Warten

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Chris lag immer noch auf der Krankenstation also hielt ich mich während meiner Aufwärmrunden an Sasha und Mikasa.
Sie verfolgten meine Blicke, die immer und immer wieder zu Levi und Petra glitten. Er schenkte uns so gut wie keine Aufmerksamkeit, stattdessen besprach er irgendwelche Papiere mit ihr.

Diese unglaubliche Eifersucht brachte mich beinah um. Ich rannte einen ticken Schneller um meine aufkommende Wut los zu werden, doch es brachte nur minimal etwas.

Die Runden gingen meiner Meinung nach viel zu schnell um, als wir uns wieder vor Levi stellten und auf weitere Anweisungen warteten.

"Nahkampf.", sagte er, ohne aufzublicken und am liebsten würde ich mich zu ihm gesellen und ihm direkt eine reinhauen.
Er hat mich die gesamte Nacht warten lassen und konnte mich noch nicht einmal ansehen! Stattdessen unterhielt er sich ununterbrochen mit Petra, die das ganze mehr als deutlich zu genießen schien!

"Bereit?", riss mich Mikasa aus den Gedanken und ich drehte mich von Levi weg, um mich ihr gegenüber zu stellen.

"Ja.", sagte ich knapp und kaum hatte ich das Wort ausgesprochen, stürzte sie sich auf mich und ich wich ihr aus.

Es tat mir schon beinah ein wenig für Mikasa leid, doch es war die perfekte Möglichkeit meine Aggressionen los zu werden und so bekam sie meine gesamte Kraft zu spüren.
Sie lag auf dem Boden und ich half ihr auf.

"Hat es etwas mit den Beiden zu tun?", fragte mich Mikasa und deutete mit einem Kopfnicken zu Petra und Levi.

"Tch.", machte ich einfach und ich ärgerte mich ein wenig, dass ich Levis Angewohnheit bereits übernommen hat.

"Was ist los?", fragte sie mich und ich seufzte leicht.

"Er hat mich die ganze Nacht sitzen lassen und heute Morgen kam Petra in sein Büro und hat ihm ein frisches Hemd gebracht. Jetzt hocken sie immer noch zusammen und er sieht mich noch nicht einmal an!", fasste ich kurz zusammen und Mikasa starrte wieder zu den beiden.

"Er wird sich sicherlich noch bei dir entschuldigen.", nuschelte sie und ich schnaufte nur.

"Er kann mich mal.", murrte ich.


"Weiter machen!", hörte ich Levi rufen und als ich zu ihm sah, merkte ich, dass er uns damit meinte. Ein wenig entsetzt starrte ich zu ihm und ich musste mir wirklich verkneifen, ihm meinen Mittelfinger zu zeigen!
So ein Arsch!

Mikasa stupste mich leicht an und ich stellte mich ihr wieder gegenüber. Wir kämpften noch eine ganze Weile, ehe uns Levi an die 3DM scheuchte.

Ich schnallte es mir um und sah, dass Mikasa und Sasha bereits auf mich warteten. Ich hörte ein kleines Geräusch hinter mir und als ich mich umdrehte, sah ich Levi auf mich zu kommen. Doch bevor er bei mir war, ließ ich meine Haken in einen Stamm schießen und zog mich nach oben.

"Meinst du das war eine gute Idee?", fragte Sasha sofort, als ich neben ihr landete und sie nickte leicht zum Hauptgeftreiten. Auch ich sah kurz zu ihm und mich traf sein wütender Blick, doch ich ignorierte es einfach und schoss mich weiter durch den Wald.

Ich killte einen Papp-Titan nach den nächsten und versuchte mich nur darauf zu konzentrieren, doch meine Gedanken schlichen sich immer wieder zu Levi. Meine Güte! Ich war so unglaublich sauer auf ihn!

Mir war durchaus klar, dass er schwer beschäftigt war und ich wäre vermutlich nicht so zickig, wenn er nur die Nacht weggeblieben wäre. Aber dass Petra vorbei kam und sie selbst jetzt noch an ihr hing, wie eine Klette, brachte mich zur Weißglut!

