#15- Gott, die Welt und eine Situation, die mich völlig aus der Bahn wirft.

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….Schicksal…

Dieses Wort will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen, seit Lu es eben im Café angesprochen hatte.

Nachdem wir noch gut eine Stunde über Jace geredet, beide noch einen Donat verdrückt und diverse Lachanfälle gut überstanden hatten, beschlossen wir, dass es Zeit fürs Bett war.

Josy gaben wir, aufgrund unserer guten Laune, reichlich Trinkgeld, wofür wir mit einem breiten Grinsen und Umarmungen bedankt wurden. Dick angezogen traten wir satt und zufrieden auf die Straße und verabschiedeten uns. Ich blickte Lu noch eine Weile hinter her, die mit einem aufrechten, fröhlichen Gang zur Bushaltestelle stolzierte, um mich schließlich abzuwenden und in Richtung meiner Straße zu trotten.

Ich bin auch fröhlich, keine Frage. Das Gespräch war, wie immer, großartig und hat mich auf einer ganz anderen Ebene denken lassen. Trotz alledem lässt mich dieser eine Satz nicht mehr in Ruhe.

Das Süße.. Ist Schicksal…

Ist es wirklich Schicksal? Und wie grausam ist dieses dann? Ich meine, klar auf jeden Fall kann ich aus diesem ‚Schicksal‘ profitieren, aber zu welchem Preis?

Meine Großmutter liegt im Sterben und aus diesem Grund, werde ich ein Jahr nach England ziehen, darüber hinaus werde ich die Chance haben Zeit mit dem Jungen zu verbringen, der mein Herz höher schlagen lässt und der es innerhalb weniger Stunden geschafft hat, mein Inneres Wrack wieder zum Leben zu erwecken.

Schicksal

Wie kann es denn sein, dass es auf der einen Seite so gut und auf der anderen so schlecht ist? Für mich ist es schrecklich zu wissen, dass ich eine Frau kennenlernen werde, bei der ich genau weiß, dass ich in einem Jahr um sie trauern muss. Ich möchte mir überhaupt nicht vorstellen wie schlimm der Gedanke für meinen Vater sein muss, der schon immer ein sehr emotionaler Mensch war, dem Verlust sehr nahe geht.

Und das soll dieses Schicksal sein?

Ich spüre wie mich eine unglaubliche Wut packt. Wut auf die Welt, auf die Gesellschaft und auf dieses sogenannte Schicksal.

Wütend bin ich auf einmal auch auf die Leute, die dieses Wort alltäglich benutzen.

Ein gutes Beispiel ist die Hochzeit meiner Tante, auch wenn ich mich in den letzten Tagen wieder zum Menschen gewandelt habe,

Hochzeiten hasse ich immer noch und das werde ich wahrscheinlich auch für den Rest meines Lebens tun.

In der Rede, die meine Tante für ihren Mann gehalten hat, hatte sie dieses Wort, gegen das ich so eine Wut empfinde, auch benutzt.

„Ich wusste es sofort, Bob, als ich dich das erste Mal sah. Still vor dich hinlächelnd bist du in diese Bar gekommen. Deinen Arbeitsanzug trugst du noch und auch deine Aktentasche hieltst du so dominant in deiner Hand, dass ich genau wusste: Dieser Mann weiß was er tut. Und da, als ich dich bemerkte, das erste Mal.. wusste ich dass du mein Schicksal bist, Schatz. Ich wusste, dass diese erste Begegnung unsere Augen Schicksal war und dass wir zusammen unser Schicksal leben würden.“

Verächtlich schüttle ich den Kopf als ich mich an diese schrecklich kitschige Rede erinnere. Warum zum Teufel schreibt und sagt man so etwas? Und dann auch noch in der Öffentlichkeit vor tausenden Menschen? Sie hatte dieses Wort benutzt, als wäre es etwas Gutes. Als wäre es etwas was einen nur positive Geschenke im Leben machen würde. Wie kann man denn nur so naiv sein?

Ich spüre wie ich immer wütender werde und es passt einfach perfekt,  dass in diesem Moment die ersten E-Gitarren  Töne von  Rise Against *Savoir* in meinen Ohren erklingen.

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