ich konnte es mir gerade so noch verkneifen die Augen zu verdrehen. Wie lange würde mich dieses Gerücht noch verfolgen?
"Ich bin nicht schwanger.", sagte ich nur knapp und sah zu ihm. Auch er blickte auf und schien einen Moment darüber nachzudenken.

"Verstehe.", sagte er einfach nur leise und lehnte sich etwas zurück.
"Wenn ihr so weiter macht, dauert es allerdings nicht mehr lange."

"Und wenn, würde es Sie ja nichts angehen.", knurrte ich. Ich war genervt von diesem hin und her. Chris brachte mich in eine Bredouille nach der nächsten und das Verhalten des Hauptgefreiten konnte ich nicht nachvollziehen.

"Es geht mich was an, wenn ihr eure Hormone nicht unter Kontrolle haltet und so viel Unruhe in meine Truppen bringt."

"Wir haben nichts getan!"

"Ach nein?", sein Blick durchbohrte mich und ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte.
"Dafür konnte er mir gestern im Speisesaal aber sehr detailliert beschreiben, wie sich deine Lippen auf seine anfühlten."

Ich riss ein wenig überrascht meine Augen auf und dachte angestrengt nach, bis ich irgendwann der Groschen fiel.
Chris war wirklich darauf bedacht den Hauptgefreiten aus der Reserve zu locken. Auf einer Party vor vielen Jahren, hatten Chris und ich uns mal beim Flaschendrehen küssen müssen. Dabei sind wir hinterher in schallendes Gelächter ausgebrochen, weil es für uns beide wirklich merkwürdig war.
Das war das erste und letzte Mal, dass wir uns näher gekommen waren und wir waren uns einig, dass das nichts für uns war.

Doch warum zur Hölle legte Chris es so drauf an und rieb es Levi unter die Nase? Er hatte schon öfter versucht mich mit irgendjemanden zu verkuppeln, doch so weit war er noch nie gegangen.

Und so wie Levi mich momentan ansah, war ich mir wirklich sicher, dass er keinerlei Interesse an mir zeigte.

Ich legte mein bestes Pokerface auf und sah ausdruckslos zu ihm.
"Es wird sicherlich nicht mehr vorkommen."

"Gut. Dann geh.", er lehnte sich nach vorne und nahm sich bereits den ersten Zettel in die Hand, was er bearbeiten wollte.

"Ich wollte Sie auch etwas fragen.", sagte ich und Levi sah wieder auf.

"Ich bin beschäftigt."
Wieder sah er auf den Zettel, doch ich blieb immer noch stehen.

"Wieso wollen Sie mich nicht auf der nächsten Expedition dabei haben?"
Er hasste mich sowieso, da war es auch egal, wenn ich seine Befehle nicht befolgte.

"Es ist meine Entscheidung, die hast du zu akzeptieren. Geh jetzt."

"Ich bin nicht schwächer als die anderen!", ich merkte, wie die Wut wieder hochbrodelte. Doch Levi sah wieder genervt zu mir hoch und ich sah, wie er tief durchatmete.

"Mittelmäßige Nahkampftechnicken und miserabler Umgang mit dem 3DM reichen nicht, um bei einer Expedition teilzunehmen."

"Das stimmt nicht und das wissen Sie!", ich wurde etwas lauter, doch das war mir egal. Ich wollte mit kommen! Abgesehen davon, dass es an meinem Stolz kratzte, wollte ich sehen, ob ich herausfinden konnte, wie ich wieder zurück in meine Welt gelange.

"Stellst du gerade mein Urteilsvermögen in Frage?"
Ich hörte die unterschwellige Drohung klar heraus, doch es war mir egal. Wäre ich weniger wütend und verletzt, hätte ich den Mund gehalten, doch ich tat es nicht.

"Ja, das tue ich. Denn im Augenblick können Sie mir keinen rationalen Grund nennen, warum ich nicht mitkommen sollte!"