Noch weitere 30 Minuten übten wir mit dem 3DM, ehe wir wieder auf dem Trainingsplatz landeten. Wir zogen die Gurte aus und Levi verschwand wieder mit Petra.

Ich trottete mit Sasha zum Frühstück und setzte mich an den Tisch. Ich bekam kaum was hinunter, doch ich wusste, ich würde etwas essen müssen.
Ich würgte mir ein Brot hinunter und das zweite überließ ich Sasha.

Sie war noch am Essen, doch irgendwann erhob ich mich, entschuldigte mich bei ihr und verließ den Speisesaal.
Ich durchquerte den Flur und betrat das Krankenzimmer.

Auch Chris war gerade am frühstücken, als ich zu ihm ans Bett ging.
"Guten Morgen!", begrüßte er mich und ich erwiderte den Gruß, als ich mich auf den Stuhl neben ihn setzte.

"Alles klar?", fragte er skeptisch und ich seufzte lediglich.
"Was ist los?"

Auch ihm erklärte ich die Situation und seine erste Reaktion war, dass er laut zu lachen begann.
"Du bist eifersüchtig?"

"Halt die Klappe.", murrte ich nur, was ihn noch mehr zum Lachen brachte.

"Ganz ehrlich. Ich schätze den Hauptgefreiten jetzt nicht so ein, dass er ein Weiberheld ist, der erst dich und danach die nächste ins Bett kriegen will. Das mit Petra ist sicherlich nur beruflich."

"Ja, das glaube ich ja auch nicht.", gab ich zu.
"Aber er verbringt die gesamte Nacht und den Tag mit ihr, währenddessen er kein Wort mit mir wechselt!"

"Hm. Hast du ihm das Buch gegeben?"

"Chris!"

"Hast du?"

"Er hat es gefunden.", gab ich nuschelnd zu.

"Und?"

"Was und?"

"Wie hat er reagiert?"
Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und wieder begann Chris heftig zu lachen, hielt sich allerdings sofort die schmerzende Seite.

"Hat er es gleich ausprobiert?", kicherte Chris und ich verdrehte die Augen.

"Petra hat dabei gestört."
Sofort hörte er auf zu lachen und verzog das Gesicht.

"Das ist natürlich echt doof.", überlegte er laut.
"Ich würde ihm aber noch eine Chance geben. Wann trefft ihr euch immer? 21 Uhr?"

Ich nickte lediglich und er lächelte mich an.
"Dann geh zu der Zeit hin und warte auf ihn. Du kannst ihm ruhig klar machen, dass du sauer bist, aber ich würde ihm noch eine Chance geben!"

Ich dachte kurz drüber nach und nickte dann. Vielleicht konnte er wirklich nichts dafür, dass er so viel Zeit mit Petra verbringen musste und ich wusste ja, dass er ein vielbeschäftigter Mann war.


Ich verbrachte noch den gesamten Tag bei Chris und er teilte mit mir sein Abendessen, ehe er irgendwann auf die Uhr sah.
"Ich an deiner Stelle würde noch duschen gehen, bevor du zu Levi gehst. Ich meine es ja nicht böse, aber du stinkst!"

Ich lachte und boxte ihm gegen die Schulter.
"Wenn ich die ganze Zeit nur im Bett verbringen würde, würde ich auch nicht stinken!"

Ich erhob mich und verabschiedete mich von ihn. Es war bereits kurz vor halb neun und ich ging schnell in mein Zimmer, um mich sauber zu machen.
Ich ging an den Kleiderschrank und suchte mir besonders hübsche Unterwäsche für Levi heraus. Danach zog ich mir noch ein Top und eine kurze Hose über, dann ging ich, mit leichten Herzklopfen zu Levis Büro.

Ich klopfte an, doch wieder bekam ich keine Reaktion. Als nach dem zweiten Klopfen wieder nichts kam, betrat ich das Zimmer einfach und bereits so wie gestern abend, fand ich es leer hervor.

Ich seufzte etwas, zündete die Kerze auf dem Schreibtisch wieder an und schlenderte ins Schlafzimmer.
Ich ließ mich aufs Bett fallen und wartete.

Und wartete.
Und wartete.
Und wartete....

Levi x Reader ~Another Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt