Was ist schon perfekt?

#26-Eine talentierte Familie und eine unerwartete Wendung.

Hört euch unbedingt die beiden Lieder an, die in dem Kapitel vorkommen! Ich finde es sehr wichtig für die Wirkung des Kapitels :D werdet ihr gleich sehen :D Viel Spaß euch lieben!

- Heavy in your arms - Florence+ The Machine

- My love- Sia Furler

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„So jetzt drehe dich bitte noch einmal zu mir." Langsam bewege ich mich drehend nach links. Mein Bein schwebt seitlich, fest angespannt neben mir in der Luft und ich bin ein wenig beeindruckt, dass ich es so lange in dieser Position halten kann. Immerhin erfordert das auch eine gewisse Stärke. Doch gleichzeitig merke ich, wie langsam die Kraft aus meinen Muskeln weicht und mein stehender Oberschenkel verdächtig anfängt zu zittern.

„Kevin..", stoße ich in einem ausgeatmeten Atemzug aus. „Ich glaube ich kann gleich nicht mehr!"

Kevin mustert meine zitternde Haltung und lässt meinen Oberarm los, den er davor gestützt hat. Seit nun gut zwei Stunden trainieren wir schon verschiedene Haltungen, von denen er der Meinung ist, dass wir sie nicht nur unbedingt wiederholen, sondern auch in unsere nächste Choreo aufnehmen sollten. Bei seinem großen Engagement traue ich mich nicht ihn in seinem brausenden Tätigkeitsdrang zu stoppen und ihm zu eröffnen, dass wir zu zweit diese Choreo nie tanzen werden- und wenn doch dann erst in knapp einem Jahr.

„Stella, du träumst mal wieder", reißt mich mein neuer Partner aus meinen Gedanken. Ich schaue ihn an und muss grinsen. Er steht an der Stange, die im hinteren Teil des Raumes aufgebaut ist und wischt sich mit seinem Handtuch den Schweiß von dem Gesicht.

Auch wenn er wirklich einen sehr asigen Namen hat, finde ich ihn seit den zwei Stunden ziemlich sympathisch. Kevin ist wirklich ein hervorragender Trainer und Partner. Er stellt sich nicht auf eine höhere Stufe, was andere an seiner Stelle auf jeden Fall tun würden, denn er ist unglaublich talentiert und besitzt beinahe eine makellose Technik. Was sich Isi dabei nur gedacht hat uns zusammen zu tun?

Doch was viel wichtiger für mich ist, als sein unumstrittenes Tanztalent, ist seine ehrliche und offene Art. Wenn er lächelt, dann lächelt er wirklich. Sein ganzes Gesicht fängt dabei an zu leuchten und wie dumm es klingen mag, sogar seine Augen funkeln dabei belustigt. Außerdem hat er mich bestimmt allein in der letzten Stunde zehnmal zum Lachen gebracht.

Ja, ich mag diesen Typen. Würde ich jetzt in Düsseldorf bleiben und nicht nach England ziehen, würde ich mich bestimmt mit ihm anfreunden.

„Komm her und trink was! Nicht das du noch dehydrierst bei diesem Trainingspensum!", er fängt wieder an zu grinsen und wirft mir eine Plastikflasche Wasser zu, die er aus seiner Tasche gefischt hatte. Schnell hebe ich meine rechte Hand und fange das Wasser lässig. „Gut gefangen", kommentiert Kevin anerkennend. Ich fange schon wieder an zu kichern.

Warum? Keine Ahnung. Heute ist ein guter Tag.

Während ich ein paar lange Schlucke von dem herrlich erfrischendem Wasser nehme, gehe ich auf die Stange zu, an der auch mein Handtuch hängt.

Mit einer kurzen Handbewegung werfe ich die Flasche in meine Tasche, die neben der Stange steht und schnappe mir mein Handtuch. Von dem ganzen Techniktraining bin ich tatsächlich nass geschwitzt. Kevin hatte mich ordentlich auf trapp gehalten.

„Wie lange tanzt du eigentlich schon? Weil du es echt unglaublich gut kannst.", frage ich ihn aus einem Instinkt heraus und hänge mir das Handtuch über die Schulter, während ich meine vor Schweiß nassen Trainingsklamotten mustere. Ihhhhh! Eine Dusche würde mir jetzt unglaublich entgegenkommen.

„Lass mich kurz nachrechnen..", antwortet Kevin und verzieht beim Nachdenken lustig sein Gesicht, sodass ich schon wieder lachen muss.

„Eigentlich schon mein ganzes Leben lang, aber das liegt wahrscheinlich an den guten Genen in unserer Familie, mir wurde das irgendwie in die Liege gelegt. Ich meine, meine Schwester tanzt wie eine Göttin und ich bin auch nicht so übel. Das liegt uns irgendwie."