#12- Ein Schlag ins Gesicht und die Flucht danach

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Eine halbe Ewigkeit später sitzen wir alle drei zusammen am Tisch und genießen unser wohl verdientes, selbstgekochtes Essen. Das liebe ich so an meiner Familie, wenn wir uns etwas vornehmen, wie heute zum Beispiel das gemeinsame putzen und kochen, dann ziehen wir es auch alle zusammen durch und in den meisten Fällen ist das Endergebnis immer hundert Prozent. Jetzt sind wir alle völlig kaputt und es herrscht stille, nur die typischen Essensgeräusche sind zu hören. Mama räuspert sich kurz. Justus und ich richten unseren Blick auf sie und warten gespannt was sie uns zu sagen hat. Sie nippt an ihrem Wein und hält eine Minute die spannende Stimmung damit.

„Stella ich wollte mit dir über etwas reden und ich glaube jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.“

Sie lässt die Hand mit dem Weinglas kreisen und beobachtet, wie der Wein seine Spuren am Glas hinterlässt. Ein seltsames Gefühl breitet sich in mir aus. Was soll jetzt noch kommen? Ich meine warum verhält sie sich so komisch? Noch immer ist ihr Blick auf das Weingleis gerichtet, als könne sie den Wein überreden für sie die Botschaft zu überbringen.

Justus hat sich mittlerweile schon wieder seinem Essen zugewandt, weil es scheinbar nicht um ihn geht. Mein kleiner Bruder halt.

Meine Mutter seufzt und als würde ein Ruck durch ihren Körper gehen, stellt sie das Weingleis entschlossen auf den Tisch, stellt ihre Ellenbogen auf unseren schönen, alten Holztisch und legt ihren Kopf auf die Handrücken.

„Bevor ich das jetzt erzähle Stella, bitte ich dich nicht sofort auszurasten, James und ich haben lange darüber nachgedacht und es scheint insgesamt die beste Möglichkeit zu sein.“

Unbewusst halte ich den Atem an. Meine Eltern trennen sich doch nicht etwa oder? Drückende Angst wandert durch meinen Körper und ich lasse die Gabel klirrend auf meinem Teller fallen. Mama zuckt zusammen und schließt kurz ihre Augen. Justus sieht mich an, als wäre ich die größte Idiotin auf der Welt.

„Bist du jetzt schon zu doof um deine Gabel festzuhalten?“, fragt er mich mit einem ernsthaften Gesicht. Er bekommt die Spannung, die hier gerade zweifelsohne herrscht überhaupt nicht mit.

Aber meine Eltern lieben sich doch! Sie sollen sich nicht trennen!

„Mama! Bitte trennt euch nicht!“, presse ich durch zusammen gekniffenen Lippen hervor, ohne auf den doofen Kommentar von meinem Bruder einzugehen.

Augenblicklich sind ihre Auge wieder offen und sie sieht mich geschockt an.

„Wer soll sich nicht trennen?!“ Während ich in ihr Gesicht schaue wird mir langsam bewusst, dass ich etwas total Falsches in ihr Verhalten interpretiert habe. Beschämt schaue ich auf die Essensreste auf meinem Teller.

„Naja, ich dachte..dass hörte sich gerade irgendwie ein wenig so an, als würden du und Papa euch trennen wollen.“ , murmle ich leise ohne meinen Blick zu heben.

„Nein! Ach Stella Schatz, niemals! Dein Vater und ich lieben uns, dass weißt du doch!“, ihrer Stimme hört man an, dass sie wirklich geschockt ist bei diesem Gedanken und diese Tatsache stimmt mich wieder glücklicher.

„Tut mir leid!“, sage ich etwas deutlicher. „Ich hatte heute einen stressigen Tag.“

Als ich sie wieder anschaue, sehe ich, dass sie mich mitleidig betrachtet.

„Du wir können auch morgen darüber reden, wenn James wieder da ist?“, schlägt sie vor, streckt dabei ihre Hand nach mir aus und streicht mir leicht über meinen Arm. „War vielleicht eine dumme Idee, dir das heute zu erzählen, ich wusste ja schließlich, dass du einen anstrengenden Tag gehabt hattest.“

Ich schüttle den Kopf, jetzt möchte es schließlich unbedingt wissen.

„Ne Mama, jetzt musst du schon damit rausrücken.“ Sie lächelt, doch das Fröhliche erreicht nicht ihre Augen, sondern bleibt an ihren Mundwinkel hängen.

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