Affekt

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Noch drei weitere Nächte habe ich auf Levi gewartet. Bei der vierten kam er zu mir. Wir schliefen miteinander, doch danach sackte er neben mir zusammen und schlief sofort ein. Die Nächte darauf ließ er sich wieder nur sporadisch Blicken.
Während der Trainingseinheiten ignorierte er mich zum größten Teil und auch sonst, hatten wir so gut wie keine Zeit füreinander.

Es waren wieder zwei Nächte vergangen, in denen ich vergeblich auf ihn gewartet hatte und diesen Abend entschied ich mich dazu, dass ich nicht zu ihm gehen würde. Stattdessen ging ich in mein Zimmer, in dem bereits Sasha und Mikasa lagen.
Sie sahen mich und wussten, dass etwas nicht stimmte, sagten jedoch nichts dazu.

Schweigend ging ich zu meinem Kleiderschrank, zog mir meine Schlafsachen an und legte mich wortlos ins Bett.

"Willst du drüber reden?", hörte ich Sashas Stimme in die Dunkelheit fragen und ich schüttelte den Kopf, bis mir einfiel, dass sie es ja nicht sehen konnte.

"Nein.", sagte ich leise und drehte mich auf die Seite. Ich spürte wie sich mir die Tränen in meinen Augen sammelten.
Mir tat sein Verhalten so unglaublich weh. Es verletzte mich, dass er mich kaum beachtete. In den letzten Tagen hatte er mehr mit Petra, als mit mir gesprochen.

Ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen und ich drückte mir meine Hand auf meinen Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken.

Ich hörte es neben mir raschen und überrascht drehte ich mich um, als ich Mikasas Stimme hörte:
"Rutsch mal rüber."

Ich robbte an die Seite und ich merkte, wie Mikasa die Decke anhob und sich neben mich legte. Ich spürte, wie sie ihren Arm um meine Hüfte legte und mich an sich zog.

"Er hat es nicht verdient, dass du seinetwegen weinst.", flüsterte sie leise und ich drehte mich zu ihr, um mich etwas näher an sie zu kuscheln.
Sie streichte mir über meine Arme und es tat so unglaublich gut von ihr beruhigt zu werden.
So dauerte es auch nicht lange, ehe ich in einen ruhigen Schlaf glitt...

Ein lautes Klopfen riss uns alle aus den Schlaf. Wir hoben gleichzeitig unsere Köpfe und erst als noch einmal klopfte, stand Mikasa neben mir auf und öffnete die Tür.

"Ist sie hier?", hörte ich sofort eine bekannte Stimme und ich sah, wie Levi wütend an der Tür stand.

"Ja, lassen Sie sie schlafen.", sagte Mikasa und ich hörte, wie es ihr überhaupt nicht in den Kram passte, dass er vor der Tür stand.

"Nein. Weck sie auf."

"Nein."

Sie funkelten sich einen Moment an und als ich sah, dass Levi einen gefährlichen Schritt auf Mikasa zu machte, sprang ich aus dem Bett und trat neben Mikasa.

"Schon gut.", sagte ich an sie gerichtet und ich sah, wie sie zögerte, doch schließlich drehte sie sich dann doch um und ging wieder ins Zimmer.

"Was willst du hier?", fragte ich Levi direkt und ich zog die Tür ein wenig hinter mir zu, um eine wenig Diskretion zu wahren.

"Du warst nicht in meinem Bett."

"Du auch nicht. Seit einigen Tagen."

"Du liegst sonst immer da."

"Ja. Alleine!"

"Komm mit."
Er packte mein Handgelenk und wollte mich mit sich ziehen, doch ich riss mich wieder los.

"Nein."
Ich verschrenkte die Arme vor meiner Brust und funkelte ihn wütend an. Auch er funkelte mich an, ehe seine Hand wieder nach vorne schoss, mein Handgelenk wieder umfasste und mich hinter sich herzog.

Ich versuchte mich zu befreien, doch er ließ nicht locker.
"Levi! Lass los!", knurrte ich wütend, doch er ignorierte es einfach und ließ erst locker, als er mich in sein Büro geschoben hat.
Er schloss die Tür hinter mir, drückte mich grob dagegen und küsste mich.

Mein Herz setzte kurz aus, da ich von seiner Reaktion überrascht war, doch dann wurde ich wieder klar und schubste ihn von mir.

"Was ist los mit dir?!", fragte ich aufgebracht und starrte ihn entsetzt an.

"Das könnte ich dich auf fragen!", er lehnte seine Hand links und rechts gegen die Tür, sodass er mir viel zu nahe war.
Ich wollte mich drunter durch schleichen, doch er fasste mich am Oberarm und hielt mich fest.
"Rede!", forderte er.

Ich wollte mich wieder losreißen, doch er drückte noch fester zu. Ich verkniff schmerzerfüllt mein Gesicht, doch er sah es nicht. Er zog mich kräftiger am Arm und schrie schon beinah, dass ich ihm endlich antworten solle.

"Au..", zischte ich auf, als er mich mit sich zog und viel zu stark aufs Bett schmiss. Ich keuchte schmerzerfüllt auf, doch ich war kaum zu Atem gekommen, als er schon über mir hockte und wieder seine Lippen auf meine drückte.
Ich wollte meinen Kopf weg drehen, doch er umfasste mein Gesicht und ließ es nicht zu. Ich spürte, wie er mein Nachthemd zu öffnen begann und ich riss erschrocken meine Augen auf. Ich umfasste sein Handgelenk, um ihn davon abzuhalten, doch er machte einfach weiter.

Mein Herz begann panisch zu klopfen und ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Ich versuchte etwas zu sagen, doch seine Lippen blockierten jeden Ton.
Mir liefen die Tränen über die Wangen, doch er bekam es gar nicht mit.

Ich boxte ihm gegen seine Brust, doch auch darauf reagierte er nicht. Irgendwann blieb mir nichts anderes übrig und ich zog mein Knie an und rammte es ihm zwischen die Beine.

Er keuchte schmerzerfüllt auf und krümmte sich. Ich nutzte die Chance, schob ihn bei Seite und schlüpfte aus dem Bett.
Mit zitternden Fingern schloss ich meine Bluse wieder zu und ich hörte, wie auch er aus dem Schlafzimmer kam und auf mich zu lief.

Ich drehte mich zu ihm, schob meine Hände nach vorne und wollte ihm aufhalten, doch als er mich ansah, weiteten sich seine Augen und er rührte sich keinen Millimeter.

"[Y/N]...", hauchte er erschrocken. Ich wusste, dass mir immer noch die Tränen über das Gesicht liefen und ich zitterte am gesamten Körper.
Er machte wieder einen Schritt auf mich zu und ich lief noch einen nach hinten. Dann blieb er wieder stehen.

"Hab...hab keine Angst vor mir...", flüsterte er leise, doch ich wusste nicht, wie ich in diesem Moment keine Angst vor ihm haben sollte.

Ich ließ ihm nicht aus den Augen, als ich langsam und vorsichtig zur Tür lief. Als er merkte, was ich vorhatte, kam er hinterher und er versperrte den Durchgang, bevor ich angekommen war.
"Bitte.", flehte er und es erinnerte mich daran, als er mich anflehte an keinen gefährlichen Missionen mehr teilzunehmen und in Sicherheit zu bleiben.
Es fühlte sich an, als sei seitdem eine Ewigkeit vergangen, soviel war in der zwischenzeit vergangen.
"...lass uns drüber reden."

"L-lass...mich bitte einfach gehen.", flehte ich nun ebenfalls und ich spürte weitere Tränen über meine Wangen laufen.

"Ich..ich liebe dich, [Y/N].", er sah mir in die Augen, als er mir das sagte und ich sah ein verdächtiges glitzern darin.
"Es tut mir leid, was ich dir eben angetan habe. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist."

Er strich sich durch die Haare und ich sah, wie er verzweifelt überlegte, wie er es wieder gut machen konnte.
"Ich weiß, ich bin nicht der beste Geliebte, den man haben kann. Aber ich will dich nicht verlieren. Ich gebe mir Mühe-"

"Achja?", unterbrach ich ihn  und ich funkelte ihn wütend an.
"Davon habe ich in den letzten Tagen nicht viel gemerkt! Du hast mich hier auf dich warten lassen, wenn du dann mal da warst, hatten wir Sex und kein weiteres Wort mehr miteinander gesprochen!"
Ich sah, wie er mich entsetzt ansah, doch er unterbrach mich kein einziges Mal. Die gesamte Wut der letzten Tage brodelte wieder auf und obwohl mir immer noch die Tränen liefen, tat es unglaublich gut, ihm endlich zu sagen, was mich so störte.

"Petra hat vermutlich öfter mit dir gesprochen, als ich! Und dann schickst du sie los, um die neue Kleidung zu bringen. Und ich war ein wenig überrascht, wie gut sie sich hier auskennt. Das hat sie doch sicherlich nicht zum ersten Mal gemacht!"
Ich begann lauter zu reden und wischte mir die Tränen vom Gesicht.

"Man könnte beinah meinen, sie wäre deine Freundin. Denn mit mir hast du ja nichts weiter, als Sex. Was bin ich für dich, Levi? Deine Hure? Denn genauso fühle ich mich!"
Ich trat wütend zu ihm und schob ihn von der Tür weg. Ich hatte meine Hand bereits an der Klinke und drückte sie hinunter, als er die Tür hinter mit seiner Hand schloss.

Ich spürte, wie er dicht hinter mir stand, denn ich konnte seinen hektischen Atem in meinem Nacken spüren. Noch einmal versuchte ich, die Tür zu öffnen, doch er ließ es nicht zu.

"Ich liebe dich.", hauchte er leise mit zitternder Stimme und ich hörte auf damit, die Tür öffnen zu wollen.
"Es tut mir leid, wie das ganze für dich rüber gekommen sein muss."

Er berührte mich nicht, doch ich nahm ihn ganz klar hinter mir wahr. Ich spürte seine wärme und seine Stimme bescherte mir eine Gänsehaut, die ich momentan gar nicht wollte.

"Niemals bist du für mich nur eine Hure. Du bist die wichtigste Person in meinem Leben. Petra ist mir egal, wenn du es von mir verlangst, schmeiße ich sie aus meinem Team, doch denk bitte niemals mehr so etwas."
Ich spürte, wie er sanft eine Haarsträhne hinter mein Ohr strich und ich schloss meine Augen.

"Ich will niemand anderen als dich, bitte glaube mir das.", wieder war da ein leichtes zittern in seiner Stimme und er drückte ganz sanft seine Lippen auf meine Schulter.

"Lass es mich dir beweisen. Bleib für immer bei mir. Ich werde mich bessern, ich verstehe, wie du dich gefühlt haben musst und es tut mir unglaublich weh, dass du angst vor mir gehabt hast."
Seine Finger wanderten sachte über meinen Hals und ich spürte seinen Blick auf mir ruhen.

"Lass es mich dir beweisen. Als deinen Mann."
Ich riss meine Augen auf und sah zu ihm. Auch er sah mir direkt in die Augen und ich war überrascht, wie viel wärme ich darin sehen konnte.

"Bitte.", hauchte er wieder, ohne von mir weg zu sehen.
"Heirate mich....."

Levi x Reader ~Another Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt