#48-Mein nicht mehr zu gebrauchendes Bewusstsein.

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Ich spüre die Hitze, die im Raum liegt, ich höre die vielen Leute um mich herum lachen, trinken und tanzen. Irgendwo weiter hinter mir fällt laut scheppernd ein Glas auf den Boden, begleitet von kreischenden Begeisterungsrufen. All das höre und spüre ich, doch ich kann nicht darauf reagieren.

Wie erstarrt stehe ich in der Mitte des Raumes und umklammere mein Glas, das sicherlich schon ein Abdruck in meiner Handfläche hinterlassen hat.

Doch lösen kann ich mich davon nicht. Ganz im Gegenteil, je länger meine Augen die Bewegungen von Jace verfolgen, der gerade mit seiner Band auf die Bühne gekommen ist, desto fester umgreife ich den vermeintlich kühlen Gegenstand in meiner Hand, denn es scheint so, als wäre es das Einzige, das mich noch in dieser Welt hält.

Mein Bewusstsein ist nämlich nicht mehr zu gebrauchen.

Jace tritt jetzt an das Mikrofon, dass ein Stück zu klein für ihn ist, sodass er sich ein wenig runterbeugen muss, um seinen Mund an das raue Metall zu pressen. Er hält seine Gitarre lässig in seiner rechten Hand, während er mit der Anderen versucht den Ständer des Mikrofons zu verstellen, jedoch ohne Erfolg. Er zuckt mit den Schultern und pustet einmal leicht gegen das Metall, um zu checken, ob alles  an ist und funktioniert.

Ein leises, aber deutliches Rauschen mischt sich unter die Musik, die momentan die Stimmung der Leute begleitet. Jace nickt zufrieden und legt sich die Gitarre um den Hals, wobei er sich recken muss, sodass sein Shirt ein paar Centimeter nach oben rutscht.

Instinktiv halte ich die meine Luft an, als ich ein wenig von seinem durchtrainierten Bauch ausmachen kann.

Der Wein steigt mir eindeutig in den Kopf. Hoffentlich hat mich gerade niemand beobachtet, denke ich und wende meinen Blick schnell ab, wobei ich merke wie mir das Blut in die Wangen schießt.

Mittlerweile bin ich nicht mehr die Einzige, die bemerkt hat, dass sich auf der Bühne etwas bewegt und immer mehr Leute drehen sich mit Jubelrufen der „Band" zu.

„1,2,3.. Test, Test, Test", schallt Jace's raue Stimme, jetzt sehr viel deutlicher, durch den kleinen Raum.

Die Musik verstummt leise und somit auch die Gespräche. In meinem Bauch fängt es an zu kribbeln. Das ist es!

Auch wenn ich inständig, immer wieder versuche meinen Blick von Jace wegzureißen, gelingt es mir überhaupt nicht. Als er dann anfängt zu grinsen, fällt mir auch nicht mehr so wirklich ein was ich gerade im Begriff war zu tun.

Gleichzeitig spüre ich wie sich zwei Hände um meine Taille wickeln und sich ein Kopf auf meine Schulter legt. Ich atme den bekannten Geruch ein und lehne mich in die Armee meiner Freundin.

„Ich muss schon zugeben, er ist wirklich richtig heiß! Auch wenn ich mir nicht ganz so sicher bin, ob nicht vielleicht auch das Licht mit reinspielt."

Ich schüttle leicht den Kopf, nicht fähig etwas zu antworten.

Mae kichert leise und lässt mich dann wieder los. Ein kleiner Teil meines Gehirn möchte schauen wo Andrew ist, ob er jetzt derjenige ist, der Lu in den Armen hält, doch genau in diesem Moment fängt Jace an die ersten Akkorde zu spielen.

Konzentriert schaut er zu wie seine Finger gekonnt über die Seiten fliegen. Seine Augenlider sind gesenkt, als auch der Rest der Band einstimmt. Das erste Lied ist ein Cover, das höre ich sofort, da es eines meiner Lieblingslieder ist. Was Jace weiß.

Viele unserer Gespräche thematisierten Musik. Überwiegend  haben wir natürlich über seine Musik gesprochen, besonders weil er zwischendurch von  Songs erzählt hatte, die er im Begriff war zu schreiben, doch gleichzeitig  war er sehr daran interessiert welche Musik mir gefällt.

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