"Es gibt Leute, die sollten keine Soldaten werden. Du gehörst definitiv dazu."

"Was fällt Ihnen ein, so etwas über mich zu sagen?!"

"Da draußen gibt es zu viele Tote, die etwas besseres verdient hätten.", auch Levi wurde nun lauter.

"Aber es ist nicht Ihre Entscheidung, wie und wodurch wir sterben!", schrie ich genauso zurück.

"Ich habe keine Zeit dich während einer Mission zu schützen und mir Sorgen um dich zu machen!", während er sprach ist er aufgesprungen und hatte seine Faust auf den Tisch geknallt.

"Aber ich soll hier zurück bleiben, ohne den blassen Schimmer, ob es Ihnen gut-"
Ich biss mir auf die Zunge, nachdem ich da realisierte, was ich gesagt hatte. Und auch was er eben gesagt hatte.
Mir schossen die Tränen in die Augen, denn die Wut hatte sich noch weiter hochgepusht. Ich hörte Levi leise seufzen und ich hörte, wie er sich wieder auf den Stuhl setzte.

"Aber Sie sind der Hauptgefreiter.", sagte ich irgendwann leise und ich kämpfte darum, dass meine Stimme nicht zu zittern begann.
"Wenn dies Ihre Entscheidung ist, werde ich ihr Folge leisten."

Ich spürte, wie Levi mich eine ganze Weile betrachtete, doch ich sah nur zu Boden, darum kämpfend meine Tränen zu unterdrücken.

"Das ist sie.", sagte er irgendwann und ich atmete zitternd durch.
"Und jetzt verschwinde. Ich bin beschäftigt."

Ich salutierte noch einmal und trat dann, ohne ihn anzusehen, hinaus. Ich blieb einen Moment stehen und versuchte meine Wut zu unterdrücken, in dem ich einige Male tief ein- und ausatmete.
Ich hörte, wie es in Levis Büro laut polterte und kurz überlegte ich, ob ich nach ihm schauen sollte, doch ich entschied mich dagegen.

Ohne zu wissen, wo ich hin gehen sollte, geisterte ich durch das Hauptquartier. Ich trat nach draußen und als mir die kühle Luft entgegen schlug, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten.
Sie liefen mir über die Wange und lief zum Trainingsplatz. Ich ging zielstrebig zum Boxsack und schlug einige Male dagegen, um meiner Wut Luft zu machen.

Ich schlug unentwegt weiter ein, als mich eine Stimme aus den Gedanken riss:
"Wer hat dich denn verärgert?"

Ich drehte mich um und entdeckte Hanji, die mit einer Flasche merkwürdiger Flüssigkeit hinter mir stand.
"Der Hauptgefreite.", knurrte ich und schlug wieder gegen den Sack.

"Shorty?", fragte sie überrascht.
"Was hat der Rüpel gemacht?"

"Nichts.", sagte ich knapp, doch Hanji stellte sich neben den Boxsack und hielt ihn mit einer Hand fest.

"Lüg mich nicht an."
Der Klang ihrer Stimme hatte ein Mischung aus Wärme und Drohung, weswegen ich ergeben seufzte.

"Er ist der Meinung, ich wäre nicht dafür geeignet eine Soldatin zu sein.", erklärte ich und ich sah, wie Hanji überrascht ihre Augenbrauen hob.

"Hat er das gesagt?"

"Ja.", knurrte ich. Hanji sagte eine ganze Weile nichts und starrte nur in die Leere. Ich beobachtete sie eine ganze Weile und war schon am überlegen, ob ich sie anstupsen sollte, um sicherzustellen, dass sie noch lebte.
Doch dann grinste sie plötzlich.

"Jetzt wird mir alles klar...", nuschelte sie, dann sah sie zu mir.
"Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich drum."

In ihren Augen überkam sie wieder der Wahnsinn und wenn ich etwas wusste, dann dass ich mir definitiv sorgen machen musste...!

Levi x Reader ~Another Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt