Hanjis Plan

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Die Vorbereitungen für die nächste Expedition war im vollen Gange. In zwei Tagen würden sie aufbrechen und mich überkam ein mulmiges Gefühl.

Wieder würde ich nur untätig herumsitzen können und da Levi und ich seit unserem Streit nicht ein Wort miteinander sprachen, würde ich vermutlich dieses Mal noch nicht einmal sein Büro sauber machen.

Chris und die anderen waren damit beschäftigt den Plan noch einmal zu besprechen und da ich nicht dabei war, spazierte ich nutzlos durchs Hauptquartier.

Ich überlegte kurz, ehe ich nach unten schlenderte und vor Hanjis Büro landete.

"Name und Anliegen?", hörte ich sie fragen und ich verdrehte kurz die Augen. Sie sollte weniger Zeit mit Levi verbringen, denn normalerweise bat sie alle direkt hinein.

"Ich bin [Y/N].", sagte ich nur. Ich hatte kein Anliegen. Mir war nur langweilig.

"Komm rein.", sagte sie schließlich und ich betrat das Büro.

"Zu dir wollte ich später sowieso noch mal, aber was kann ich für dich tun?", fragte sie mich und ich zuckte mit den Schultern.

"Ich werde demnächst viel Zeit haben. Gibt es irgendwas wobei ich dir helfen kann?"

"Aw!", schrie sie auf und klatschte sich in die Hände.
"Auf meinem Schreibtisch sind zig Unterlagen, die bearbeitet werden müssen. Wenn du damit anfangen würdest, wäre das super!"

Ich nickte nur, doch als ich den Stapel sah, bereute ich es schon beinah wieder. Ich trat ein bisschen näher und begutachtete die Blätter.
Hier waren Papiere, die bereits wieder bei Erwin auf dem Schreibtisch liegen sollte, lange bevor ich hier aufgetaucht war!

"Wie läuft es zwischen dir und Levi?", fragte sie irgendwann ganz nebenbei und ich erhob meinen genervten Blick.

"Da gibt es nichts, was laufen könnte.", sagte ich grummelnd und Hanji seufzte schwer.

"Er ist ein Vollidiot, wenn es darum geht, seine Gefühle zu zeigen."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass er überhaupt Gefühle hat.", murmelte ich und damit ich mich irgendwie ablenken konnte, setzte ich mich an den Schreibtisch und begann die Papiere abzuarbeiten.

"Aus dir könnte auch eine gute Abteilungsführerin werden.", kicherte sie, als sie mich arbeiten sah und ich sah etwas überrascht nach oben, als sie mir eine Tasse Tee hinstellte.

"Danke.", nuschelte ich ein wenig verlegen und ich nippte an dem Tee.
"Hm, der ist wirklich lecker!", sagte ich ein wenig überrascht, da es nicht viele Teesorten gab, die ich mochte.

"Levi mag ihn auch. Ich habe ihm eben auch welchen vorbei gebracht."

"Aha.", sagte ich nur und ich konzentrierte mich wieder auf die Papiere.

Hanji seufzte wieder schwer und setzte sich mir gegenüber.
"Levi mag dich. Ich hab ihn noch nie mit so übertriebenen Stimmungsschwankungen gesehen, wie seit du da bist, das musst du glauben. Deswegen will er auch nicht, dass du bei der Mission dabei bist. Ihm ist es lieber, dass du ihn hasst, als dass du da draußen stirbst."

"Egal welche Gründe er hatte. Er hat sie sehr deutlich gemacht.", sagte ich kalt und ich nahm mir den nächsten Zettel.
Ein Schreiben, dass bereits vor drei Wochen bei Levi sein sollte. Ich sah, dass auch die nächsten vier Zettel an Levi gerichtet waren und ich beschloss, dass ich die erst einmal bearbeiten würde. So hatte er zumindest noch genug zu tun, wenn er wieder kommen würde.

Ich nippte noch einmal an dem Tee und ich spürte Hanjis Blick auf mir ruhen.
"Ich bin beinah zeitgleich mit Levi zum Aufklärungstrupp gekommen.", begann Hanji und sie riss meine Aufmerksamkeit auf sich.
"Bei ihm waren noch zwei Freunde von ihm. Isabel und-"

"Du brauchst mir keine alten Liebesgeschichten von ihm erzählen.", grummelte ich, was Hanji zum auflachen brachte.

"Ich glaube nicht, dass sie sich geliebt haben. Zumindest nicht so, wie du denkst. Aber es hat Levi das Herz gebrochen, als sie da draußen getötet wurde und ich glaube, seitdem ist er noch vorsichtiger, wen er an sich ran lässt. Ich glaube es würde ihn umbringen, wenn er noch jemanden, den er liebt verlieren würde."

Ihre Stimme wurde immer leiser, doch ich sagte nichts dazu. In gewisser Maße konnte ich es nachvollziehen, was sie sagte und ich verstand vielleicht sogar Levis Vorgehensweise. Aber wir waren kein Paar, noch nicht einmal Freunde. Er war mein Vorgesetzter und ich Soldatin. Auch wenn ich vielleicht mehr für ihm empfand, als ich eigentlich sollte.

Ihm war nur einmal rausgerutscht, dass er sich keine Sorgen machen sollte, doch ansonsten hatte ich noch keine Gefühle in der Richtung bei ihm entdecken können.

Ich spürte, wie mein Herz schneller zu schlagen begann, als es sollte und etwas überrascht legte ich meine Hand auf die Brust. Ich hatte mich nicht aufgeregt und auch sonst nichts getan, was mein Herz so viel schneller schlagen lassen würde.

Ich nahm noch einen schluck von dem Tee und hoffte, dass er mich etwas beruhigte.
"Ah!", schrie Hanji plötzlich auf und nahm sich einen Zettel von meinem 'Levi-Stapel'.
"Der muss unbedingt zu Levi! Würdest du es ihm bringen?"

Ich sah sie mit meinem 'Ist-das-jetzt-dein-Ernst-Blick' an.
"Nein, Hanji."

"Das ist ein Befehl.", sagte sie plötzlich streng und ich verdrehte die Augen, als ich mir den Zettel aus der Hand schnappte.
Ich hasste es, wenn sie diese Karte ausspielte.

Sie lächelte mich an, doch ich ging wortlos nach draußen. Ich hatte jeglichen Kontakt zu Levi unterbunden und ich würde versuchen diesen Besuch so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.

Es dauerte nicht lange, bis ich vor seinem Büro ankam, als ich auch schon anklopfte. Ich wollte mir gar keine Gedanken darüber machen.

"Name und Anliegen?", hörte ich es genervt und beinah genauso genervt antwortete ich:

"Hier ist [Y/N] und ich habe Unterlagen von Hanji an Sie."

"Komm rein.", sagte er knapp und ich betrat das Büro.
"Leg es auf den Schreibtisch und geh dann wieder."

Am liebsten hätte ich ihn für seine Art eine reingehauen, doch ich riss mich zusammen. Schließlich wollte ich auch nicht meine Zeit mit ihm verplempern.

Ich trat gerade zum Schreibtisch und legte das Blatt ab, als es plötzlich hinter mir klickte. Sowohl Levi als auch als sahen zur Tür, doch es war nichts zu sehen.

Stattdessen hörten wir ein plötzliches Lachen und es war unverkennbar Hanji!
"Tut mir leid ihr zwei!", hörte man sie durch die Tür rufen.
"Aber ich kann mir das nicht länger mit euch ansehen!"

Levi sprang von seinem Schreibtisch auf und ging zu Tür. Er rüttelte an der Tür, doch sie war verschlossen.
"Hanji...", knurrte er.
"Ich werde die Tür eintreten, wenn du sie nicht sofort öffnest."

"Mach doch!", hörte ich sie wieder lachen.
"Doch dann wird es dauern, bis du eine neue bekommst. Holz ist schwer zu bekommen, zu diesen Zeiten.

Spätestens morgen früh, komme ich wieder vorbei und horche mal, ob ich euch endlich ausgesprochen habt."

Levi schlug gegen die Tür.
"Verdammt, Hanji! Ich habe keine Zeit für deine Spielchen!"

"Pech, Shorty. Aber du hast ja Hilfe!", lachte sie wieder.
"Bis daaaaannn~!", trällerte sie.

"Achso!", hörten wir sie noch sagen.
"Das hätte ich ja beinah vergessen: Den Tee, den ihr beide heute von mir bekommen habt, war mit ein paar Kräutern versetzt, die euch hoffentlich helfen, euch ein wenig näher zu kommen.
Übrigens hat mich Chris auf die Idee gebracht!"

Ich hörte noch, wie ihr Lachen immer leiser wurde, doch ich stand wie geschockt immer noch neben dem Schreibtisch.
Es war erst nachmittags und ich sollte bis morgen früh mit Levi hier eingesperrt sein? Und von welchen Kräutern hatte Hanji gesprochen?

Es klang ein wenig wie....Viagra?

Levi x Reader ~Another Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt